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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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Schädigungen, vom Bewegungsmangel bis hin zur Beeinträchtigung der Sehfähigkeit. Ein intensiver Fernsehkonsum reduziert jedoch auch die sozialen Kontakte. In den USA spricht ein ›normales Paar‹ durchschnittlich ca. vier Minuten pro Tag miteinander, abgesehen vom wichtigen Regelungsbedarf in Bezug auf Essen und Fernsehkonsum. Daneben orientiert sich das Alltagsleben immer intensiver an den Maßstäben der TV-Welt, verstärkt durch die Werbesequenzen. Diese bieten gleichzeitig reichlich Nährboden für neue Verwöhnvorgänge, ob von Erwachsenen eingebracht oder vom Nachwuchs gefordert. Medien oder andere Anbieter von Verbrauchsgütern handeln nach demselben Kalkül.
    »TV-Nutzung von Kindern explodiert«, so eine Nachricht vom 8. Oktober 2009. Sahen 1998 Kinder zwischen drei und 13 Jahren durchschnittlich pro Tag noch 99 Minuten fern (knapp zwölf Stunden pro Woche), so ist die TV-Nutzung innerhalb der vergangenen Jahre auf neue Rekordwerte geklettert. Wie ein aktueller Bericht des US-Marktforschungsunternehmens Nielsen aus dem Jahre 2010 zeigt, verbringen Kinder im Alter zwischen zwei und fünf Jahren heute im Durchschnitt mehr als 32 Stunden pro Woche vor dem Fernsehschirm. Bei der Altersgruppe der Sechs- bis Elfjährigen liegt der entsprechende Wert bei über 28 Stunden. Der Durchschnittswert bei Erwachsenen liegt laut einer epd-Meldung vom 4. Januar 2011 bei ›nur‹ 20 Stunden pro Woche. Werden zu diesen Zahlen die Zeiten für die Lektüre von Büchern und Zeitungen, für Rundfunksendungen, PC-, Video- und Internetnutzung hinzugerechnet, kommen leicht täglich fünf bis zehn Stunden zusammen, in denen sich Durchschnittsbürger dem Einfluss dieser Medien aussetzen. Tendenz steigend.
    Die Wirkung von TV-Geräten in Kinderzimmern: ›Die Sehzeit geht um eine Stunde rauf und die schulische Leistung rutscht um eine Note runter.‹
    Immer stärker wird jedoch die TV-Welt durchs Internet überlagert. So haben fast 30 Prozent der 12- bis 13-Jährigen nach einer Untersuchung aus dem Jahre 2012 einen eigenen – das heißt in der Regel auch nicht kontrollierbaren – Internetzugang in ihrem Zimmer. Ergänzt wird diese leichte Zugangsmöglichkeit durch Smartphones. Immer mehr Heranwachsende vernachlässigen durch das Internet wichtige soziale Kontakte und körperliche Aktivitäten. »Im Schnitt verbringen Kinder wöchentlich 17 Stunden mit ihren Eltern, 30 Stunden in der Schule und 45 Stunden mit Mediennutzung wie Notebook, Smartphone und Spielkonsolen«, teilt die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen mit. 27 Kindern und Jugendlichen droht die digitale Vereinsamung.
    Hier einige O-Töne von Jugendlichen zum Umgang mit Medien: »Nach drei bis vier Spielfilmen am Samstagabend habe ich morgens einen so dicken Kopf, als wenn ich kräftig gesoffen hätte. Aber außer Cola war da nichts.« – »Ich wollte es ja erst nicht glauben, aber nach vier Wochen Internetsurfen war ich wirklich abhängig. Einmal hing ich über 14 Stunden vor der Kiste, ohne mal was zu essen.« – »Wenn ich mir übers Wochenende nicht so meine fünf bis acht Videos oder Spiele reinziehen könnte, wüsste ich wirklich nicht, wie ich die Zeit herumkriegen sollte.«
    Kaputte Kinderseelen, verstärkt montagmorgens, zerstör tes Familienleben, Vereinzelung, Schlafstörungen, unterschied lichste Partnerschaftsprobleme, eingeschränkte Denkleistungen und Aufnahmekapazitäten, astronomische Rechnungsbeträge in der Folge grenzenloser Mediennutzung: Fernsehen, Film, Internet, Funk und Printmedien haben in unterschiedlicher Intensität viele ihrer Nutzer fest im Griff. So bewegt sich z. B. ein beträchtlicher Anteil von 12- bis 14-Jährigen aus der »Generation Porno« in einer Mischung aus Neugier bzw. Sucht per Mausklickim Internet zwischen »Klitoris, Koitus und Kondomen«, weil sie ›es‹ unbedingt selbst erfahren wollen, auch wenn ihnen dies nicht guttun, so eine Selbstäußerung. 28
    Christian Pfeiffer von der Universität Hannover resümiert nach seinen breit angelegten Forschungen zu den Auswirkungen des Medienkonsums auf die Schulleistungen und Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen, dass ein TV-Gerät im Kinderzimmer die Einschaltzeit durchschnittlich ›um eine Stunde rauf- und die schulischen Leistungen um eine Note runtersetzt‹. So wird nachvollziehbar, warum das Zulassen eines eigenen Fernsehers oder Internet-PC im Kinderzimmer als fahrlässige bzw. grob fahrlässige Kindesmisshandlung bezeichnet werden kann.
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