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Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Titel: Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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hätte Mom die Erinnerungen an alle Dinge genommen, die sie am Leben hielten. Ihre Erinnerungen an Dad.«
    »Und an dich.«
    Ich hätte gern daran geglaubt. Doch in den vergangenen Monaten hatten mich Zweifel beschlichen, und ich fragte mich, ob Mom mich vielleicht nicht stark genug geliebt hatte, um bei mir zu bleiben. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass es nicht so war, doch die Zweifel überkamen mich in den unpassendsten Momenten. Zum Beispiel wenn eine Schnapsflasche oder ein Mädchen in der Nähe war.
    »Als Jack Emersons Erinnerungen auslöschte, hat er sie durch andere ersetzt«, erklärte ich. »Aber Mom ist einfach nur … leer, glaube ich. Und Jack hat behauptet, dass sie dadurch lebensmüde wurde.«
    Der Verkehr rauschte durch die Main Street, und ich lauschte auf die beruhigenden, vertrauten Feierabendgeräusche der Kleinstadt. Das Abschließen der Läden, das Öffnen und Schließen von Autotüren, Gesprächsfetzen, in denen Pläne fürs Abendessen gemacht wurden.
    »Em hat mir von Michael erzählt«, sagte Lily. »Als er tot war. Dein Dad ist auch tot gewesen. Das ist so seltsam.«
    Ich erwähnte nicht, dass Em vor Kurzem ebenfalls tot gewesen war.
    »Aber Michael und dein Dad sind jetzt beide wieder am Leben und gesund.« Ihre Hand näherte sich meinem Arm, doch dann besann sie sich und zog sie zurück. »Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben, dass deine Mom eines Tages auch wieder gesund wird.«
    Sie glaubte nicht nur selbst an ihre Worte, sondern wollte, dass auch ich an sie glaubte. Die Aufrichtigkeit ihrer Stimme erfüllte mich mit einem Gefühl der Wärme. »Danke.«
    »Eigentlich bist du nur zu fünfzig Prozent ein Dreckskerl, weißt du das. Na ja, vielleicht neunundvierzig Prozent. Aber die restlichen einundfünfzig Prozent sind in Ordnung. Und ich wette, das liegt an deiner Mom.«
    Ich konnte nicht antworten. Meinem Instinkt folgend nahm ich ihre Hand und drückte sie sanft, bevor ich sie wieder losließ.
    Nach einer ausgedehnten Schweigeminute räusperte Lily sich. »Ich bin froh, dass wir einen anrührenden Moment hatten und so weiter, aber du solltest dir darüber im Klaren sein, dass ich dich immer noch nicht mag.«
    »Nicht mal die fünfzig Prozent, die in Ordnung sind?« Ich hatte Mühe, ernst zu bleiben.
    Sie blickte starr auf die Straße, doch ich bemerkte ein verräterisches Zucken ihres Mundwinkels. »Treib’s nicht zu weit.«
    »Also schön.« Ich fixierte ebenfalls die Straße. »Ich mag dich auch nicht.«
    »Gut«, sagte sie gebieterisch. »Glaubst du, wir könnten noch ein bisschen an unserer Suchaktion arbeiten, bevor es dunkel wird? Meine Mathehausaufgaben machen sich nicht von allein.«
    Ich ließ meinem Lächeln freien Lauf. »Ja klar.«

18. KAPITEL
    D rei Tage.
    So lange brauchte Lily, bis sie ein Objekt aufspürte, das ihr nicht gehörte.
    »Ich hab’s geschafft! Juhu, ich hab’s geschafft.« Sie tanzte durch unseren Waschkeller und wedelte mit meinem Shirt herum, das ich an dem Abend getragen hatte, als ich hinter Lilys Gabe gekommen war.
    Es fiel mir schwer, aber ich zwang mich, nicht an Lilys Hüften zu denken, sondern konzentrierte mich auf unsere Mission. Obwohl ich glücklich über unseren Fortschritt war, sagte mir ein untrügliches Bauchgefühl, dass wir nicht schnell genug vorwärtskamen. »Okay, denk nach. Woher wusstest du, wo es war?«
    »Ich hab eine Art Ruck im Bauchnabel gespürt.« Sie rieb sich den Bauch. »Aber ich konnte das Shirt auch vor mir sehen – wie ein Foto. Genau da unter deinen Batman-Boxershorts.«
    »Das war ein Witzgeschenk. Und meine letzte saubere Unterhose.«
    »Ich weiß nicht, welche der beiden Informationen ich beunruhigender finde.«
    »Versuch’s noch einmal«, forderte ich sie auf. »Sag mir, wo mein Schwert steckt.«
    Sie neigte den Kopf zur Seite. » Nichts leichter als das. «
    »Vergiss deine schmutzigen Phantasien, Tiger-Lily. Ich meine das Teil vom Kostümfest.«
    »Schließ nicht immer von dir auf andere!« Wir verließen die Waschküche und traten hinaus in den Flur. »Ich wollte nur sagen, dass es ein Kinderspiel ist, das Piratenschwert zu finden.«
    »Wer’s glaubt.«
    Nach dem Gespräch über meine Mom herrschte zwischen uns Waffenstillstand, was unserer Zusammenarbeit sehr zuträglich war. Ich wollte ihn nicht gefährden, indem ich Lily bedrängte, aber ich brauchte mehr von ihr. Wir alle brauchten mehr.
    Sie hatte gerade die Augen geschlossen, um sich zu konzentrieren, als die Hintertür aufgerissen

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