Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
Moment war freudig. Er sollte sich daran ein Beispiel nehmen.
»So ein Mist!«, rief sie aus. »Könntest du mir meine Kleider bitte wieder zurückwerfen?« Sie klang etwas zögerlich, aber nicht argwöhnisch. »In meinem Enthusiasmus sie loszuwerden, habe ich sie einfach irgendwohin geworfen. Und ich würde sie gerne auswaschen.«
Er hob ihre Kleider auf und warf sie über die Schulter nach hinten. Er hörte, wie sie in dem Tümpel landeten und sie kicherte.
»Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie soweit sind«, rief er. »Dann lege ich Ihre Kleider über die Felsen. Sie werden nicht lange zum Trocknen brauchen.«
Nach einigen weiteren Minuten voller Geplätscher, hörte er sie schließlich wieder rufen: »Ich bin fertig. Sie können die Sachen jetzt holen kommen. Sie liegen am Ufer.«
Er wandte sich um, wobei er den Blick fest auf das Ufer gerichtet hielt, doch er konnte nicht ganz verhindern, dass er sie sah. Sie hatte sich so tief ins Wasser gekauert, dass es ihr bis über die Schultern reichte. Ihr Haar trieb wie ein Fächer aus karamellfarbener Seide auf dem Wasser. Der Tümpel war aufgewühlt von ihren Bewegungen und das Wasser trüb, doch er konnte trotzdem schemenhaft erkennen, wie sie die Arme über der Brust verschränkt hielt – eine goldbraune, nymphenhafte Silhouette, die im drei Fuß tiefen Wasser kniete, eine Wüsten-Najade.
Sie sah ihn unverwandt an, in ihren schönen Augen lag ein Ausdruck, so undurchschaubar wie die windgepeitschte Wüste. Doch, Gott sei Dank, lag darin keine Furcht vor ihm.
Er sammelte ihre Kleider ein und legte sie auf den Felsen zum Trocknen aus. Dann nahm er der Kamelstute den Kappzaum ab und gab ihr einen Klaps auf das Hinterteil. Eine weitere Aufforderung brauchte sie nicht, kurz darauf ertönte ein gewaltiges Platschen, gefolgt von einem protestierenden Schrei. Er lächelte. In dem Tümpel war wohl kaum genug Platz für Mildred und das Kamel.
»Sie sollten nicht zu lange in der Sonne bleiben«, rief er über die Schulter. »Waten Sie zum Schatten zwischen den Felsen hinüber und warten Sie dort, bis Ihre Kleidung trocken ist, sonst verbrennt die Sonne Ihre Haut.«
»Jawohl, Sir.« Sie klang ziemlich ironisch.
Er machte sich daran, ein Lager aufzubauen und einen Unterschlupf zu errichten, indem er die Kameldecke über zwei hohe Felsen legte und an den Zipfeln mit Steinenbefestigte. Dann hob er eine flache Feuermulde aus, über der er mit etwas Glück diese Schlange würde braten können. Um sich zu wärmen, würde ihnen der Brennstoff allerdings nicht reichen. Am Boden von Neelys Tasche hatte er nur ein paar Brocken Steinkohle gefunden.
Verfluchter Neely. Verfluchter, dummer,
toter
Neely. Niemanden würde es scheren, dass er Jim zum Verrotten zurückgelassen hatte, doch Pomfreys Verlobte dem Tod zu übergeben, bedeutete, sich selbst dem Erschießungskommando auszuliefern.
Aber sie würde nicht sterben. Das würde er nicht zulassen.
Bei Gott
, er würde sie nicht sterben lassen. Er würde sie zu Pomfrey bringen und dann gehen. Sie würde ein sicheres und zufriedenes Leben führen mit einem Mann, den sie respektierte und bewunderte. Sie würde glücklich sein und dieses Wissen würde ihm reichen.
Und er? Nachdem er sie Pomfrey übergeben hatte, würde er mit der Jagd auf Neely beginnen. Und er glaubte nicht, dass er in besonders versöhnlicher Stimmung sein würde, wenn er ihn fand.
»Könntest du bitte auf die andere Seite gehen, während ich mich anziehe?«, fragte sie schließlich.
Das tat er und nur einen Moment später rief sie ihn zurück. Das erste, was ihm auffiel, war, dass ihre Hose und ihre
Antaree
noch immer in der Sonne trockneten, was hieß, dass sie unter der fließenden weißen Robe nichts außer dem dünnen Baumwollhemd trug, das ihr nur bis zu den Oberschenkeln reichte. Was eigentlich egal sein sollte. Die
Tob
war aus mehr Stoff geschneidert,als die meisten englischen Kleider, und so lose gewickelt, dass man die Gestalt darunter nur erahnen konnte.
Aber genau das war das Problem. Mit jeder Bewegung enthüllte sie den Umriss eines geschmeidigen Armes oder Beines, einer schlanken Hüfte oder einer hohen, runden Brust und mit der nächsten Bewegung verbarg sie ihn wieder. Völlig unbeabsichtigt vollführte sie so eine Show, die derart aufreizend und verlockend war, wie man sie selbst in Kairos Rotlichtviertel nicht zu Gesicht bekam. Und die Tatsache, dass ihr all dies nicht einmal bewusst war, erhöhte seine Qual nur noch.
Einige Sekunden lang
Weitere Kostenlose Bücher