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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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»Sie? Wer, Eure Gnaden?«
    Sie hob eine Hand, um mich zur Geduld zu ermahnen, während sie nach Luft rang.
    Dies war der Moment, den ich einerseits herbeigesehnt und andererseits gefürchtet hatte. Ich würde von der Königinmutter selbst die Wahrheit erfahren. Ich presste meine Hände zusammen und betete inständig für sie und meine Familie. Als ihre Atmung weniger angestrengt klang, öffnete ich die Augen.
    »Janyns Großeltern haben jemanden gerettet, den ich überaus schätze«, begann sie. »Und sind damit selbst eine große Gefahr eingegangen. Die Familie dient mir bis heute und schwebt dabei noch immer in großer Gefahr. Ich habe geschworen, Euch und meine Patentochter zu retten. Für Euren Gemahl, der euch mehr als sein Leben liebt.«
    Die Worte schnitten mir ins Herz. »Was ist mit Janyn? Ist er in Gefahr?«
    »Ständig.« Sie griff nach meinen Händen. Ich löste die ineinander verschränkten Finger und reichte ihr eine Hand, die sie in ihre nahm. »Zweifelt nicht an seiner Liebe.« Sie war sehr schwach, ihre Hände waren trocken und kalt.
    Obwohl ich aufgewühlt war und nur zu gerne alles erfahren hätte, was sie wusste, zwang ich mich zu Geduld. »Euer Gnaden«, brachte ich noch zustande.
    »Ihr müsst gut aufpassen und Euch von anderen leiten lassen.« Sie drückte mir die Hand. »Betet für meine Seele, Alice. Verdammt mich nicht.«
    Das konnte ich ihr nicht versprechen. Als ich ihre Hand küsste, spürte ich, wie Wut all meinen Kummer und meine Angst beiseite schob. Wut auf das gesamte Vorhaben und all die heimlichen Abmachungen, die hinter meinem Rücken getroffen worden waren.
    »Ich muss mich ausruhen«, sagte Isabella. »Ruft meine Diener. Begebt Euch zu Eurem Gemahl.«
    Ich stand unsicher auf meinen Beinen, als ich mich vom Bett erhob, schaffte es aber in den Korridor, um Isabellas Bediente herbeizurufen, bevor ich in Janyns Arme stolperte. Ich bedurfte dringendst seines starken Halts und war erleichtert, dass er draußen auf mich wartete. Er führte mich in einen abgeschiedenen Teil des Gartens, wo wir eine Weile Arm in Arm umherwandelten. Wir redeten nichts, waren einfach nur zusammen.
    Als ich mir zutraute, überlegt zu sprechen, sagte ich: »Ich weiß wenig mehr, als dass wir ständig in Gefahr schweben. Sie sagt, wenn ich mehr wüsste, ›würden sie es mir nur mit Gewalt entreißen‹, sobald sie tot ist. Aber wer sind sie? Und wen schützt du? Und warum sollten derart zum Äußersten entschlossene Leute mir glauben, dass ich nichts weiß? Dies ist kein Turnierkampf nach ritterlichen Regeln, Janyn, hier geht es um mein Leben, um unsere Ehe, unsere Familie.« Inzwischen blieb mir vor Zorn wieder der Atem weg, und ich schnappte laut nach Luft. Wer war es, den er so regelmäßig in Italien besuchte? Gewiss nicht irgendwelche Mitstreiter, die Isabella unterstützt hatten, wie er es mich hatte glauben machen wollen, sondern jemand, den sie ›überaus schätzte‹. Ich wandte mich von Janyn ab. In diesem Fall konnte er mich nicht trösten, denn er und seine Familie hatten mich erst zu dieser Einsicht genötigt, dass alles, was ich liebte, am Rande des Untergangs taumelte.
    Janyn zog mich an sich. »Am Hofe der Königin wirst du in Sicherheit sein.«
    Steif ertrug ich seine Umarmung und weigerte mich nachzugeben. »Was ist mit unserer Tochter? Was ist mit dir?«
    Er ließ mich los. »Geplant war eigentlich, dass Bella hier bei ihrer Patin bleibt.«
    Janyns verstörter Tonfall und der Anblick seiner vor Verzweiflung zusammengeballten Hände milderten meinen Zorn. Vielleicht konnte Bella ja sicher im Schoß der Salisbury-Familie aufwachsen, wenn Isabella nicht mehr war. »Wie wäre es, wenn sich ihre eigene wundervolle Großmutter Dame Agnes um sie kümmern würde?«
    Janyn nahm meine Hände »Sieh mich an, Alice.« Als ich seinem Blick begegnete, sah ich das Flehen in seinen Augen. »Zum Wohle unserer Tochter müssen wir sie von meiner und von deiner Familie fernhalten.«
    »Ich würde nie auf den Gedanken kommen, sie von meinen Eltern aufziehen zu lassen. Ich …«
    »Hör mir zu, Alice. Und sieh mich bitte an.« Ich hatte meinen Blick abgewandt. »Irgendwann mag die Zeit kommen, da werde ich dich um etwas bitten«, begann er. Als er sicher war, dass ich ihm aufmerksam zuhörte, fuhr er fort: »Es wird gewiss das Schwierigste sein, was du je in deinem Leben getan hast. Du wirst dich sowohl von mir als auch von unser beider Familien trennen müssen.«
    Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte.

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