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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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»Mich von allem trennen, was mir wichtig ist? Niemals werde ich meine Tochter im Stich lassen!«
    Er schüttelte seinen Kopf. »Der König und die Königin haben versprochen, für eine Möglichkeit zu sorgen, dass du mit Bella zusammen sein kannst. Eines Tages. Es wird sich eine andere Ziehfamilie finden – «
    »Ziehfamilie? Was redest du da? Wie kannst du es ertragen, unsere Bella fortzugeben? Unseren Schatz?«
    Er schloss einen Moment lang die Augen und erwiderte dann ruhig: »Wenn es sicher ist, wird sie dir an den königlichen Hof folgen.«
    Auch wenn seine Nüchternheit mich erschreckte, stürzte sich mein Herz auf diesen Hoffnungsschimmer. »Gott sei Dank! Aber mich von dir trennen? Warum, Janyn?«
    »Isabella hat dir alles erzählt, was du wissen darfst. Jetzt hör genau zu. Wenn jemand dir diesen Rosenkranz gibt«, er hielt mir sein Lieblingspaternoster aus Rosenholz hin, »dann wirst du wissen, dass der Zeitpunkt zur Trennung gekommen ist. Das ist dein Signal.«
    »Janyn! Mich von dir trennen? Das kann ich nicht. Das könnte ich niemals.«
    »Ich liebe dich mehr als mein eigenes Leben, Alice. Und ich wünsche mir für dich und für Bella ein langes, wundervolles
Leben. Meine Familie hat sich törichterweise vor vielen Jahren zu etwas bereiterklärt, das ihnen Reichtum eingebracht hat, jedoch zu einem Preis, den sie sich niemals vorgestellt hatten. Wie furchtbar es sein würde … wie es unsere Familie zerstören könnte. Ich möchte nicht, dass auch du deshalb leidest.«
    »Aber ohne dich werde ich leiden, Janyn.«
    »Dann denk an Bella.«
    »Was kann denn so gefährlich sein, mein Lieb?«
    »Wissen, Alice. Mehr sage ich nicht. Zweifle niemals daran, dass ich dich und Bella liebe. Ich bin so glücklich mit euch gewesen.«
    Kopfschüttelnd und vor Wut und Verbitterung zitternd wich ich von ihm zurück. »Wie konntest du uns das nur antun? Was war nur in dich gefahren, dass du eine Heirat angestrebt hast, wenn du doch genau wusstest, wohin dies führen würde? Mit welchem Recht hast du mich und unser unschuldiges Kind mit diesem Fluch beladen?«
    »Scht, scht, Alice, mein Lieb«, Janyn griff nach mir. »Ich dachte, die Königinmutter würde ein langes Leben haben. Sie wirkte immer gesund und munter.«
    Ich wusste nicht, ob ich weglaufen oder mich in seine Arme werfen sollte. Während ich noch schwankte, kamen mir die Tränen. Er zog mich an sich und hielt mich fest, während ich weinte. Wir klammerten uns so fest aneinander, das ich am nächsten Morgen noch die blauen Flecke an unseren Armen sah. Ich betete zu Gott, der Mutter Gottes und allen Heiligen, diese schwere Bürde von uns zu nehmen. Für ein Wunder zu sorgen, das uns rettete.
    Wenige Tage nach unserem Treffen bestand Königinmutter Isabella auf einer sehr hohen Dosis der Arznei, die sie nahm, und entschlief friedlich. Wir waren bereits nach London zurückgekehrt. Als ein Bote aus Hertford die Nachricht
überbrachte, sahen Janyn und Dame Tommasa, die mit uns speiste, einander an, als hätte der Mann gerade ihren eigenen unmittelbar bevorstehenden Tod verkündet. Bleich und reglos nahmen sie die Nachricht mit einer entsetzlichen Sprachlosigkeit auf, die so wenig zu ihnen passte, dass die Bedienten ebenso verängstigt aussahen, wie ich mich fühlte.
     
    Als ich kurz nach Isabellas Tod die Aufforderung erhielt, mich in Windsor Castle einzufinden, dachte ich, der Schmerz, Bella und Janyn zu verlassen, würde mein Herz zerbersten lassen. Aber da ich sah, welch starke Wirkung meine Gefühlsregungen auf sie besaß, zwang ich mich zu einer gefassten Haltung. Ich würde einen Weg finden, meine Familie wieder zusammenzuführen. Bis dahin würde ich mich bemühen, dies als ein Abenteuer zu betrachten. Janyn und Bella sollten stolz auf mich sein.
    Ich hatte Hertford für prachtvoll gehalten, aber verglichen mit dem großen Palast des Königspaars war es eher schlicht. Windsor überwältigte mich mit seinen ungeheuren Ausmaßen, verwirrte mich durch seinen Prunk und bezauberte mich durch die Schönheit von Licht und Farben in seinem Inneren. Angesichts einer solch fremdartigen Wohnstatt schwand mein Widerstand ein wenig. Während unserer ersten Tage am Hof verirrten Gwen und ich uns häufig in dem Gewirr von Gängen und Gebäudetrakten. Als Queen Philippa begriff, warum ich mich so häufig verspätete, wenn ich in der Nähstube oder in ihrem Gemach erwartet wurde, stellte sie mir Stephen, einen jungen Pagen, an die Seite, der lange genug am Hof war, um alle

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