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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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beraubt zu werden. Mary, die holde, folgsame Mary, wirkte über diese
Entscheidung zwar recht unglücklich, war aber dennoch der Meinung, sie müsse gehorchen. Sie hatte Thomas Lovekin bei verschiedenen Anlässen getroffen und beschrieb ihn als einen tattrigen alten Mann. Seine Kinder waren bereits zehn, elf und zwölf und damit nicht so bedürftig, wie Vater behauptete.
    »Aber welche Ausflucht bleibt mir? Hattest du die Wahl, Alice?«
    Ich überging diesen schmerzhaften Punkt und erinnerte sie daran, dass die Kirche auf die freiwillige Zustimmung beider Parteien beim Ehegelöbnis bestand. »Denk daran, wenn du ihm nach der Sonntagsmesse vorgestellt wirst. Sag nichts, was als Zusage gedeutet werden könnte, bis du sicher bist, dass du ihn annehmbar findest.«
    Bilder meiner eigenen Vorführung bei der Sonntagsmesse stürmten auf mich ein, während Agnes, Gwen und ich an Marys neuer Garderobe für ihren Auftritt arbeiteten. Es war ein Vergnügen, sie einzukleiden. Mit ihren rötlichen Haaren standen ihr Mutters einstige Lieblingsfarben am besten, helle Blau – und Grüntöne. Für das Übergewand wählten wir einen karierten Seidentaft in verschiedenen Grünschattierungen sowie einen kurzen Umhang mit fantasievollen Randstickereien, dessen hellblaue Farbe genau zu ihren Augen passte. Dazu trug sie eine lincolngrüne, mit Silberstickereien und einem Blütenzweig aus Staubperlen reich verzierten Haube. Das Stickmuster gefiel uns so gut, dass wir es an ihrem Umhang noch einmal aufnahmen. Mary war traumhaft schön in dieser Aufmachung. Aber noch so jung! Jünger, als ich es gewesen war bei meinem Auftritt in der Sonntagsmesse.
    Gott wachte wohlwollend über Mary. Wie sich herausstellte, war dieser Thomas ein Neffe jenes Mannes, den sie im Sinn gehabt hatte, erst Anfang dreißig und einigermaßen
ansehnlich und gefällig. Seine Kinder waren zwei, vier und fünf. Mary empfand tiefes Mitgefühl für sie. Ein paar Wochen später war sie verlobt. Die Hochzeit sollte Anfang Mai stattfinden, wenn ich von Windsor und den alljährlichen Feierlichkeiten des Hosenbandordens zurückgekehrt sein würde.
    Gott wachte auch über mich. Edwards Gichtprobleme ließen nach, und prompt hieß er mich wieder mit all der glühenden Leidenschaft in seinem Herz und Bett willkommen, die während dieser dunklen Herbst – und Wintertage gefehlt hatte. Deus gratias.
     
    Das Jahr verlief äußerst harmonisch, einmal abgesehen vom misslichen Wandel in Edwards Einstellung zu meiner finanziellen Unabhängigkeit. Plötzlich versuchte er, meine geschäftlichen Unternehmungen auf mehr oder weniger verdeckte Weise zu beeinflussen. Während einer meiner Aufenthalte in Eltham schickte er eines Abends nach mir, nachdem ich bereits zu Bett gegangen war. Ich traf ihn an, wie er aufgebracht im Raum herumlief. In liebeslustiger Stimmung war er zweifellos nicht.
    »Wie ich gehört habe, nimmt Richard Lyons weiterhin Anteil an deinen Geschäften«, begann er und hob seine Hand, um meiner Erwiderung zuvorzukommen. »Seine Rolle als Nachlassverwalter für den Grundbesitz deines verstorbenen Ehemanns dürfte sich inzwischen längst erledigt haben.«
    »Ja, aber ich lasse mich noch immer von ihm beraten. Ich verstehe gar nicht, was dich diese Sache bekümmert, mein Lieb. Und warum müssen wir ausgerechnet jetzt darüber sprechen? Hat Richard dich heute irgendwie verärgert?« Er war unter unseren Gästen beim Abendessen gewesen.
    »Alles, was dich betrifft, kümmert mich. Und wie ich sehr wohl weiß, hat er zu hintertreiben versucht, dass John
Mereworth dir und Dom Hanneye sein Gut in West Peckham zu Lehen gab. Er vergisst den ihm gehörigen Platz.«
    Dass mir ein Ritter sein Gut anvertraute, war eine Ehrenbezeigung gewesen, auf deren Annahme ich bestanden hatte. Mereworth war ein angesehener Mann, und er hatte uns beträchtliche Einnahmen angeboten im Gegenzug für wenig mehr als meine und Dom Hanneyes Unterschrift. Ich hatte mich von seiner Wahl sehr geschmeichelt gefühlt.
    »Richard mag Sir John nicht, aber ich habe mich durchgesetzt, mein Lieb.« Richard überschritt bisweilen seine Befugnisse, oft in der wohlmeinenden, aber falsch geratenen Absicht, mich vor Schaden zu bewahren. Doch ich wusste meinen Standpunkt zu verteidigen, wenn ich mich im Recht sah. Das Problem schien eigentlich recht banal zu sein, die nächtliche Stunde ließ allerdings vermuten, dass Edward anders darüber dachte, und das beunruhigte mich.
    »Lyons hat sich an den Papst gewandt mit der

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