Die Visionen von Tarot
„Das ist unser dämonischer Tarotarkan mit dem Titel Lust, von anderen als Stärke oder Glückhaftigkeit oder sogar Disziplin fehlinterpretiert. Du allein hast ihn mit all seiner Großartigkeit richtig getroffen. Gesegnet sei diese Hure!“
„Du bist eine absolute Bestie!“ rief Amaranth verhalten und halb bewundernd.
„Du bist mit Sicherheit verdammt!“ rief Runford Therion zu, und sein ganzer Körper zitterte vor Wut. „Du wirst außerhalb der Stadt in die Weinpresse gestopft, und das Blut wird so hoch schießen wie die Zügel deines Pferdes. Groß wird das Entsetzen in Armageddon sein. Dein Fleisch wird verrotten, wenn du noch auf den Beinen stehst; dir werden sogar die Augen in ihren Höhlen wegfaulen und die Zunge im Mund. Würmer werden sich über deinen Körper hermachen …“
„Bitte, Pastor Runford“, sagte Mrs. Eilend leise. „Wahrheit ist die leise, kleine Stimme des wissenschaftlichen Gedankens. Der Himmel repräsentiert die Harmonie, und die göttliche Wissenschaft interpretiert das Prinzip der himmlischen Harmonie. In der Offenbarung heißt es: ‚Und am Himmel erschien ein großes Wunder – eine Frau gekleidet mit den Strahlen der Sonne und dem Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Kopf eine Krone aus zwölf Sternen.’ Wir müssen immer versuchen, den bösartigen animalischen Magnetismus abzuwehren. Das größte Wunder für die menschlichen Sinne ist die göttliche Liebe. Dieses Ziel können wir niemals erreichen, solange wir unseren Nachbarn hassen, was für einem Glauben er auch immer anhängt …“
„Was ist denn falsch an der profanen Liebe, Ma’am?“ fragte Therion. Er war offensichtlich der geborene Aufhetzer, wie es wohl auch passend war für ein Kind des Satans. Bruder Paul wünschte sich, wenn er auch grundsätzlich an den Meinungen anderer interessiert war, daß er den Mund hielte. Er kannte die Zeugen Jehovas von der Erde und hielt sie für ehrenwerte und aufrechte Menschen, die ihn stark an die frühen Christen erinnerten. Er hatte auch ein paar von den Schriften von Mary Baker Eddy, der Begründerin der Christian Science, gelesen und war von der sensiblen Art ihrer Bemerkungen beeindruckt gewesen. In jedem Fall hielt Bruder Paul die Verächtlichmachung für kein geeignetes Instrument der religiösen Opposition; bei religiösen wie auch bei anderen Debatten waren Fakten und wohl informierte Meinungen die richtige Munition.
„Wer hat das Wort?“ frage ein junger Mann in das Gebrabbel der Einwände hinein.
„Du, Quäker!“ schnappte Runford.
„Dann erlaubt mir, euch zu erzählen, wie ich dieses Problem sehe“, begann der Quäker. „Als George Fox im Jahre 1643 noch ein junger Mann von neunzehn Jahren war, begab er sich zu einer Messe, um Geschäfte zu betreiben, und traf seinen Vetter, einen Religionslehrer – was wir heute vielleicht einen Ministranten nennen würden – in Begleitung eines weiteren Ministranten. Sie fragten George, ob er einen Krug Bier mit ihnen trinken wolle, und da er durstig war und die beiden gern mochte, die sich auch auf den Wegen des Herrn befanden, stimmte er zu. Als sie jeder einen Krug Bier getrunken hatten, begannen sich die beiden Ministranten gegenseitig zuzuprosten, riefen nach mehr und machten unter sich aus, daß er, der er nicht trank, für die beiden anderen mit bezahlen sollte. George Fox war bekümmert, daß Leute, die die Religion zu ihrem Beruf gemacht hatten, so betrügen konnten und sich um die Wette auf Kosten eines Zurückhaltenden betranken, wenn dies auch vielleicht zuzeiten Brauch gewesen sein mochte. Verstört legte er ein paar Taler auf den Tisch und sagte: ‚Wenn dem so ist, dann werde ich euch verlassen.’ In
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