Die Visionen von Tarot
jener Nacht schlief er nicht und bat Gott um eine Antwort, und Gott befahl ihm, das bisherige Leben zu verlassen und als ein Fremder für jedermann zu leben. Er tat desgleichen, hartnäckig, wenn ihn auch der Satan in Versuchung führte, und nach einiger Zeit gründete er die Gesellschaft der Freunde, die man auch die Quäker nennt, weil man von ihnen sagt, sie zitterten {2} vor dem Herrn. Aber unser Leitprinzip ist nicht das Zittern, sondern eher das Wissen, welches in jeder Person das innere Licht ist, das ihn befähigt, mit Gott in direkten Kontakt zu treten. Daher braucht er keinen Priester oder Pfarrer oder andere Mittelsmänner, die seinen Privatglauben fördern, und auch kein Ritual oder Messen. Gott ist allezeit bei uns – wir müssen nur stumm unsere Aufmerksamkeit nach innen lenken.
Der junge Mann hielt inne und sah Bruder Paul an. „Nun will ich dir, Freund, keine Vorlesung halten und auch keine Bemerkungen über dein Privatleben anstellen. Ich möchte dich lediglich fragen, ob die Wahrheit wahrscheinlicher aus einer Animation kommt als aus einer Flasche.“
Bruder Paul, der von der leisen Beredsamkeit des Quäkers beeindruckt war, wußte keine direkte Antwort. Vielleicht war dieses Animationsprojekt von Anfang an nicht gut gewesen. Der Quäker hatte recht direkt die Animationen zum Alkohol in Beziehung gesetzt, vielleicht auch zu allen anderen Drogen, mit denen die Erscheinungen irgendwie in einem Zusammenhang stehen mochten. Wenn der göttliche Funke in jeder Person flackerte, warum sollte man ihn dann in einer Animation suchen müssen?
„Ich würde darauf antworten wollen, Freund“, sagte eine Frau.
„Sprich, Universalistin, und sei gehört“, sagte der Quäker.
„Danke, Freund. Ich kenne eine Anekdote über den Mann, der ein Eckpfeiler eures Glaubens war, John Murray. Durch den Tod seiner schönen Frau war er schon in jungen Jahren, noch ehe er dreißig war, bis an den Rand der Verzweiflung getrieben. Unsicher über ihren persönlichen Glauben, weil er das Wesen Gottes nur immer in anderen Perspektiven sah, suchte John den einzigen Trost in der Einsamkeit. Er machte sich im Jahre 1770 auf nach Amerika. Der Kapitän wollte in New York landen, doch widrige Winde trieben sie in eine kleine Bucht an der Küste Jerseys. John übertrug man eine Schaluppe, auf die man soviel der Fracht lud, daß das größere Schiff bei Flut aus dem Sand freikam. Doch ehe die Schaluppe folgen konnte, drehte sich der Wind und hielt sie in der Bucht zurück. John Murray konnte nicht weiter. Auf dem Schiff gab es nichts zu essen; daher ging er von Bord, um sich etwas zu besorgen. Er ging durch einen Waldstreifen an der Küste und gelangte zu einer recht ansehnlichen Kirche, die ganz einsam in dem dichten Wald stand. Erstaunt fragte er im nächsten Haus danach und erfuhr, daß ein ungebildeter Bauer die Kirche auf eigene Kosten Gott als Dank für seinen Erfolg errichtet hatte. Die Baptisten hatten sich darum beworben, die Kirche nutzen zu dürfen, aber der Mann hatte ihnen gesagt: ‚Wenn ihr mir beweisen könnt, daß der Allmächtige Gott ein Baptist ist, dann könnt ihr sie haben.’ Das gleiche sagte er zu anderen Gläubigen, denn er wollte, daß dort alle Menschen gleich willkommen wären. Nun wartete er nur noch auf einen Prediger, der der gleichen Ansicht war – und er sagte, Gott habe ihm mitgeteilt, John Murray sei dieser Mann. John protestierte in seinem Kummer dagegen und sagte, er sei kein Prediger, da er weder die Ausbildung noch die Neigung dazu besäße. Er wolle nur weiter nach Norden in Richtung New York ziehen, um dem Kapitän die Schaluppe zurückzubringen, sobald der Wind wieder günstig stehe. ‚Der Wind’, informierte ihn der Mann, ‚wird sich nicht
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