Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
erfahren durften.«
»Ich würde zeigen, wie einsam sich Criseyde nach dem Überlaufen ihres Vaters zum Feind fühlt, wie verletzlich und orientierungslos. Wie ihr Onkel dies zum eigenen Vorteil nutzt. Aber so der Liebe und Verehrung würdig, wie es dir gebührte, beste Freundin, kann ich sie nicht darstellen. Auch nicht so tragisch. In dieser Geschichte ist Troilus nun mal die tragische Figur.«
Der Liebe und Verehrung würdig? »Du schmeichelst mir, Geoffrey. Und was die Tragik betrifft, nicht alles hat im Schmerz geendet. Ich habe viel Schönes erlebt und auch heute noch besitze ich vieles, für das zu leben sich lohnt.«
Als meine kleine Familie schließlich im Frühjahr nach Gaynes zurückkehrte, lud Robert mich ein, mit ihm auszureiten. Die frisch gepflügten Felder rochen köstlich nach Erde und Lehm, neues Grün schmückte die Heckenreihen und die Bäume, die den Flusslauf säumten. Wir machten
Rast auf einer Wiese, wo wir uns auf einem umgestürzten Baum niederließen.
Robert nahm meine Hände in seine und sah mich so entschlossen an, dass ich bereits schlechte Nachrichten befürchtete.
»Mein Lieb, ich glaube, dass nun endlich unsere Zeit gekommen ist. Wärst du bereit, mit mir als meine Frau zusammenzuleben? Würdest du mich zu deinem Gemahl nehmen? Denn ich würde dich gerne zur Frau nehmen, wenn du dazu bereit bist, und dich ehren und lieben bis zum Ende aller Tage, die der liebe Gott mir noch zubilligt.«
Ein Gefühl der Erleichterung breitete sich wärmend in mir aus. Ich blickte in Roberts treue graublaue Augen und sah darin Liebe, Geborgenheit, Lachen und verlässliche Freundschaft. Alles an ihm gefiel mir, seine vielen Lachfalten, seine breiten Schultern, die mir bereits bei so vielen Schicksalsschlägen Halt gewährt hatten, sein Duft, seine tiefe Stimme und sein leises Lachen, das mehr einer Bewegung als einem Geräusch glich. Ich liebte ihn, da er mich niemals im Stich gelassen, niemals enttäuscht hatte. Ich liebte zu sein, wie ich in seiner Gegenwart war.
»Ich nehme dich zum Ehemann, Robert, aus freien Stücken und von ganzem Herzen.«
Sein Kuss ließ mich bis ins Innerste erglühen und brachte mein Herz zum Rasen. Als wir kurz nach Luft schnappten, blickte ich mich um. Da wir hier ganz ungestört schienen, stand ich auf und nahm seine Hand.
»Sollen wir dies Bündnis besiegeln, Liebster?«
Wir legten uns auf die Pferdedecken und liebten uns langsam und dennoch voller Leidenschaft, wobei wir allem Beachtung schenkten, von dem wir wussten, dass es dem anderen Vergnügen bereitete. Es gab keinen Grund, sich zu hetzen, niemanden, der uns hätte nachspionieren wollen.
Später lagen wir schlummernd Arm in Arm, bis die kühle Nachmittagsluft uns zum Weiterreiten veranlasste.
Beim Abendessen beobachteten Joan und Jane uns aufmerksam. Roberts Haltung hatte sich verändert, er wirkte plötzlich so ungezwungen und selbstsicher, als hätte er die Rolle in seiner Vorstellung schon lange einstudiert.
Als die Tafel abgeräumt war, beugte er sich zu meinen Töchtern und fragte: »Würdet Ihr mir gestatten, Eure Mutter zu heiraten?«
Jane zog die Stirn ein wenig kraus und neigte den Kopf zur Seite, als würde sie die Sache abwägen. Joan stieß sie in die Seite und fragte mit einem strahlendem Lächeln: »Würdet Ihr uns dann auch duzen und wir dürften Vater sagen?«
»Es wäre mir eine Ehre.«
»Ich werde lieber Robert sagen«, erklärte Jane. »Aber meinen Segen habt ihr trotzdem.«
Er griff unter dem Tisch nach meiner Hand. »Und du, Joan?«
»Ich hätte ja lieber, Ihr würdet mich heiraten. Aber wenn Ihr Euer Herz schon an Mutter verloren habt, dann soll das auch meinen Segen haben.«
Als Gwen mir an diesem Abend das Haar kämmte, sprachen wir von unseren ersten gemeinsamen Wochen im Haus von Dame Agnes, wo wir meine Hochzeit mit Janyn vorbereitet hatten, von den Anfängen meiner Liaison mit Edward und wie groß unsere Besorgnis damals gewesen war, und schließlich von der schrecklichen Enttäuschung über meine Zwangsehe mit William.
»Ihr habt das Glück verdient, Mistress. Möge Gott Euch beide segnen. Ich freue mich so für Euch. Ihr habt einander schon so lange geliebt. Nun endlich sind Eure Herzen vereint.«
Unser alter Freund Dom Hanneye nahm uns in der Kirche
von Upminster unser Ehegelöbnis ab. Zur Hochzeit luden wir nur Familienangehörige und Geoffrey ein. Ich hatte ein gemustertes Seidengewand in kräftigen Blau- und Rottönen an, bei dem das Federmuster auf den
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