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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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Ärmeln und dem Schnürleib mit Staubperlen hervorgehoben wurde. Robert trug ein rotes Samtwams, das ich ihm mit viel Hingabe genäht hatte, dazu einen passenden Hut, der flammend rot auf seinem blonden Haar saß, und indigofarbene Beinlinge. Es bereitete mir großes Vergnügen, ihn einzukleiden, da er auf seine äußere Erscheinung bislang wenig Wert gelegt hatte und sich nun ganz verblüfft in seiner neuen Garderobe bestaunte. Wahrscheinlich waren wir das eleganteste Paar, das sich jemals in der kleinen Kirche hatte trauen lassen. Am besten gefiel mir jedoch, dass es völlig unwichtig war, ob wir nun solche Mühe auf unsere Kleidung verwandten oder nicht, da wir außer uns selbst niemanden zu beeindrucken hatten, und unsere Liebe weit über all dies hinauswies. Ein Leben abseits des Hofs – ich begrüßte es aus vollem Herzen.
    Das Frühjahr und den Sommer über widmeten sich Joan, Jane, Gwen und ich der Aufgabe, in Gaynes wiederentstehen zu lassen, was ich von Dame Tommasas Garten in London noch in Erinnerung hatte, und auch von jenem, den ich mit ihrer Hilfe in unserem Haus in London angelegt hatte, als ich mit Bella schwanger gewesen war. Robert brachte von unseren anderen Gütern Stecklinge der ungewöhnlichsten Pflanzen mit und besorgte Ableger aus dem Londoner Garten. Im Spätsommer, als ich entdeckte, dass ich erneut ein Kind trug, war die Anlage des Gartens bereits weit gediehen. Ich hatte schon befürchtet, aufgrund meines Alters und der jahrelangen Einnahme von schützenden Tränken kein Kind mehr empfangen zu können, aber Robert und ich erfuhren Gottes Segen.
    »Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden«, flüsterte er, während er ein Ohr auf meinen gewölbten Bauch presste.
    Joan, Jane und ich blühten in diesem Sommer regelrecht auf. Joan lernte einen zweiten Robert kennen, der ebenfalls ganz nach ihrem Geschmack war, Robert Skerne, ein junger Anwalt aus Kingston-upon-Thames, dessen Dienste wir bei einigen Grundstücksgeschäften in Anspruch genommen hatten. Sie bildeten ein hübsches Paar, und ich hoffte sehr, er würde zurückkommen und um sie freien, sobald er sich selbst in der Lage sah, einen eigenen Hausstand zu versorgen. Jane erwies sich als hingebungsvolle und ideenreiche Gärtnerin, und ich überließ ihr einen großen Teil der Planung von Tommasas Garten. Nie war ich glücklicher gewesen. Ich ging spazieren, mit den Falken auf Jagd, ich schob meine Hände tief in die Erde und schuf einen Garten, den ich noch über Jahre zu genießen hoffte, schlenderte an Roberts Arm über die Felder oder die Straßen Londons entlang, verbrachte ganze Nachmittage gemeinsam mit Gwen und meinen Töchtern bei Näharbeiten … und all diese einfachen Freuden entzückten mich jeden Tag aufs Neue.
     
    Ich hätte die Gedenkmesse in Windsor zu Williams erstem Todestag gerne ausgelassen, denn das Reiten fiel mir inzwischen schwer, auch wenn mein Bauch noch nicht stark angeschwollen war. Außerdem wollte ich nicht an meine unglückliche Ehe erinnert werden. Aber ich konnte nicht vergessen, wie verloren William am Ende gewirkt hatte, wie enttäuscht, und konnte ihm diese letzte Ehrerweisung einfach nicht verweigern. Glücklicherweise ließ sich die Reise zum Großteil mit der Barke bewältigen. Meine Töchter und Gwen steckten viel Arbeit in die Herstellung eines Surcots aus Seidensamt, der meine Schwangerschaft verbergen sollte.
Robert fuhr mit nach Windsor, besuchte allerdings nicht die Messe. An seiner Statt begleitete mich Geoffrey.
    Sir Robert Linton, der Freund, der mir und meinen Kindern in meiner finstersten Stunde sein Haus in Somerset als Unterschlupf zur Verfügung gestellt hatte, war ebenfalls gekommen, um dem Verstorbenen seine Achtung zu bezeugen. Er erkundigte sich, wie es mir und den Kindern gehe.
    »Wir sind wohlauf. Allen geht’s bestens. Ich werde niemals die Güte vergessen, mit welcher Ihr uns in dieser Notlage geholfen habt.«
    Ich sah diverse alte Bekannte vom Hof, darunter Richard Stury, der mich abpasste, um mit mir zu sprechen. Er besaß längst nicht mehr ein solch grimmiges Aussehen wie früher, seine Haare waren jetzt schneeweiß und sein Lächeln entspannter und offener. Er genoss den Ruhestand, wie er sagte.
    »Ganz für mich allein den Wildvögeln, den Keilern und Hirschen auf meinem Besitz nachstellen. Endlich Zeit für meine Frau finden. Ich meine, nachdem diese Frau mir fünf Kinder geboren hat, sollte ich sie langsam kennenlernen, oder?« Er kicherte über seine eigenen Worte,

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