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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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je­ner Nacht schlief er nicht und bat Gott um ei­ne Ant­wort, und Gott be­fahl ihm, das bis­he­ri­ge Le­ben zu ver­las­sen und als ein Frem­der für je­der­mann zu le­ben. Er tat des­glei­chen, hart­nä­ckig, wenn ihn auch der Sa­tan in Ver­su­chung führ­te, und nach ei­ni­ger Zeit grün­de­te er die Ge­sell­schaft der Freun­de, die man auch die Quä­ker nennt, weil man von ih­nen sagt, sie zit­ter­ten {2} vor dem Herrn. Aber un­ser Leit­prin­zip ist nicht das Zit­tern, son­dern eher das Wis­sen, wel­ches in je­der Per­son das in­ne­re Licht ist, das ihn be­fä­higt, mit Gott in di­rek­ten Kon­takt zu tre­ten. Da­her braucht er kei­nen Pries­ter oder Pfar­rer oder an­de­re Mit­tels­män­ner, die sei­nen Pri­vat­glau­ben för­dern, und auch kein Ri­tu­al oder Mes­sen. Gott ist al­le­zeit bei uns – wir müs­sen nur stumm un­se­re Auf­merk­sam­keit nach in­nen len­ken.
    Der jun­ge Mann hielt in­ne und sah Bru­der Paul an. „Nun will ich dir, Freund, kei­ne Vor­le­sung hal­ten und auch kei­ne Be­mer­kun­gen über dein Pri­vat­le­ben an­stel­len. Ich möch­te dich le­dig­lich fra­gen, ob die Wahr­heit wahr­schein­li­cher aus ei­ner Ani­ma­ti­on kommt als aus ei­ner Fla­sche.“
    Bru­der Paul, der von der lei­sen Be­red­sam­keit des Quä­kers be­ein­druckt war, wuß­te kei­ne di­rek­te Ant­wort. Viel­leicht war die­ses Ani­ma­ti­ons­pro­jekt von An­fang an nicht gut ge­we­sen. Der Quä­ker hat­te recht di­rekt die Ani­ma­tio­nen zum Al­ko­hol in Be­zie­hung ge­setzt, viel­leicht auch zu al­len an­de­ren Dro­gen, mit de­nen die Er­schei­nun­gen ir­gend­wie in ei­nem Zu­sam­men­hang ste­hen moch­ten. Wenn der gött­li­che Fun­ke in je­der Per­son fla­cker­te, warum soll­te man ihn dann in ei­ner Ani­ma­ti­on su­chen müs­sen?
    „Ich wür­de dar­auf ant­wor­ten wol­len, Freund“, sag­te ei­ne Frau.
    „Sprich, Uni­ver­sa­lis­tin, und sei ge­hört“, sag­te der Quä­ker.
    „Dan­ke, Freund. Ich ken­ne ei­ne An­ek­do­te über den Mann, der ein Eck­pfei­ler eu­res Glau­bens war, John Mur­ray. Durch den Tod sei­ner schö­nen Frau war er schon in jun­gen Jah­ren, noch ehe er drei­ßig war, bis an den Rand der Ver­zweif­lung ge­trie­ben. Un­si­cher über ih­ren per­sön­li­chen Glau­ben, weil er das We­sen Got­tes nur im­mer in an­de­ren Per­spek­ti­ven sah, such­te John den ein­zi­gen Trost in der Ein­sam­keit. Er mach­te sich im Jah­re 1770 auf nach Ame­ri­ka. Der Ka­pi­tän woll­te in New York lan­den, doch wid­ri­ge Win­de trie­ben sie in ei­ne klei­ne Bucht an der Küs­te Jer­seys. John über­trug man ei­ne Scha­lup­pe, auf die man so­viel der Fracht lud, daß das grö­ße­re Schiff bei Flut aus dem Sand frei­kam. Doch ehe die Scha­lup­pe fol­gen konn­te, dreh­te sich der Wind und hielt sie in der Bucht zu­rück. John Mur­ray konn­te nicht wei­ter. Auf dem Schiff gab es nichts zu es­sen; da­her ging er von Bord, um sich et­was zu be­sor­gen. Er ging durch einen Wald­strei­fen an der Küs­te und ge­lang­te zu ei­ner recht an­sehn­li­chen Kir­che, die ganz ein­sam in dem dich­ten Wald stand. Er­staunt frag­te er im nächs­ten Haus da­nach und er­fuhr, daß ein un­ge­bil­de­ter Bau­er die Kir­che auf ei­ge­ne Kos­ten Gott als Dank für sei­nen Er­folg er­rich­tet hat­te. Die Bap­tis­ten hat­ten sich dar­um be­wor­ben, die Kir­che nut­zen zu dür­fen, aber der Mann hat­te ih­nen ge­sagt: ‚Wenn ihr mir be­wei­sen könnt, daß der All­mäch­ti­ge Gott ein Bap­tist ist, dann könnt ihr sie ha­ben.’ Das glei­che sag­te er zu an­de­ren Gläu­bi­gen, denn er woll­te, daß dort al­le Men­schen gleich will­kom­men wä­ren. Nun war­te­te er nur noch auf einen Pre­di­ger, der der glei­chen An­sicht war – und er sag­te, Gott ha­be ihm mit­ge­teilt, John Mur­ray sei die­ser Mann. John pro­tes­tier­te in sei­nem Kum­mer da­ge­gen und sag­te, er sei kein Pre­di­ger, da er we­der die Aus­bil­dung noch die Nei­gung da­zu be­sä­ße. Er wol­le nur wei­ter nach Nor­den in Rich­tung New York zie­hen, um dem Ka­pi­tän die Scha­lup­pe zu­rück­zu­brin­gen, so­bald der Wind wie­der güns­tig ste­he. ‚Der Wind’, in­for­mier­te ihn der Mann, ‚wird sich nicht

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