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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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gehört hätten, das ich am Königshof genösse, und auf ihre Hoffnungen, ich könnte ihre Bittgesuche unterstützen oder ihre Waren und Dienste den königlichen Einkäufern empfehlen. Ich zwang mich dazu, ihnen höflich zu versichern, über einen derartigen Einfluss bei Hofe leider nicht zu verfügen, dass ich aber natürlich bevorzugt die Geschäftspartner und Gildebrüder meines verstorbenen Mannes vorschlagen würde, sollte überraschend doch einmal mein Rat gesucht werden.
    »Sie wissen alle Bescheid!«, rief ich eines Abends. »Wie töricht von mir, anzunehmen, meine Beziehung zum König wäre nur am Hof bekannt. Wer wird mir jemals glauben, dass ich dorthin geschickt wurde, dass ich nicht selbst die Gunst des Königs gesucht habe?«
    »Aber was hast du denn erwartet, als du diese ehebrecherische Liebschaft mit ihm eingegangen bist, ausgerechnet du, eine Hofdame im Dienste der Königin?«, fragte Dame Agnes. Auch wenn sie sorgsam jeden vorwurfsvollen Ton in ihrer Stimme vermied, trafen mich ihre Worte tief. Sie sah mich nicht an.
    Gott sei Dank waren nur Nan, Mary und Großmutter anwesend. Ich zitterte vor Erschütterung – sie hatte meine Schmach offen ausgesprochen. So ruhig, wie ich konnte, erwiderte ich: »Es tut mit leid, dass Ihr mein Verhalten missbilligt. Ich hatte eigentlich gehofft, Ihr würdet begreifen, wie wenig Wahl mir in dieser Sache blieb. Ich bitte Euch nur, sprecht über meine Beziehung zum König nie mit Bella und lasst ihr solches Gerede nirgends sonst zu Ohren kommen.«
    Ich redete mir ein, dass Großmutter gewiss nicht so hart über mich urteilen würde, wären ihr all die Umstände bekannt, deretwegen ich den Schutz des Königspaars benötigt hatte. Zudem wusste sie nichts über die Mithilfe der Königin. Ich war mir jedoch nicht sicher, ob das für sie eine Rolle gespielt hätte. So entschieden, wie sie einst die Königinwitwe verurteilt hatte, so verurteilte sie nun mich.
    »Du kannst Bella nicht vor dem Klatsch bewahren«, sagte sie mit eisigem Blick.
    »Wollt Ihr mich etwa warnen, dass ich Euch nicht vertrauen kann?«, forderte ich sie heraus.
    Wir starrten einander erschrocken an. Plötzlich erkannten wir all den zwischen uns aufgestauten Schmerz, und ich sah in ihren Augen das gleiche Entsetzen, das ich in meinem Innersten fühlte.
    Mary trat in unsere Mitte. »Hört auf damit! Endlich sind wir zusammen, etwas, für das wir alle so lange gebetet haben. Zerstört es jetzt nicht mit im Zorn gesprochenen Worten. Ihr liebt einander doch. Alice hatte doch überhaupt keine Wahl. Ich bitte euch, alle beide, denkt daran, dass ihr euch liebt.« Sie hatte jeweils die rechte Hand von uns ergriffen und führte sie nun zusammen.
    Großmutters Lippen bebten. Sie war den Tränen nahe, als sie sagte: »Oh, Alice, ich habe mir solche Sorgen gemacht. Du kannst es dir nicht vorstellen. Erst Janyns Verschwinden, dann das von Dame Tommasa … Die Gerüchte um den Mord an Master Martin …«
    Also war Geoffrey nicht der Einzige, der davon gehört hatte, wie gesund Master Martin noch unmittelbar vor seiner tödlichen Erkrankung gewesen war. Ich ließ ihre Hand los und legte meinen Arm um sie. »Ich weiß, ich weiß.«
    »Liebst du ihn denn? Behandelt er dich gut?«
    »Ja. Ich liebe den König tatsächlich, und er behandelt mich
sehr gut. Ich hatte nicht gewusst, dass du darüber auch in der Öffentlichkeit hören und dich für unsere Familie schämen musstest, Dame Agnes. Das tut mir leid.«
    Wir sanken auf die Knie und beteten für unsere Familie. Mary tat es uns nach. Ein gewisses Maß an Eintracht kehrte zurück.
    Ich benutzte mein Siegel, um Edward einen Brief zukommen zu lassen, in dem ich ihn fragte, ob Bella von nun an bei Dame Agnes oder einer anderen passenden Kaufmannsfamilie in London leben könne. In seinem Antwortschreiben erlaubte er, dass sie bei meiner Großmutter blieb, bis wir Gelegenheit fänden, persönlich darüber zu sprechen.
    Bella, Mary, Nan und meine Großeltern waren begeistert, als ich ihnen erzählte, dass Bella bis auf weiteres bei ihrer Familie bleiben dürfe. Auf diese Weise fiel meine Abreise zurück zum Hof weniger schmerzhaft für sie alle aus, allerdings nicht für mich, denn ich hätte sie gern an meiner Seite gehabt. Aber die Königin hatte nach mir verlangt, und ich musste gehorchen. Es war nicht allein Edward, der mich in diesem Tanz herumwirbeln ließ.
     
    Das Leben bei Hofe gewann rasch wieder einen festen Ablauf. Vor und während Feiern und großen Empfängen

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