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Die verzauberten Frauen

Die verzauberten Frauen

Titel: Die verzauberten Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Schulz
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dem Haus Brentano in Winkel und diesem Mordfall in Fulda zu knüpfen, dann   –«
    »Mörder knüpfen, Ermittler entwirren«, warf Breitenbach ein.
    Sievers hob die Hand. »So kommen wir nicht weiter. Herr Velsmann, sagen Sie mir bitte, was Sie von uns wollen. Ich werde Ihnen vernünftig antworten. Wenn ich es nicht kann, werden Sie uns bitte wieder verlassen.«
    »Seitdem ich mich mit diesem scheußlichen Mord auf der Loreley beschäftige«, sagte Velsmann, »habe ich das Gefühl, jemand anderer, den ich nicht kenne, interessiert sich auch dafür. Es ist, als hätte ich ein Portal geöffnet. Das mag meiner speziellen Art entsprechen, diese Dinge wahrzunehmen, schließlich wurde ich schon als Junge damit konfrontiert. Aber es zeigt sich, dass überall Interessenten bereitstehen, um sich mit diesen Fällen zu beschäftigen.«
    »Absurd!«, sagte der Anwalt.
    »Und deshalb ist meine Frage an Sie gerichtet, Herr Sievers. Und sie besteht aus mehreren Teilen. Der erste, den ich Sie schon einmal fragte, lautet ganz schlicht und ergreifend: Können Sie sich vorstellen, dass Clemens von Brentano die Täter kannte, die damals den Dreifachmord begingen? Ich meine: Gibt es in seinem Werk einen Beleg dafür?«
    »In seinen Briefen vielleicht. In seinem Werk nicht.«
    »Können Sie mir entsprechende Briefstellen zugänglich machen?«
    »Wenn Sie unbedingt wollen.«
    »Weiter. Können Sie sich vorstellen, das Opfer und Täter der damaligen Ereignisse Nachfolger haben?«
    »Sie meinen leibliche? Oder ideelle?«
    »Das ist eine gute Unterscheidung, Herr Sievers! Ich meine beides.«
    »Unerträglich!«, warf der Anwalt ein.
    Velsmann beachtete ihn nicht und fuhr fort: »Familien können leiblich weiterleben, das sieht man an der Familie Brentano am besten, wir hatten ja in den Fünfzigerjahren noch einen Außenminister, also jemanden, der die Blutlinie fortsetzte. Familien können aber auch ideell fortbestehen. Eine Idee, eine Weltanschauung, ein Programm, in dem sich eine Familie, eine Sippe wiedererkennt, kann durch die Jahrhunderte weitergegeben werden. Ich erinnere an Blutrache in verschiedenen Gesellschaften. Und so kann noch nach zweihundert Jahren plötzlich ein schlafendes Fossil zum Leben erweckt werden und handeln.«
    »Sicher sprechen Sie von Werwölfen und Vampiren«, sagte Kumpfmüller mit feuchten Lippen.
    »Das nun eben nicht«, erwiderte Velsmann ungerührt. »Ich spreche von einer Blutlinie und von einer Ideenlinie, beides ganz irdische Angelegenheiten.«
    »Männer, die sich leiblich fortpflanzen, Frauen, die eine Idee weitergeben«, sagte Breitenbach.
    Velsmann blickte sie bewundernd an. »Auf den Punkt gebracht.«
    »Hahaha!«, machte der Anwalt.
    »Und warum das Ganze, zu welchem Zweck?«, fragte Sievers.
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen«, gab Velsmann zu. »Aber Fragen ist ja erlaubt. Sie haben meine Frage übrigens noch nicht beantwortet.«
    »Denkbar ist alles«, sagte Sievers. »Aber ich muss Herrn Kumpfmüller recht geben. Man kann die Familie Brentano nicht mit wilden Spekulationen in Zusammenhang bringen, das schadet dem Ruf. Das ist ungehörig. Stellen Sie sich vor, wie die Medien sich auf solche Vorgänge stürzen würden!«
    »Das muss mir leider egal sein«, sagte Velsmann. »Es geht um die Wahrheit, es geht um Aufklärung von zumindest zwei spektakulären Verbrechen.«
    »Ich sage Ihnen eines«, spießte der Anwalt den Inspektor erst mit Worten, dann mit dem Zeigefinger auf. »Wenn die Medienmeute über uns herfällt, dann weise ich Ihnen nach, dass Sie unverantwortlich gehandelt haben! Und dann mache ich Sie für alle Folgekosten haftbar!«
    »Tun Sie das«, nickte Velsmann ruhig. »Ich lasse Ihnen mein Kärtchen da.«
    Damit war die Audienz beendet.
    »Ganz schön cool«, sagte Breitenbach später, als sie wieder im Auto saßen. »Was haben Sie eigentlich tatsächlich in der Hand?«
    »Niemand glaubt natürlich daran, dass Clemens von Brentano oder ein weiteres Mitglied dieser ehrenwerten Familie irgendwas mit den Morden zu tun hat. Und schon gar nicht mit den beiden infrage kommenden! Ich musste ein bisschen bluffen, um herauszubekommen, ob an meinen Vermutungen überhaupt irgendwas dran ist. Ich bin auf wildes Denken angewiesen.«
    »Und was sind Ihre Vermutungen?«
    Velsmann erklärte ihr jetzt die Einzelheiten des historischen Mordes auf der Loreley, die Umstände des Grabfundes im Kloster Eberbach und warum er sich damit beschäftigte. Ehrenbreitstein kam näher, deshalb sprach

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