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Die Vipern von Montesecco

Die Vipern von Montesecco

Titel: Die Vipern von Montesecco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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Von Parmalat.
    Elena setzte sich an den Tisch. Sie sagte: »Also gut, ich sage es dir. Du kannst dir das Zurückrechnen sparen. Es war im Karneval. Am Giovedì Grasso. Catia besuchte einen Maskenball in der Schule. Angelo wollte sie um dreiundzwanzig Uhr abholen, doch sie war schon zwei Stunden früher gegangen. Allein. Um ein Uhr haben wir die Polizei verständigt. Ob sie wirklich gesucht haben, weiß ich nicht. Auf jeden Fall stand Catia um sieben Uhr morgens bei uns vor der Tür. Lächelnd hat sie sich unsere Vorwürfe angehört, hat sofort versprochen, so etwas nie wiederzu tun, doch keine Macht der Welt hätte aus ihr herausbekommen, wo sie die Nacht verbracht hatte und wie sie nach Hause gekommen war.«
    Elena legte die Hände auf der Tischplatte übereinander. Sie sah müde aus. Ihre Haare waren streng zurückgebunden, der Scheitel kerzengerade. Unwillkürlich suchte Vannoni nach ersten grauen Strähnen.
    »Skorpion also«, sagte er. »Ich dachte daran, dem Kleinen eine Sternzeichenfigur zu schnitzen. Mal sehen, ob ich das hinbekomme.«
    Vannoni verabschiedete sich. Die Hitze drückte. Zu keiner Zeit des Tages schien die Luft mehr zu brodeln als kurz nach Sonnenuntergang. Dabei war es sicher nicht heißer als tagsüber. Es lag eher daran, daß sich die sehnlichst erhoffte Abkühlung nicht sofort einstellen wollte, wenn der glühende Ball hinter dem Horizont versank.
    Von irgendwoher hörte Vannoni plätscherndes Wasser, dann die Spritzgeräusche eines Schlauches, Kreischen, ein kicherndes Lachen. Der Geruch von Grillfleisch hing in der Luft. Vannoni zündete sich noch eine Zigarette an. Er stieg die fünf Stufen zur Piazza hoch und passierte die ehemalige Schule. Auf dem Liegestuhl vor der Anzeigetafel saß eine der Lucarelli-Töchter. Sie summte vor sich hin. Auf ihrem Schoß lag der kleine braune Hund, der Beppone so ähnlich sah, und ließ sich kraulen.
    Vannoni blieb stehen. Er sagte: »Hallo.«
    »Ciao.«
    »Bist du ganz allein?«
    »Sabrina darf nicht raus.« Die Kleine zog den Hund dichter an sich.
    Vannoni sagte: »Weißt du, daß ich mich im Karneval mal als Tisch verkleidet habe?«
    Das Mädchen sah zu ihm auf.
    »Ich habe ein langes weißes Tischtuch auf ein Brett geklebt und mir das Brett auf den Rücken gebunden. Wenn ich mich dann gebückt habe, war ich ein Tisch.« Vannonibeugte sich nach vorn und stützte sich mit den Fingerspitzen am Boden ab.
    »Einmal hat einer ein Glas auf mir abgestellt«, sagte er.
    »Da konntest du nicht mehr hoch.« Das Mädchen kicherte.
    »Aber was glaubst du, wie der Mann geschaut hat, als der Tisch plötzlich nach vorne wackelte und sein Glas entführte!« Vannoni machte zwei wiegende Schritte und richtete sich dann auf.
    »Klirr!« sagte das Mädchen. »Jetzt ist das Glas kaputt.«
    »Ja, lauter Scherben«, sagte Vannoni. »Und du, als was hast du dich verkleidet?«
    »Als Prinzessin.«
    »Klar. Warst du so auf dem Maskenball der Schule?«
    »Nein. Der war doch nur für Große.«
    »Aber dein Papa hätte dich doch begleiten können.«
    »Der war ja gar nicht da.«
    »Wo war er denn?«
    »Fort. In Pesaro, bei Onkel Adriano. Weil der Onkel so krank war.«
    Aus dem Haus nebenan rief Antoniettas Stimme: »Komm essen, Sonia!«
    »Da ist dein Papa sicher erst spät zurückgekommen?« fragte Vannoni.
    »Weiß nicht.« Das Mädchen zuckte die Achseln.
    Am anderen Ende der Piazza tauchte Paolo Garzones alter Fiat Ducato auf. Langsam rumpelte er näher.
    »War dein Papa am nächsten Morgen müde?« fragte Vannoni.
    »Ich muß jetzt gehen«, sagte das Mädchen. Es setzte den Hund auf den Boden und stand auf.
    Paolo Garzone parkte den Lieferwagen drei Schritte neben dem Liegestuhl ein.
    »Hat er sich tagsüber mal hingelegt? Mußtet ihr leise sein? Hat er mit deiner Mutter gestritten?« fragte Vannoni.
    Paolo Garzone war schneller aus dem Auto, als es Vannoni einem Mann seiner Statur zugetraut hätte. Er legte seine Pranke behutsam auf die Schulter des Mädchens.
    »Ciao, Paolo«, sagte das Mädchen.
    Garzone beugte sich hinab. Er fragte: »Was wollte er von dir, Sonia?«
    »Er hat sich im Karneval mal als Tisch verkleidet und ein Glas kaputt gemacht«, sagte das Mädchen. Es tänzelte auf den Fliegenvorhang in der Tür zu.
    »Laß sie in Ruhe, Matteo!« sagte Paolo Garzone.
    » Ich bin nicht an kleinen Mädchen interessiert«, sagte Vannoni.
    Paolo Garzone trat ganz nahe an ihn heran. Er nestelte an Vannonis Hemd herum, als müsse er irgendwelche Flusen entfernen, und sagte:

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