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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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als spannende Herausforderung begreifen. John sollte demnächst zum Duke of Lancaster ernannt werden und damit ein wichtiger Machthaber im Norden werden. »Dies alles dürfte mir mehr Zeit zum Ausruhen gewähren. Mir würde es gefallen, etwas mehr Ruhe zu haben, etwas mehr mit dir zusammen zu sein und mich mit den kleinen, alltäglichen Dingen zu beschäftigen.«
    Ich wünschte mir ebenfalls, mehr Zeit mit Edward zu verbringen. Nachdem ich keine Angst mehr davor haben musste, Philippa zu hintergehen, war hier, so allein mit ihm und weit entfernt vom Leben am Hof, eine heftige Liebe für ihn in mir entbrannt. Da ich ihm offen mein Herz ausschüttete, begann auch er, mir stärker zu vertrauen und immer häufiger nach meinen Träumen und Vorlieben zu forschen. Das Band zwischen uns wurde stärker, die Gefühle füreinander wurden tiefer.
    Unsere Zeit verbrachten wir überwiegend in dem Schlafgemach, das er von seinen Dienern für mich hatte herrichten lassen. Es war mit edelsteinfarbenen Seidenkissen ausstaffiert, vor dem Bett hingen indigoblaue, mit Silberfäden bestickte Vorhänge, die Decke war mit einem riesigen silbrig schimmernden Mond wie ein Nachthimmel bemalt, und die Tapisserien an den Wänden zeigten die Göttin Diana bei der Jagd mit dem Bogen. Wir verbrachten glückliche Stunden in diesem Raum, liebten uns, redeten, spielten Schach und träumten davon, wie unser gemeinsames Leben aussehen könnte.
    Hielten wir uns nicht in meinem Gemach auf, ritten wir übers Land. An einem besonders warmen Abend stieß ich bei unserer Rückkehr ins Jagdhaus einen tiefen Seufzer aus. »Eigentlich ist es schade, nach drinnen zu gehen.« Während ich mir den Staub von unserem langen Ritt abwusch, befahl Edward, auf dem Rasen ein Zelt aufzustellen. Für mich, die ich in der Stadt aufgewachsen war, bedeutete es ein ungeheures Wunder, in dieser Nacht einmal draußen zu schlafen und sich in der taufeuchten Frische des Morgens vom Gesang der Vögel wecken zu lassen. Von mir aus hätte diese Zeit mit ihm nie ein Ende nehmen müssen.
    Aber natürlich tat sie es doch. Eines Morgens erwachte ich vom Lärm der zum Aufbruch rüstenden Dienerschaft. Wie Edward mir bereits gesagt hatte, würde er die gemeinsamen Tage nicht stören wollen, die ich mit meiner Familie auf Fair Meadow zu verbringen beabsichtigte. Ich sah mich in meinem herrlichen Raum um – schon jetzt rief jeder Gegenstand eine schöne Erinnerung wach.
    Während Gwen sich ums Packen kümmerte, führte Edward mich in die Gartenanlage hinaus, wo er mir einen Siegelring überreichte. Die Gemme bestand aus einem Amethyst, in den das Bild der Heiligen Jungfrau mit dem Kind eingeschnitten war. Es sollte mich und meine Tochter symbolisieren, und in der goldenen Einfassung waren die Initialen A und E ineinander verschlungen.
    Er steckte mir den Ring auf den Finger und küsste meine Hand. Dann sah er mir tief in die Augen und meinte: »Ihm wohnt ein Zauber inne, der dich schützen wird. Schreib mir, wann immer du Hilfe brauchst. Jeder in meiner Umgebung wird wissen, dass mir ein Brief mit diesem Siegel sofort vorgelegt werden muss.« Sein eigenes Siegel, eine Krone umrankt von Geißblatt und unseren Initialen, würde seine Zeilen an mich verschließen.
    »Ich soll nur schreiben, wenn ich in Not bin?«, fragte ich. »Nicht, um dich einfach meiner zu erinnern?«
    »Dafür bedarf es keiner Erinnerung, mein Lieb. Ich denke an dich bei jedem Atemzug.« Er küsste meine Hände. »Schreibe nur, wenn du meine Hilfe oder einen Rat brauchst. Ich möchte unbedingt vermeiden, dass wir den Klatschmäulern unnötig Nahrung geben. Du wirst schon wissen, wann es wirklich nötig ist zu schreiben, davon bin ich überzeugt. Und ich werde dann so rasch antworten, wie es mir möglich ist.«
    Der Ring, die Absprachen, all dies fühlte sich ernsthafter, belastbarer an als das Bisherige. Ich war beruhigt. Dennoch blieb ich achtsam und nahm weiterhin Joans vorbeugenden Trunk ein, denn ich wollte auf keinen Fall meine Stellung im Gefolge der Königin gefährden.
     
    Meine Großeltern, Dame Agnes und Master Edmund, hatten das erforderliche Gesinde eingestellt und alle Vorkehrungen getroffen, dass mein Landhaus wieder bewohnbar war. Fair Meadow. Als wir uns dem Anwesen näherten, bestürmten mich wieder Erinnerungen an Janyn. Ich hatte zwar damit gerechnet, bei meiner Rückkehr von Bildern meines einstigen Glücks verfolgt zu werden, aber als ich nun durch jenes Dorf ritt, das mir immer angezeigt hatte, dass

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