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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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schlafen.« Mit einem erschöpften Seufzer streckte er sich aus und drehte mir den Rücken zu.
    »Danke für das Vertrauen, das du in mich hast, Liebster«, flüsterte ich, als ich mich an ihn schmiegte.
    Aber ich konnte keinen Schlaf finden. Wenn schon die Mitstreiter aus Angst vor dem Zorn des Königs oder vor anderen, die Gefolgsleute von Isabellas Gemahl gewesen waren, in Italien blieben, dann ging Janyn ein schreckliches Wagnis ein, wenn er zwischen diesen Männern und Isabella den Kurier spielte. Kein Wunder, dass wir in solcher Gunst standen und uns so geheimnistuerisch verhielten. Zitternd betete ich dafür, dass wir nach ihrem Tod von dieser Last befreit sein und ein friedliches Leben führen mögen.
     
    Am nächsten Morgen stand Isabella früh auf und bat darum, noch einmal ihre Patentochter sehen zu dürfen. Als sie sich über Bella beugte und deren Schönheit und freundliches Wesen bewunderte, war ich eine stolze und glückliche Mutter. Doch während sich die Königinwitwe noch über mein geliebtes Kind lehnte und der herrliche schwarze Stoff ihres Kleids im Morgenlicht glänzte, war mir plötzlich unwohl, für einen Moment sah ich in ihr eine Verkörperung des Todes.
    Ich war sehr erleichtert, als ihre Gesellschaft vom Hof ritt.
Bei unserer Rückkehr nach London teilte Janyn mir mit, dass er ein in Oxford erworbenes Grundstück auf meinen Namen hatte eintragen lassen. »Um dir vom Mietzins ein ansehnliches Einkommen zu garantieren, sollte mir irgendwann etwas zustoßen.«
    »Schwebst du denn in Gefahr, mein Lieb?« Ich konnte mir nicht vorstellen, warum sonst er solche Worte wählen sollte.
    »Unsicher ist jeder Tag, an dem wir morgens erwachen, Alice. Ich kann ebenso wenig vorhersagen, wie lange ich noch leben oder ob ich weiter in der Gunst der Königinmutter und meiner Gilde stehen werde, wie ich vorhersagen kann, wann du das nächste Kind zur Welt bringst und welches Geschlecht es haben wird.«
    Kurz darauf ließ ein Vorkommnis mich ahnen, was Janyn befürchtete. Den Anstoß bildete, dass plötzlich ein Lehrer erschien, der mein Französisch und mein Latein in Sprache, Schrift und Lektüre verbessern sollte.
    »Habe ich dein Missfallen erregt?«, erkundigte ich mich. Lag diese Vermutung nicht nahe?
    Doch Janyn versicherte, dass er meine Ausbildung als ein Geschenk verstehe, das mir mein ganzes Leben hindurch hilfreich sein würde, ein Geschenk, wie er sich kostbarer keines für mich denken könne.
    Also saß ich eines Morgens mit meinem Lehrer in der Halle, als Dame Tommasa hereingestürmt kam, die schönen Augen vor Schrecken und Furcht weit aufgerissen. Sie nahm Janyn am Arm und zog ihn in eine Kammer, wo sie ungestört sein würden. Wenig später ging meine Schwiegermutter wieder, ohne ein Wort zu mir gesprochen zu haben. Noch nie zuvor hatte sie mich in dieser Form unbeachtet gelassen. Beim Mittagessen wirkte Janyn ernst und bedrückt, sagte aber nichts. Selbst abends im Bett wollte er nicht erzählen, was seine Mutter derart in Aufregung versetzt hatte.
    »Es ist schlimmer für mich, es nicht zu wissen«, sagte ich, während ich seinen Nacken und seine Schultern küsste. »Denn meine Fantasie beschwört die entsetzlichsten Dinge herauf, wenn ich mir Sorgen mache.«
    »Später, mein Lieb. Ich möchte lieber nicht darüber sprechen, solange ich noch nicht weiß, was tatsächlich geschehen ist.«
    Wilde Träume suchten mich in dieser Nacht heim – Überflutungen, Kerkerhaft, Feuersbrünste, meine süße Bella vor Fieber glühend, Janyn in einer engen Gasse von einem führerlosen Karren überrollt.
    Mein jüngerer Bruder und meine Schwester kamen am nächsten Morgen mit Nan, und mittags gesellte sich noch mein Bruder John an unsere fröhliche Tafel. Janyn war früh in Geschäften aufgebrochen. Jetzt erfuhr ich, dass zwei unserer Bekannten unter den lombardischen Kaufleuten behaupteten, am Vortag von einer Gruppe hiesiger Tuchhändler angegriffen worden zu sein, und dass es nun zu heftigen gegenseitigen Anschuldigungen zwischen der Gesellschaft von Lucca und den Mitgliedern der Tuchhändlergilde kam.
    »Wurden sie schwer verletzt?«, fragte ich.
    »Kennst du sie etwa?«, wollte John mit besorgter Miene wissen.
    »Sie waren in unserem Haus zu Gast«, sagte ich. »Aber gut kennen tue ich sie nicht.«
    »Gefährliche Freunde«, sagte er.
    »Sind sie das wirklich?«, fragte Nan. »Wie ich hörte, waren die Angriffe ohne Anlass. Warum sollte eine Gruppe von Tuchhändlern eine Gruppe von Kaufleuten

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