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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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ich gleich zu Hause sein würde, überraschte mich die Stärke meiner Erschütterung doch. Ganz offensichtlich war ich nicht so gut auf diesen Schritt vorbereitet, wie ich es gehofft hatte. Trotz meiner Liebe zu Edward und meiner wiedergefundenen Lebensfreude saß dieser Kummer tief in meinem Innersten.
    Dieser Schmerz würde für immer bleiben, er war ein Teil von mir. Mein Herz fasste beides, Glück und Trauer.
    Ein sanfter Wind säuselte über die friedvollen Felder von
Fair Meadow. Als ich im Hof des Hauses vom Pferd stieg, kam Bella aus der Tür gerannt, und ich konnte mich gerade noch rechtzeitig bücken, um sie in meinen Armen aufzufangen. Sie roch bereits nach Sonne und Erde, nach Kräutern, Blumen und Pferden. Sofort verstärkte sich meine Entschlossenheit, sie irgendwie aus Queen Joans gefühlskaltem Hausstand herauszuholen. Hier konnte sie richtig Kind sein, konnte Liebe erfahren und selbst lieben. Wir würden eine große und glückliche Familie sein – meine Großeltern, Mary, Nan, Bella und ich.
    Hände, die den Erdboden in all seinen Stimmungen kennen, haben Gottes Weisheit erfahren. Großmutters weise Lehre übte nun ihre heilende Wirkung auf mich aus. Zusammen mit Bella und Mary pflanzte ich Blumen, vor allem Rosen, die Großvater aus Dame Tommasas Garten mitgebracht hatte. Als das Haus nach Master Martins Tod leer stand, war mein Großvater in den Hof geschlüpft und hatte von einer Vielzahl Sträucher Triebe geschnitten.
    »Ich habe sie bis zu deiner Rückkehr aufgehoben, Alice.« Großvater hatte mich von der Abendtafel weggeführt, um sie mir zu zeigen, und stand nun etwas verunsichert vor den kleinen Töpfen, die auf dem Fenstersims meiner Schlafkammer aufgereiht waren.
    Sprachlos vor Rührung legte ich meine Arme um ihn, küsste ihn auf die Wange und legte dann meinen Kopf an seine Schulter. »Das ist das schönste Geschenk, das du mir machen konntest, Großvater.«
    Bella schlief bei Nan im selben Raum wie Gwen und ich, und so waren wir nur selten getrennt. Nach der ersten überschwänglichen Begrüßung war sie etwas scheuer geworden. Sie wirkte zurückhaltend und verunsichert, als wüsste sie nicht, welcher Platz ihr zustand. In der ersten Nacht wachte ich im Dunkeln auf und entdeckte, dass mein Kind im Bett
saß, an den Nägeln kaute und in ängstlich japsenden Zügen atmete. Ich stellte ihr keine Fragen, sondern schloss sie nur in meine Arme und sang ihr leise etwas vor. Nach und nach entspannte sich ihr kleiner Körper, und bald darauf schlief sie in meinen Armen ein. Am nächsten Morgen sprach ich nicht darüber. Stattdessen fragte ich, ob sie mir beim Einpflanzen der Rosen helfen wolle. Seite an Seite im Garten zu arbeiten, spendete meiner Tochter und mir gewiss ebenso viel Kraft wie den Blumen und Kräutern, um deren Wachstum wir uns mit großer Freude bemühten.
    Außerdem wärmte mir der Anblick meiner Schwester Mary das Herz, die sich zu einem solch hübschen und tüchtigen Mädchen entwickelt hatte. Ab und zu sprach sie von Vater, der inzwischen wieder geheiratet hatte und völlig damit ausgelastet schien, sich um einen weiteren Sprössling und um seine neue Frau zu kümmern, die es mit ihren strengen religiösen Vorstellung allerdings nicht vereinbaren konnte, die Besuchseinladung seiner in Sünde lebenden Tochter anzunehmen. Mary bemühte sich zwar um einen milden Ton, wenn sie ihn erwähnte, tat sich dabei jedoch schwer.
    »Lass gut sein«, sagte ich ihr schließlich. »Ich habe liebe Erinnerungen an ihn aus der Zeit vor meiner Verlobung.«
    Großmutter verhielt sich mir gegenüber ein klein wenig reserviert. Ich spürte es sofort, als ich sie zur Begrüßung umarmte. Insgesamt blieb sie jedoch freundlich, und gemeinsam arbeiteten wir im Garten und nahmen bei Bella Maß für ein paar neue Kleider. Richard Lyons hatte einige Truhen mit Tuch geschickt, in denen sich alles an Restware aus dem Hause der Perrers und meinem Heim mit Janyn befand, was er hatte retten können, und daraus suchten wir nun für Bella einige schöne Seiden – und Wollstoffe aus.
    Es war eine ungeschickte Bemerkung meinerseits, die schließlich zum Vorschein brachte, was Großmutter zu verbergen
suchte. Nach und nach waren einige von Janyns früheren Handelspartnern an unserer Schwelle erschienen und hatten behauptet, gerade in der Nähe gewesen zu sein und mir ihr Beileid aussprechen zu wollen. Jedes Mal war dabei das Gespräch irgendwann darauf gekommen, dass sie von dem besonderen ›Wohlwollen‹

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