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Die vierte Hand

Die vierte Hand

Titel: Die vierte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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welchem Grund auch immer, mit einem der Praktikanten geschlafen; nun, da der Junge wieder auf dem College war, warf Mary ihr vor, sie vergreife sich an Minderjährigen. Nur Wallingford wußte, daß Mary sich an den Praktikanten herangemacht hatte, ehe er, Patrick, sich dummerweise auf den Versuch eingelassen hatte, sie zu schwängern. Der Praktikant war ein gutaussehender Junge, und er war klüger als Wallingford - er hatte Marys Vorschlag abgelehnt. Patrick fand es nicht nur sympathisch von Eleanor, daß sie mit dem Jungen geschlafen hatte; er hatte auch den Jungen sympathisch gefunden, dessen Praktikum es nicht gänzlich an authentischen Erfahrungen gefehlt hatte. (Eleanor gehörte zu den ältesten verheirateten Frauen im Nachrichtenstudio.)
    Nur Wallingford wußte, daß es Mary im Grunde völlig egal war, daß Eleanor mit dem Jungen geschlafen hatte - sie war bloß wütend, weil sie ihre Tage hatte.
    Plötzlich fand er den Gedanken, einen Auftrag, irgendeinen Auftrag als Sonderkorrespondent, zu übernehmen, verlockend. Wenigstens käme er so aus dem Nachrichtenstudio und aus New York hinaus. Er sagte Mary, er sei einem Auftrag als Sonderkorrespondent bei nächster Gelegenheit nicht abgeneigt, vorausgesetzt, sie habe nicht die Absicht, ihn dabei zu begleiten. (Mary hatte sich erboten, mitzufahren, wenn sie das nächste Mal einen Eisprung habe.)
    Es gebe in nächster Zeit, teilte Wallingford ihr mit, nur einen Tag und eine Nacht, wo er weder als Sonderkorrespondent noch als Moderator der Abendnachrichten zur Verfügung stehe. Am 1. November 1999 besuche er, komme, was da wolle, in Green Bay, Wisconsin, ein Montagabend-Footballspiel.
    Irgendwer (wahrscheinlich Mary) steckte ABC Sports, daß Wallingford an diesem Abend bei dem Spiel sein würde, und ABC bat den Löwenmann sofort, während der Übertragung in der Kommentatorenkabine vorbeizuschauen. (Warum einen Zweiminutenauftritt vor einem Millionenpublikum ablehnen?, würde Mary zu Patrick sagen.) Vielleicht konnte der Katastrophenmann sogar ein, zwei Spielzüge kommentieren. Ob Wallingford wisse, fragte jemand von ABC, daß von der Handfreßepisode fast ebenso viele Videos verkauft worden seien wie von dem Film über die Saisonhöhepunkte der NFL ?
    Ja, das wußte Wallingford. Er lehnte das Angebot, die ABC-Kommentatoren zu besuchen, höflich ab. Er besuche das Spiel, wie er es formulierte, mit »einer guten Freundin«; Doris' Namen nannte er nicht. Das könnte bedeuten, daß während des Spiels eine Fernsehkamera auf ihn gerichtet war. Wenn schon. Patrick hatte nichts dagegen, ein-, zweimal zu winken, bloß um ihnen zu zeigen, was sie sehen wollten - die Nichthand bzw. seine vierte Hand, wie Mrs. Clausen sie nannte. Sogar die Sportschreiber wollten sie sehen.
    Daran mochte es liegen, daß nichtkommerzielle Fernsehsender begeisterter auf seine Anfragen reagierten als der nichtkommerzielle Rundfunk oder die Abteilungen für Journalismus der Big Ten. Sämtliche PBS-Ableger waren an ihm interessiert. Im großen und ganzen ermutigte Patrick die einhellige Reaktion; er würde einen Job haben, auf den er zurückgreifen konnte, womöglich sogar einen interessanten.
    Natürlich sagte er Mary kein Sterbenswörtchen davon, während er vorauszuahnen versuchte, was für Aufträge sie ihm wohl anbieten würde. Ein Krieg hätte ihn nicht überrascht; eine Escherichia-coli-Epidemie hätte Marys Stimmung entsprochen.
    Wallingford wollte zu gern erfahren, warum Mrs. Clausen darauf bestand, ihn erst bei einem Montagabend-Footballspiel in Green Bay zu sehen. Er rief sie am Samstag abend, dem 30. Oktober, an, obwohl er wußte, daß er sie kommenden Montag sehen würde, doch warum das Spiel so merkwürdig wichtig für sie war, dazu äußerte sich Doris nach wie vor nur unverbindlich. »Ich kriege einfach das Flattern, wenn die Packers favorisiert sind«, sagte sie nur.
    Wallingford ging an diesem Samstagabend ziemlich früh schlafen. Gegen Mitternacht rief Vito einmal an, aber Patrick schlief ziemlich schnell wieder ein. Als am Sonntag morgen das Telefon klingelte - draußen war es noch dunkel -, vermutete Patrick, daß es erneut Vito war, und hätte beinahe nicht abgenommen. Aber es war Mary Shanahan, und sie gab sich ganz geschäftsmäßig.
    »Du kannst es dir aussuchen«, sagte sie, ohne sich damit aufzuhalten, hallo oder auch nur seinen Namen zu sagen. »Du kannst über die Ereignisse am Kennedy Airport berichten, oder wir besorgen dir einen Flug nach Boston, und ein Hubschrauber

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