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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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zu-
    rückfahren.
    Allerdings musste er zuerst ein bisschen aufräumen. Er
    wollte der kretischen Polizei ein plausibles Szenario bieten.
    Er untersuchte Steins Leiche und stellte wie erwartet fest,
    dass die Kugel aus dem Präzisionsgewehr den Schenkel des
    Amerikaners glatt durchschlagen hatte. Richter sah die
    Ein- und Austrittslöcher im Hosenstoff.
    Die anderen Wunden stammten alle aus Murphys Dae-
    woo, und die Schusswunden in Murphys Körper kamen
    aus der SIG, die Stein gehört hatte. Die Schusslöcher in
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    dem Seat waren nur Löcher, nicht mehr. Sie lieferten nur
    wenig Informationen über die Waffe, die sie verursacht
    hatte. Trotz seiner geringen Kenntnisse in Ballistik wusste
    Richter, dass eine Kugel, die aus großer Distanz von einem
    Hochgeschwindigkeitsgewehr abgefeuert wurde, ein ähnli-
    ches Loch hinterlässt wie ein Projektil, das eine größere,
    aber langsamere Pistolenkugel aus größerer Nähe produ-
    ziert.
    Richter musterte kritisch die beiden Leichen, die neben
    dem Seat lagen. Er zog Stein ein Stück zurück und drehte
    ihn um, sodass seine Füße zu dem toten Killer wiesen.
    Das sah schon besser aus. Selbst mit wenig Fantasie
    konnte man diese Szene als einen Kampf zwischen den
    beiden Männern interpretieren, der mit ihrer beider Tod
    geendet hatte.
    Es erforderte allerdings etwas mehr Vorstellungskraft,
    sich auszumalen, dass sie sich zuerst in den Bauch ge-
    schossen und sich dann gleichzeitig das Hirn weggeblasen
    hatten. Richter ging davon aus, dass Fitzpatrick seinen
    Einfluss geltend machen konnte, damit dies zur offiziellen
    Version erhoben wurde. Dadurch würden auch alle offe-
    nen Ermittlungen abgeschlossen, sowohl der Mord an dem
    Polizisten und den beiden Alten in Kandíra, als auch die
    an dem Taucher vor Gávdos und an einem gewissen Curtis
    im Krankenhaus von Chaniá.
    Richter trug immer noch die dünnen Latexhandschuhe,
    die er sich übergestreift hatte, bevor er sich Stein auf dem Parkplatz in Máleme genähert hatte. Deshalb hatte er bestimmt keine Fingerabdrücke in dem Seat hinterlassen. Er
    legte die Daewoo neben Murphys Leiche und trat zu dem
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    anderen Toten. Er legte Steins rechte Hand um den Griff
    der SIG, schob den Finger des Toten über den Abzug, rich-
    tete die Hand mit der Waffe zum Himmel und drückte ab.
    Die Waffe hustete und lud durch. Falls jemand sich die
    Mühe machte, einen Paraffintest durchzuführen, würden
    sie herausfinden, dass beide Männer kurz vor ihrem Tod
    ihre Waffen abgefeuert hatten.
    Richter durchsuchte Murphys Taschen, fand wie er-
    wartet einen Wagenschlüssel und das Magazin der Dra-
    gunov, womit er allerdings nicht gerechnet hatte. Richter
    schob beides in seine Jackentasche, nahm den Aktenkof-
    fer vom Beifahrersitz und den Stahlkoffer in der Mülltüte
    aus dem Kofferraum des Seat und marschierte den Hügel
    hinunter.
    Ein paar Minuten später hatte er beides sicher im Kof-
    ferraum des Peugeot verstaut, der etwa eine Viertelmeile
    entfernt parkte, und marschierte dann den Hügel nörd-
    lich des geparkten Fahrzeugs hinauf, um nach dem Präzi-
    sionsgewehr zu suchen. Als er es fand, stieß er einen lei-
    sen Pfiff aus. Es war schon lange her, dass er ein solches
    Modell gesehen hatte. Einen Moment überlegte er, was er
    damit anstellen sollte, dann zuckte er mit den Schultern
    und warf das Magazin daneben. Sollte ein Kreter die
    Waffe finden, konnte er sie seiner privaten Waffensamm-
    lung hinzufügen.

    605

    Central Intelligence Agency,
    Hauptquartier,Langley, Virginia

    Kurz nach neun klopfte Henry Rawlins an die Tür von
    John Westwoods Büro und ließ sich unaufgefordert in den
    Ledersessel vor dem Schreibtisch fallen.
    Westwood sah ihn fragend an. Der Direktor der Perso-
    nalabteilung der CIA war ein eher seltener Besucher in
    Westwoods Reich. Soweit er sich erinnerte, hatte Rawlins
    ihn eigentlich noch nie mit einem persönlichen Besuch be-
    ehrt. Sie trafen sich höchstens auf wichtigen Besprechun-
    gen und Konferenzen oder bei Mahlzeiten im Speisesaal
    der leitenden Direktoren von Langley.
    »Guten Morgen, Henry«, sagte Westwood. »Wie unge-
    wöhnlich, dass Sie die Demokratie auch am Wochenende
    verteidigen.«
    Rawlins lächelte schwach. »Ich bin absolut nicht sicher,
    ob die CIA das tut, und ich persönlich halte mich da auch
    lieber heraus, so gut ich kann. Das überlasse ich Vollzeit-
    kriegern wie Ihnen.«
    »Und was ist an diesem Samstag so besonders, Henry?«
    Rawlins lächelte wieder, aber er

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