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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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Garderobe zu seinem ersten Besuch fertig sein musste. Sobald sie von seiner Ankunft in London erfahren hatte, war er von ihr zum Essen eingeladen worden und hatte sich für den nächsten Abend angekündigt.
    Bei seinem Eintritt in die Halle kam ich mir selbst wie eine Fremde vor. Mein lincolngrünes Seidenkleid hatte ich zwar schon bei Geoffreys Besuch getragen, der goldene Surcot, der edelsteinbesetzte Gürtel und der Perlenkopfschmuck waren jedoch neu. Ich fühlte mich juwelenbehangen und unberührbar. So musste sich in meiner Vorstellung eine Königin fühlen, auf Abstand zu ihren Untertanen gehalten durch all das Gold, all die Edelsteine. Es war ein berauschendes Gefühl.
    Die Sonne hatte Janyns Haut gebräunt. Er sah prächtig aus, ganz ähnlich wie ich mir einen Löwen dachte. Im Näherkommen spürte ich eine ungeheure Kraft, als sein ungeduldiger Blick sich erst in einen Ausdruck reinster Verzückung wandelte und dann in etwas Dunkleres, ein gieriges Verlangen. Als ob er tatsächlich ein Löwe wäre und mich zu verschlingen beabsichtigte. Dennoch hatte ich keine Furcht
vor ihm. Ich fühlte mich in seiner Nähe vielmehr erstrahlen. Ich erwachte zum Leben.
    »Heilige Mutter Gottes«, sagte er, als ich vor ihm stand. »Du bist eine wahre Augenweide, mein Lieb.« Er nahm meine Hand und küsste sie, blieb lange über sie gebeugt. Die Liebkosung durch seinen Atem raubte mir den meinen, doch zugleich schenkte sein fester Griff mir Gewissheit. Unsere Verlobung war Wirklichkeit. Und er begehrte mich.
    »Ich habe dich vermisst, Janyn.«
    Jetzt sah er auf und blickte mir einen Moment lang unverwandt in die Augen, als würde er die Ernsthaftigkeit meiner Grußworte abwägen. Ich war überrascht, wie vertraut er mir bereits erschien.
    »Master Thorne berichtete mir, dass du reitest, als hättest du es schon dein ganzes Leben getan.«
    »Master Thorne ist höchst freundlich, aber da bewertet er meine Fertigkeiten doch zu hoch«, sagte ich. »Das Reiten bereitet mir großes Vergnügen, und Serenity ist eine wundervolle Gefährtin.«
    Erstaunt warf Janyns seine hohe Stirn in Falten. »Du hast deiner Stute den Namen Serenity gegeben? Du bist entzückend. « Seine Augen leuchteten auf, und sein gebräuntes Gesicht verzog sich zu einem amüsierten Grinsen. »Aber du wirst sie nicht sehr lange reiten. Sie ist langsam, und es mangelt ihr an edlem Wesen. Ich habe sie nur ausgewählt, damit du auf ihr lernen kannst.«
    Augenblicklich stürzte all die Reife, die mir meine prachtvolle Kleidung verlieh, in sich zusammen, und ich kam mir jung und albern vor. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, von Serenity getrennt zu werden. Ich liebte sie. Zugleich fand ich mich töricht, weil ich nicht begriffen hatte, dass sie kein stattliches Pferd war. Ich wandte mich von ihm ab und betete darum, meine Fassung wiederzugewinnen.
    »Sollen wir nicht Platz nehmen?«, sagte Dame Agnes und bedeutete Janyn, sich doch zu Großvater an die hübsch geschmückte Tafel zu setzen. Ihre Hand unter meinen Ellbogen schiebend, hielt sie mich zurück. »Er wollte dich mit seinem Lächeln nicht verspotten, Alice«, flüsterte sie. »Zudem bin ich überzeugt, er wird dir erlauben, die Stute auf eurem Landgut zu behalten. Atme einmal tief durch und sei frohen Muts. Du siehst zauberhaft aus, und er himmelt dich an.«
    Niemals hätte ich geglaubt, wie schwer es sein würde, stets die nun von mir erwartete Haltung zu bewahren. Ich rief mir jedoch in Erinnerung, dass eine Rückkehr in mein Elternhaus unmöglich war und ich mich höchst glücklich schätzen durfte, einen Mann zum Verlobten zu haben, der mir so gut gefiel. Diese Vermählung nicht zu gefährden, war jede Anstrengung meinerseits wert.
    Und so atmete ich einmal tief durch, wie Großmutter es geraten hatte, und folgte ihr an die Tafel. Mit jedem Schritt versuchte ich, ein Stück größer und anmutiger zu werden, und als ich schließlich Platz nahm, lächelte ich zwar noch nicht, hatte mich aber gefangen.
    Erleichtert darüber, dass ich kein Aufhebens machte, bedachte Dame Agnes mich mit einem zufriedenen Lächeln.
    »Ihr habt die nussfarbene Haut eines Mannes, der auf See war«, sagte Großvater zu Janyn, der sein vornehmes Haupt zustimmend verneigte.
    »Die Sonne brannte auf mich hernieder, als ich den Kanal überquerte, das stimmt. Handelsgeschäfte führten mich nach Frankreich und in die Lombardei.«
    »Fahrt Ihr häufig über den Kanal, Master Janyn, oder nehmen Euch Eure Kommissionäre einen

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