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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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was ich bei ihm noch nie erlebt hatte. »Und Ihr, Dame Alice?«
    »Ich bin froh, mich endlich uneingeschränkt meinen Töchtern, meinen Besitzungen und meinen Erinnerungen widmen zu können, Sir Richard. Gott hat es gut mit mir gemeint.«
    John Wyndsor übersah ich, so wie er mich übersah. Wir standen uns noch immer unversöhnlich vor Gericht gegenüber, was nicht mehr allein an mir lag, vielmehr bestanden inzwischen Joan und Jane darauf, dass ich meine Ansprüche weiter verfocht.
    Diesmal betrat ich auch den Palast. Mit großer Beklommenheit ging ich durch seine Räume, verfolgt von Schattengestalten der Vergangenheit. Nirgends in Windsor konnte ich meinen Blick hinwenden, ohne dass eine Erinnerung heraufbeschworen
wurde, vor allem an meine geliebte Queen Philippa. Ich hatte nicht damit gerechnet, die Trauer über ihren Tod noch so schmerzhaft zu empfinden. Für mich herrschte sie unverändert über dieses Schloss. Noch immer konnte ich ihr ausgelassenes Lachen, ihre entzückten Ausrufe hören, konnte die Mandelmilch riechen, die ihr allabendlich gereicht wurde. Und Edward – sein stolzer Schritt klang unmittelbar vor mir, sein Duft lag in der Luft. Plötzlich verließ mich mein Mut. Ich eilte durch den großen Saal zurück und in den Innenhof hinaus, wo ich dankbar die frische, von allen Heimsuchungen unbelastete Luft in mich einsog. Ich hoffte, niemals hierher zurückkehren zu müssen.
    Auch das Gerede, das unser Erscheinen begleitete, bannte jedes Bedauern darüber, dem Hof nicht länger anzugehören. Je mehr Tratsch mir zu Ohren kam, desto stärker wuchs vielmehr die Sehnsucht nach meinem beschaulichen Leben auf dem Land. Princess Joan war nicht anwesend. Sie hatte sich mit einer unbestimmten Krankheit, manche behaupteten einem gebrochenen Herzen, nach Kennington zurückgezogen. Die arme, anmutige Joan, die einst Königin hätte werden können.
    Als Joan, Jane, Gwen und ich bei unserer Rückkehr nach Gaynes den Steg der Anlegestelle betraten, erwartete uns dort bereits Robert, der vorausgereist war, um das Gesinde im Haus vorzubereiten, und der uns nun mit den Pferden abholte. Über Wege, die das heruntergefallene Laub bunt eingefärbt hatte, ritten wir nach Hause. Der ernste Anlass unserer Reise und die Müdigkeit ließen uns alle schweigen. Wie gewöhnlich verschwanden Joan und Jane nach unserer Ankunft sofort in den Ställen, um nachzusehen, wie die vielen Welpen und Kätzchen in der einen Woche unserer Abwesenheit gewachsen waren.
    »Die werden eine ganze Weile fortbleiben«, sagte Robert, nahm meine Hand und führte mich in den Garten.
    Die Blumen waren mittlerweile fast alle verblüht und säten ihre Samen aus, die jungen Bäumchen waren fast kahl. Doch alles versprach neue Pracht im nächsten Frühjahr, und ich fand es wunderschön.
    Wir saßen auf einer Holzbank, auf einem hübsch bestickten Kissen, das Joan und Jane mir zum Geburtstag geschenkt hatten. »Für Eure Bank in der Rosenlaube«, hatte Joan gesagt. »Bella hat uns erzählt, dass Dame Tommasa immer Kissen gemacht hat, um sie auf die Gartenbänke zu legen.«
    »Das hat sie.« Das Kissen, das sie mir geschenkt hatten, war mit Sternen und Mond bestickt, und ich musste an den Surcot denken, von dem ich geglaubt hatte, meine Schwiegermutter würde ihn nie zu tragen wagen. Jener Surcot mit silbernen und goldenen Monden und Sternen auf dunklem Grund. »Danke Bella. Und danke euch Lieblingen für dieses Geschenk.«
    Im Februar brachte ich ein süßes, blondhaariges Mädchen zur Welt. Ihre Patin Agnes, die Frau meines Bruders, wollte ihr lieber den Namen Ann nach ihrer eigenen Mutter geben, und so nannten Robert und ich sie Agnes Joanna. Da sie sich zu einer anmutigen Schönheit ganz wie ihre Namensschwester Princess Joan entwickelte, ließen wir ihren ersten Vornamen aber schon bald fort. Joan war mir eine so gute Freundin gewesen, wie sie es vermochte, das hatte ich inzwischen begriffen.
    Ein Jahr später wurde ihr Bruder Geoffrey geboren. Selbstverständlich war in diesem Fall mein alter Freund Geoffrey Chaucer der Pate, und er veranstaltete einen großen Wirbel um den blonden Jungen.
    Nach Geoffreys Geburt wusste ich, dass ich für weitere
Kinder nun zu alt sein würde, eine Einsicht, die ich sehr bedauerte. Schließlich liebte ich meine Kinder mehr als alles andere, sogar mehr als Robert. Allerdings hatte ich auch nicht vergessen, wie gravierend sich mein Leben mit dem Erreichen des gebärfähigen Alters geändert hatte. Dies hinter mir zu

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