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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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Ehemann. Da Edward dies, wie ich wusste, niemals werden konnte, hatte ich damit begonnen, von einem Leben mit jemandem wie Robert zu träumen, einem Mann vom Land, der keine Verbindungen zum Hof unterhielt, und mir stand bereits sein lächelndes Gesicht vor Augen, mit dem er mich morgens begrüßen und mir dabei zusehen würde, wie ich unser Kind stillte. Ich fragte mich, ob Bella den Ruf ins Kloster bei einem gewöhnlicheren Leben in einer normalen Familie immer noch hören würde.
    Gleichwohl, ich war einbestellt worden, und während Gwen mit mir zusammen meine Garderobe durchsah und wir uns mit deren Überarbeitung beschäftigten, gewann ich nach und nach Abstand zu meinen Tagträumen. Für ein solches Leben war ich noch nicht bereit, nicht solange Edward mich noch begehrte. Dennoch empfand ich eine ungewohnte Teilnahmslosigkeit beim Ändern der Seiden-, Samt-und Scharlachstoffe. Früher hatte ich die Zeit, die ich mit Edward in einer Welt voller Schönheit und Leidenschaft verbrachte, einmal als reine Verzauberung erlebt, doch inzwischen kam sie mir häufig beängstigend vor, und in den letzten Monaten hatte er mir auch keinen Halt mehr geboten.
    Das Reiten war mir gut drei Wochen nach der Entbindung noch zu beschwerlich, aber glücklicherweise wurde die Reise nach Sheen hauptsächlich mit der Flussbarke zurückgelegt.
Unter meiner Anleitung bauten die Pferdeknechte einen robusten, breiten Seitsitz und polsterten ihn mit so vielen Kissen, dass mir der Ritt zur wartenden Barke möglich war. Anschließend glitten wir in gemächlichem Tempo durch die Landschaft. Da mich Edwards wechselhaftes Verhalten weiterhin verunsicherte, wollte ich auf keinen Fall geschwächt wirken, indem ich etwa einen kleinen Teil der Reise in einer Sänfte zurücklegte.
    Meinem Sohn einige Tage später Lebewohl zu sagen, war allerdings weitaus kräfteraubender als die Reise. Ich hatte das Gefühl, mir würde ein Körperteil abgerissen, als er in Gesellschaft Baron Henrys langsam davonritt, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte.
     
    Doch für Verzweiflung blieb mir keine Zeit. Kurz nach meiner Ankunft in Sheen erfuhr ich von einer sich zuspitzenden Krise. Die Lage in Aquitanien hatte sich genauso verschlimmert, wie Edward es vorausgesehen hatte, und Prince Edward sollte im Herbst mit seiner Familie nach England zurückkehren. Mein Edward plante nun, selbst einen Feldzug nach Frankreich anzuführen, und ging das Parlament um eine Erhöhung der Steuern an, mit denen er das Vorhaben finanzieren wollte. Barone und Erzbischöfe warnten bereits vor dem Unwillen, den dies erregen würde, denn die Landbesitzer hatten sich noch nicht von den Verwüstungen der letzten Pestwelle erholt, und die ständigen Forderungen der Krone nach weiteren Kriegsmitteln sorgten für großen Unmut. Edward benötigte einen glanzvollen Sieg, wollte er die Leute davon überzeugen, dass ihr Geld nutzbringend verwendet wurde, doch um die nötigen Truppen für einen solchen Sieg zu sammeln, brauchte er erst einmal vorab die Mittel. Ich begriff das finanzielle Dilemma, mehr Sorgen bereitete mir allerdings Edward selbst.
    Ich wusste nicht, wie vielen überhaupt bekannt war, dass der König den gesamten Winter und Frühling an unbestimmten Krankheiten gelitten hatte. Zum Osterfest und den Feierlichkeiten zum Georgstag hatte er sich zwar immer etwas erholt, war danach aber jeweils prompt zusammengebrochen und wochenlang geschwächt gewesen. Das Parlament würde sicherlich noch unwilliger auf seinen Wunsch nach neuen Steuern reagieren, wenn es von seinem schwankenden Gesundheitszustand erfuhr. Mir selbst war das Ausmaß völlig unbekannt gewesen, und deshalb hatte ich auch nicht verstanden, welche Willenskraft es ihn gekostet hatte, die Reise nach Fair Meadow zu unternehmen, um seine neugeborene Tochter zu besuchen. Jetzt war ich froh, ihn damals wenigstens mit meiner Wut und meinen Zweifeln verschont zu haben. In Wahrheit brauchte er meine Hilfe. Und er war keinesfalls in der Verfassung, ein Heer in die Schlacht zu führen.
    Aus Liebe zu ihm widmete ich mich nun ganz seiner Genesung. Ich betrachtete es als meine Aufgabe, darauf zu achten, dass er richtig aß und weniger trank, als es seine Art war. Ich brachte ihn dazu, so oft wie möglich mit mir spazieren zu gehen, auszureiten und mit den Falken zu jagen. Er regte sich zwar darüber auf, wie stark ich seinen Wein mit Wasser verdünnte, im Allgemeinen schienen ihm meine Fürsorge und mein Zuspruch jedoch zu behagen und gutzutun.

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