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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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und zu ganz unterhaltsam, aber Dynastien sind auf Gräber gebaut. Ich bevorzuge die Lebenden.«
    Sie wollte es nicht glauben. »Aber ich hatte den Eindruck, dass du ... dass du deinen Lebensunterhalt zu einem großen Teil mit deinem Wissen über ägyptische Geschichte und Kunstgegenstände bestreitest. Du arbeitest doch bei den Ausgrabungen!«
    Seine Mundwinkel zuckten und er sah sie amüsiert an. »Ich kenne mich mit Grabstätten einigermaßen aus, aber das ist nur mein Job, Mil... Miss Whimpelhall.«
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr ganzes Leben hatte sich bisher auf die eine oder andere Weise um ägyptische Archäologie gedreht. Ihre gesamte Familie definierte sich dadurch: ihr Großvater, ihr Vater, ihre Mutter, ihre Brüder ... und natürlich sie selbst. Sie runzelte die Stirn und wandte den Blick ab, dann fühlte sie ein Vibrieren in seiner Brust. Er
lachte
tatsächlich.
    Ihre Miene wurde noch finsterer. Er hatte kein Recht, sie auszulachen oder ihre Interessen, ihre Begeisterung und Motivation infrage zu stellen. Wer war er schon und wie konnte er sich nur einbilden, er könnte beurteilen, was sie faszinierte und was nicht? Er kannte sie ja nicht einmal. Er hielt sie für Mildred Whimpelhall, Pomfreys Langzeitverlobte aus London.
    Jim hatte Ginesse Braxton nie kennengelernt. Er konnte nicht einmal ansatzweise verstehen, wie wichtig das alleshier für
Ginesse Braxton
war und wie wichtig es war, dass ihr Name im gleichen Atemzug mit ihrer glanzvollen Familie genannt wurde. Er konnte es nicht, weil er keine Ahnung hatte, wie es war, sich wie ein Kuckucksei zu fühlen. Was sie natürlich
nicht
war! Sie hatte bewiesen, dass sie dazu gehörte! Sie hatte es mit ihrem Abschluss in Antiker Geschichte bewiesen und sie würde es ein weiteres Mal beweisen, indem sie Zerzura entdeckte, und das alles war
faszinierend
!
    Seit Tagen hatte sie nicht mehr an die verlorene Stadt gedacht, doch nun strömte die Erinnerung daran, was hier auf dem Spiel stand, mit aller Macht auf sie ein. Nicht, dass sie es vergessen hätte, aber der Rhythmus ihrer Reise und Mr Owens’ geheimnisvolle Vergangenheit und ihr albernes Geschreibsel und ihre Unterhaltungen und sein düsterer Charme und seine warme Umarmung ... das alles hatte Zerzura irgendwie in den Hintergrund gedrängt. Sie war so vollkommen in ihrer Rolle als Mildred Whimpelhall aufgegangen, dass sie vergessen hatte, wer sie wirklich war.
    »Es tut mir leid zu hören, dass Sie meinen Enthusiasmus für das alte Ägypten nicht teilen, Mr Owens«, erklärte sie förmlich. »Aber Sie liegen gründlich falsch. Ich hege ein leidenschaftliches Interesse an ägyptischer Geschichte und Archäologie.«
    »Wissen Sie«, sagte er und sah eher verwirrt als gemaßregelt aus, »wenn Sie glauben, dass Pomfrey das beeindrucken wird, dann täuschen Sie sich. Er weiß nichts über Archäologie, und Grabstätten und Pharaonen sindihm völlig egal. Sie müssen ihm nichts vorspielen. Sie müssen nur Sie selbst sein. Glauben Sie mir«, fuhr er mit weicherer Stimme fort, »das ist genug.«
    »Manchmal ist es aber eben nicht genug«, entgegnete sie so leise, dass sie sich nicht sicher war, ob er es gehört hatte.
    »Also gut«, erklärte er in leicht resigniertem Tonfall. »Dann erzählen Sie mir eben etwas, das
mich
interessieren könnte.«
    »Da habe ich eine bessere Idee«, warf sie ein, weil sie dem Gedankengang, auf den seine Fragen sie gestoßen hatten, lieber nicht weiter folgen wollte. Sie wollte gar nicht so genau wissen, was sie dazu gebracht hatte, dieses Täuschungsmanöver aufzuführen, was sie dazu gebracht hatte, Jim zu täuschen. »Wie wäre es, wenn
du
jetzt mal
mir
etwas erzählst?«
    Eine subtile Veränderung durchlief seinen Körper. Es war nicht einmal ein Verspannen, sondern eher ein innerer Rückzug, und zwischen ihnen tat sich eine Distanz auf, die so fühlbar war, als hätte er sie zu Boden gleiten lassen.
    »Was würden Sie gerne hören?«, fragte er.
    »Colonel Lord Pomfrey hat mir geschrieben, du wärst ein Schurke.«
    »Ach wirklich?«
    Sie lugte kurz unter ihren Wimpern hervor zu ihm hoch. »Bist du das denn?«
    »Definieren Sie Schurke.«
    »Jemand von zweifelhafter Moral.«
    »Dann hat er recht gehabt.« Er verlagerte ihr Gewicht ein wenig, so dass sie jetzt in seiner Armbeuge lag und zu ihm aufsah. Sein Mund war entspannt und seine Stimme klang gelassen, doch in seinem Blick, den er fest auf die Landschaft vor ihnen gerichtet hielt, lag ein harter Zug.
    »Ja«,

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