Die Versuchung der Hoffnung
hätte!“
Grinsend zucke ich mit den Schultern und ziehe ihn ein Stück zu mir herunter.
„Ich bin eben gut“, raune ich in sein Ohr und lasse ihn dann wieder los.
„Ja, das bist du in der Tat!“ Mit seiner linken Hand greift er den rosa Plüschhasen, während er den rechten Arm um meine Taille schlingt.
Ein Gefühl von Freude und Triumph macht sich in mir breit, das noch verstärkt wird, als ich mich umsehe und in die erstaunten und neidischen babyblauen Augen von Vivian Anni schaue, die uns vermutlich seit geraumer Zeit beobachten hat.
So oder so ähnlich hatte ich mir unser Wiedersehen immer vorgestellt. Sie allein und ich mit dem attraktivsten Typen weit und breit.
Okay, in meinen Fantasien hatte sie auch noch vierzig Kilo zugenommen – aber ich will mal nicht so sein. Dieser Abend ist bisher ziemlich perfekt!
Kapitel 10
Da das Gedränge auf dem Markt immer größer zu werden scheint, kämpfen John und ich uns bis zum Parkplatz vor, wo wir zumindest nicht alle dreieinhalb Sekunden angerempelt oder geschubst werden. Außerdem hat er so die Gelegenheit, das dicke rosa Häschen auf der Rückbank zu verstauen, so wirklich handlich ist das Vieh nämlich nicht.
So aus der Ferne betrachtet, gefällt der Wintermarkt sogar mir. Die einzelnen Buden und Marktstände sind von unzähligen kleinen Lämpchen beleuchtet. Es riecht nach Gewürzen, Zuckerwatte und Gegrilltem und zu uns dringen die Fetzen alter Musikklassiker herüber, in denen es um Schnee oder wundersame Winterländer geht. Ich komme nur gar nicht dazu, das Szenario eingehender auf mich wirken zu lassen, ich bin nämlich ziemlich abgelenkt.
John und ich stehen gegen sein Auto gelehnt und knutschen unablässig. Unsere Hände sind dabei fest ineinander verschlungen in seinen Jackentaschen, was ein bisschen unbequem, aber schön warm ist. Die Stimmung zwischen uns ist ganz anders, als sie vorhin an der Schießbude war. Wir benehmen uns wie zwei frisch verliebte Teenager; wir kichern, sind albern und ausgelassen. Allerdings nur so lang, bis ich meine Hände aus seinen Taschen herausziehe. In seinen Jackentaschen war es zwar schön warm, aber auf Dauer doch auch ziemlich unbequem und meine Hände waren kurz davor, einzuschlafen. Weil ich aber natürlich auf gar keinen Fall will, dass sie jetzt wieder kalt werden, schiebe ich sie kurz entschlossen einfach unter seine Jacke. Und weil das immer noch nicht warm genug ist, arbeite ich mich vorsichtig durch Pulli und Shirt vor, bis sie auf der nackten Haut seines Rückens landen.
Na klar, die Kälte ist der einzige Grund dafür!
Okay, ich muss es zugeben: Die Wärme ist nur ein Grund. Der andere ist, dass ich einfach versessen darauf bin, herauszufinden, wie John sich wohl anfühlen mag. Meine Hände fahren über seinen muskulösen Rücken. Er geht eindeutig trainieren, nur vom Gitarrespielen kann man solche Muskelpakete nicht bekommen.
„Was machst du für Sport?“ Meine Finger betasten seine Schultermuskulatur, die sich durchaus sehen lassen kann. Oder vielmehr fühlen lassen.
„Thaiboxen“, murmelt John, um anschließend meinen Kieferknochen und dann meinen Hals zu küssen. Was immer das auch sein mag, es klingt sexy und ganz offensichtlich macht es auch sexy, zumindest die Teile von ihm, die ich gerade fühlen oder sehen kann.
Die Teile von ihm, die ich in diesem Moment gerade nicht fühlen kann, wären allerdings deutlich interessanter …
Ich beschließe, meine Hände nach vorn wandern zu lassen, um zumindest schon mal seine Brust und seinen Bauch zu erkunden. Allerdings beißt John mir in diesem Moment sanft in den Hals, leckt darüber und beißt wieder zu. Diese Mischung aus Schmerz und Kitzeln scheint direkt von meinem Hals in meinen Bauch zu wandern. Dort setzt sie sich fest, um bis zwischen meine Beine auszustrahlen, sodass ich sie zusammenpresse, in der Hoffnung, den Reiz damit ein bisschen zu lindern. Vielleicht will ich ihn aber auch festhalten und verstärken, wer weiß das schon so genau. Statt meine Hände wie geplant nach vorn gleiten zu lassen, kralle ich mich jetzt unwillkürlich in Johns Rücken fest, schließe die Augen und keuche kurz auf. Mein Kopf fällt in meinen Nacken. John reagiert prompt mit einem tiefen, rauen Knurren und wir beide erstarren kurz in unseren Bewegungen, bevor wir die Augen wieder öffnen und einander ansehen.
Sein Blick ist jetzt verhangen und er atmet ein wenig schwerer, seine Lippen sind von unseren Küssen leicht gerötet. Ich bin mir
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