Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
Foto davon machen. Nehmen Sie aber die Großformatkamera«, sagte Lynn.
Raymond holte seine Horseman-VH aus einem Schrank.
»Ich möchte eine Nahaufnahme haben und eine, die den ganzen Knöchel zeigt.«
Lynn und Diane sahen zu, wie Raymond die Kamera aus ihrer sperrigen Overhead-Halterung nahm und sie auf ein Stativ montierte.
Er legte ein Metalllineal direkt unter die Tätowierung, richtete die Kamera ein und machte das erste Bild. Danach rückte er das Stativ für die gewünschte Großaufnahme näher heran. »Okay, fertig. Möchten Sie auch noch eine Digitalaufnahme?«
Lynn nickte. »Nur zur Sicherheit.«
»Dr. Webber glaubt nie, dass aus den Fotos etwas wird.«
»Nur, weil ich selbst eine solch schlechte Fotografin bin«, sagte sie.
Diane holte noch mehr blaue Schnur und etwas Plastikklebeband aus ihrer Tasche, während Raymond die Schmetterlingstätowierung aufnahm, alle seine Fotografien noch einmal zur Sicherheit digital wiederholte und das entsprechende Fotoprotokoll ausfüllte.
»Diane, ich nehme an, dass sie alle Insekten haben möchten, die ich im Innern der Leiche finde.«
»Ja, bitte. Wenn Sie glauben, dass sie sexuell missbraucht wurde, wären vor allem die Larven wichtig, die sich im Gebiet der Vagina befinden.«
»Wieso das denn?«, fragte Raymond verwundert.
»Die DNA eines Vergewaltigers lässt sich in den Maden nachweisen, die sie in sich aufgenommen haben.«
Raymond ließ aus tiefer Kehle ein lautes Lachen ertönen, so als ob das ein Witz auf Kosten des Täters gewesen sei.
»Diane, warum entfernen Sie nicht das Seil. Ihre Arme dürfen nicht mehr gefesselt sein, wenn ich ihr Inneres untersuchen soll.«
»Kann Raymond auch einige Aufnahmen dieses Vorgangs machen?«
»Aber sicher.«
»Um ihren Hals befinden sich zwei Seile«, erklärte Diane, während Raymond seine Kamera einrichtete. »Die eigentliche Schlinge und ein weiteres, um ihren Hals geschlungenes Seil, das zu ihren Händen führt. Wenn sie sich im Bemühen, ihre Hände zu befreien, zu sehr bewegt hätte, hätte sie sich deshalb nur selbst erwürgt.«
»Umpf«, grunzte der Laborassistent. »Sie brauchen alle Knoten, nicht wahr?«
»Ja, und Sie müssen auch festhalten, wie die Schnüre um ihre Hände und ihren Hals miteinander verbunden sind. Vielleicht müssen Sie die Kamera anwinkeln, damit Sie ein gutes Bild von diesen Handfesseln bekommen. Es sieht so aus, als habe der Täter Mehrfachknoten benutzt. Haben Sie schon einmal solche Knoten genau fotografiert?«
»Noch nie«, gab Raymond zu. »Halt, das stimmt nicht. Da gab es diesen Selbstmord im letzten Winter. Normalerweise ist das Seil längst weg, wenn die Leiche bei uns landet.«
»Ich möchte, dass Sie mich fotografieren, wenn ich das Seil entferne. Ich muss nämlich hinterher überprüfen können, ob sich die Knoten aufgrund meines Eingriffs verändert haben.«
»Soll ich dafür die 35-mm-Kamera benutzen?«
»Die wäre ideal dafür.«
Diane begann mit der eigentlichen Halsschlinge. Zuerst wickelte sie das Plastikklebeband um den Knoten, um ihn dadurch zu stabilisieren. Nachdem sie den Knoten gesichert hatte, zog sie das Seil aus der Haut, wobei einige Fleischstücke an diesem hängen blieben. Sie zog ein Ende der Markierungsschnur unter dem Seil durch und band dieses ab. Zehn Zentimeter weiter band sie das andere Ende der Schnur ebenfalls an einem Seilstück fest. Beide Enden der Schnur bekamen ein Etikett, auf dem Diane genau festhielt, wie das Seil im Verhältnis zum Opfer gelegen hatte. Während sie arbeitete, hörte sie, wie Raymond immer wieder auf den Auslöser seiner Kamera drückte.
Sie schnitt die Schlinge mit einem scharfen Skalpell durch. Dann zog sie sie über den Kopf des Opfers. Sie legte die Schlinge in eine flache Kiste und fixierte sie dort mit weiteren Klebestreifen, damit sie ihre Form nicht verändern konnte. Danach bekam auch sie ein Etikett mit allen näheren Angaben. Sie wiederholte danach den gesamten Vorgang Schritt für Schritt mit dem zweiten Seil, das Hals und Hände des Opfers verbunden hatte.
»Sie müssen diese Prozedur mit jeder Seilschlinge durchführen, nicht wahr?«, fragte Lynn.
»Ich muss das Seil, so weit es geht, im ursprünglichen Zustand bewahren. Für solche festen Mehrfachknoten, wie wir sie hier an den Händen des Opfers vorgefunden haben, habe ich mir eine plastiküberzogene, längliche Form gebastelt, die ich durch die einzelnen Schlaufen durchziehe, um zu vermeiden, dass diese sich nachträglich ineinander
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