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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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in
    die Brust und durchschlug sein Herz. Er war tot, noch be-
    vor er auf dem Boden aufschlug.
    Stein tastete sich vorsichtig mit ausgestreckter Waffe
    vor. Möglicherweise versteckte sich noch jemand im Bade-
    zimmer. Er durchsuchte beide Räume gründlich, bevor er
    sich über Ross’ Leiche beugte. Er war sicher, dass der
    Mann bewaffnet war. Statt dessen fand er jedoch nur ein
    Handy in der Jackentasche des Toten. Er riss das Frei-
    sprechkabel heraus und warf einen Blick auf das Display.
    Die Verbindung wurde noch gehalten, also drückte er den
    »Aus«-Knopf, um sie zu trennen, und rief dann mit der
    Taste »Wiederwahl« die letzte Nummer auf. Er kannte sie
    nicht, was er auch nicht erwartet hatte, aber ihm fiel auf,
    dass es offenbar eine kretische Handynummer war. Das
    überraschte ihn, weil er eigentlich eine Handyvorwahl von
    Amerika erwartet hatte. Andererseits war es nahe liegend,
    den Reinigungstrupp vor Ort mit Handys auszustatten.
    Er warf das Gerät achtlos zu Boden und tastete Ross’
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    Leiche ab. Dann richtete er sich verblüfft auf. Ein unbe-
    waffnetes Mitglied eines Reinigungstrupps? Das war unlo-
    gisch. Wer war dieser Kerl? Er schlug das Jackett auf und
    betrachtete das eingenähte Herstelleretikett. Das verwirrte
    ihn nur noch mehr.
    Stein zuckte mit den Schultern und stand auf. Vermut-
    lich würde er es ohnehin nicht herausfinden, und es wurde
    höchste Zeit, dass er verschwand. Er schlug den Deckel des
    Aktenkoffers zu, ließ die Schlösser einschnappen, nahm
    ihn und verließ das Zimmer. Leise zog er die Tür hinter
    sich zu und eilte über den Flur zur Treppe.
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    22
    Freitag
    Réthymnon, Kreta

    Richter hörte ein leises Husten in seinem Kopfhörer, dem
    er zunächst keine Bedeutung beimaß. Doch als Ross mit
    einem Rumms zu Boden fiel, begriff er, dass da irgend-
    etwas schief gegangen war. Er sagte kein Wort, sondern
    hörte nur zu, aber er wurde aus den Geräuschen nicht
    schlau. Es raschelte, eine Tür knarrte und dann ver-
    nahm er Schritte. Danach atmete jemand angestrengt
    und anschließend brach die Verbindung ab. Das genüg-
    te Richter. Offenbar war Kandidat Nummer drei in sein
    Zimmer zurückgekommen. Richter ließ die Geräusche
    noch einmal Revue passieren und ahnte, dass das leise
    Husten der Knall einer schallgedämpften Waffe gewesen
    war.
    Er verließ die Bar, schritt durch die Lobby und begab
    sich zur Treppe und den Aufzügen. Er rannte nicht, weil er
    damit unerwünschte Aufmerksamkeit hätte auf sich ziehen
    können, sondern ging zügig und zielstrebig. Er nahm die
    Treppe, nicht die Aufzüge, weil die zu langsam waren, und
    sah sich im ersten Stock um.
    Bis auf zwei Zimmermädchen, die Bettwäsche in den
    Armen hielten, hatte er niemanden gesehen, der die Trep-
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    pe oder die Aufzüge benutzt hätte, seit Ross in den dritten
    Stock gegangen war. Das bedeutete, es musste eine Hinter-
    treppe geben, was weder er noch sein Kollege vorher über-
    prüft hatten. Das Sprichwort, dass man hinterher immer
    klüger war, tröstete ihn überhaupt nicht.
    Richter musterte den Korridor. An der Wand drei Me-
    ter von ihm entfernt hing ein Schild mit einer roten Auf-
    schrift. Er ging eilig dorthin. Es handelte sich um Hinweise auf die Notausgänge mit einer Skizze des Hotelgrundrisses.
    Die Feuertreppe und die Hintertreppe lagen am anderen
    Ende des Flures.
    Richter wirbelte herum und lief los, stürmte durch die
    Feuerschutztür und rannte die Treppe hinunter. Als er un-
    ten ankam und die Außentür aufstieß, sah er gerade noch,
    wie eine hellblaue Seat-Limousine, ein Cordoba oder ein
    Toledo, von der gegenüberliegenden Seite des Parkplatzes
    auf die Straße einbog und mit Vollgas verschwand.
    Richter zog ein Notizbuch und einen Stift aus der Ta-
    sche und notierte sich die Nummer. Dann kehrte er ins
    Hotel zurück und stieg die Treppe zum dritten Stock
    hoch. Die Tür von Zimmer 306 war ins Schloss gefallen
    und hatte sich automatisch verriegelt. Im Gegensatz zu
    Charles Ross besaß Richter kein Geschick im Knacken
    von Schlössern, war aber nicht in der Stimmung zu war-
    ten, bis zufällig jemand mit einem Hauptschlüssel vor-
    überkam. Er machte einen Schritt weg von der Tür und
    trat dann mit voller Wucht dagegen. Die Tür knackte,
    gab aber nicht nach.
    Erst beim dritten Versuch flog sie auf, und Richter
    stürmte ins Zimmer. Er hielt seine entsicherte Browning
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    mit beiden Händen vor sich. Ross lag regungslos auf dem
    Boden vor dem Fußende des Bettes.

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