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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ord­ne­te sich dem Ur­teil Bud­dhas un­ter. Ma­ra, der Bö­se … der bud­dhis­ti­sche Teu­fel. Das hier war kei­ne ge­wöhn­li­che Be­geg­nung!
    Wie vor­her­ge­sagt, blieb die Grup­pe am Rand des Baum­schat­tens ste­hen. Doch nun kam ein Ele­fant von über­wäl­ti­gen­der Grö­ße hin­zu, und sein macht­vol­ler Schritt ließ die Er­de er­zit­tern. Dar­auf saß ein großer, et­was dick­li­cher Mann, der in rei­ner Bös­ar­tig­keit grins­te. Das war si­cher­lich Ma­ra.
    „Kommt her­aus, ihr Feig­lin­ge!“ bell­te Ma­ra.
    Sid­dhat­t­ha blieb still. „Der Bö­se hat acht Ar­meen“, er­klär­te er Bru­der Paul. „Man nennt sie Un­zu­frie­den­heit, Hun­ger, Be­gier­de, Schlam­pig­keit, Feig­heit, Zwei­fel und Heu­che­lei. Nur we­ni­ge kön­nen sol­che Bun­des­ge­nos­sen über­win­den, aber dem Sieg­rei­chen winkt die Freu­de.“
    Bru­der Paul run­zel­te die Stirn. „Ich glau­be, das wa­ren nur sie­ben. Nicht aber, daß die­se nicht schon aus­reich­ten.“
    Auch Sid­dhatt­has Stirn furchte sich. „Ich ver­ges­se im­mer die ei­ne oder an­de­re. Die bö­sen Din­ge sind nicht mei­ne Spe­zia­li­tät.“ Si­cher die Un­ter­trei­bung des Jahr­hun­derts.
    Nun tra­ten die drei Frau­en nach vorn. Sie wa­ren ver­füh­re­risch ge­klei­det und be­weg­ten sich mit der Be­rech­nung ih­rer kör­per­li­chen An­zie­hungs­kraft. „Kommt, seht euch mei­ne Töch­ter an“, rief Ma­ra. „Sie sind Ex­per­ten dar­in, den Män­nern zu ge­fal­len.“ Und wie ei­ne ein­zi­ge Per­son wink­ten die drei Frau­en ih­nen ein­la­dend zu.
    Bru­der Paul spür­te die Ver­su­chung. Ir­gend­wie hat­te die Ani­ma­ti­on ein drei­fa­ches Bild von Ama­ranth ge­schaf­fen, und in die­ser Art Rol­le war sie sehr gut.
    „Nun fällt mir Ma­ras wei­te­re Ar­mee wie­der ein!“ rief Sid­dhat­t­ha glück­lich. „Lust!“ Aber er schi­en sich nur über den in­tel­lek­tu­el­len Aspekt zu freu­en; die­se ver­füh­re­ri­schen Kör­per lock­ten ihn nicht.
    Die Frau­en dreh­ten sich um und gin­gen mit ei­nem letz­ten drei­fa­chen Hüft­schwung von dan­nen. Ihr Schei­tern war of­fen­sicht­lich. Sid­dhat­t­ha konn­te nicht durch Sex kor­rum­piert wer­den. Und warum auch? Er hat­te Frau und Kind zu Hau­se, zu­sam­men mit ei­ner Kro­ne und wahr­schein­lich ei­nem vol­len Ha­rem, wenn er der­ar­ti­ge Be­dürf­nis­se spü­ren soll­te.
    Nun tra­ten be­waff­ne­te Män­ner nach vorn, die in Tier­häu­te ge­klei­det wa­ren. Sie ges­ti­ku­lier­ten wild und schri­en. Sie äh­nel­ten Dä­mo­nen. Die Son­ne war nun un­ter­ge­gan­gen, doch der Mond be­schi­en sie mit über­na­tür­li­cher Deut­lich­keit. Sid­dhat­t­ha war nicht be­un­ru­higt. „Ma­ra per­so­ni­fi­ziert den drei­fa­chen Durst nach Exis­tenz, Ver­gnü­gen und Macht. Die Be­frie­di­gung der Selbst­süch­tig­keit ist die Höl­le, und je­ne, die nach Selbst­süch­tig­keit trach­ten, sind Dä­mo­nen.“ Und die Dä­mo­nen-Män­ner konn­ten ihm nichts an­ha­ben.
    „Ei­ne höchst klu­ge Zu­sam­men­fas­sung“, stimm­te Bru­der Paul ihm zu. Er moch­te die­sen Mann und fand an sei­ner Phi­lo­so­phie nichts aus­zu­set­zen. Aber wie konn­te er si­cher­ge­hen, ob der bud­dhis­ti­sche Gott nun der Gott von Ta­rot war oder nicht?
    „Du und ich, wir kön­nen nun hier sit­zen blei­ben und über die zehn Vollen­det­hei­ten nach­den­ken“, sag­te Sid­dhat­t­ha.
    Die Dä­mo­nen­sol­da­ten zo­gen sich zu­rück. Ma­ra wur­de wü­tend. „Ich ha­be es auf sanf­te Art ver­sucht“, rief er, „aber du hast es nicht ge­wollt. Nun be­kommst du einen Ge­schmack mei­ner Zau­be­rei zu spü­ren.“
    Jetzt ist er nicht mehr der net­te Bur­sche, dach­te Bru­der Paul fast lä­chelnd.
    Ma­ra er­hob ei­ne Hand. So­gleich er­hob sich ein Wir­bel­sturm und bil­de­te einen schwar­zen Trich­ter, der den ge­sam­ten Baum zu um­schlin­gen droh­te. Aber im Mit­tel­punkt war es ru­hig, und kein Blatt reg­te sich. Bru­der Paul be­trach­te­te er­staunt die wir­beln­de Staub­wand, doch Sid­dhat­t­ha igno­rier­te sie voll­stän­dig. „Ist ja nur Luft“, mur­mel­te er Bru­der Paul zu.
    Der Wir­bel­wind ver­schwand. „Dann ver­such’ ich es eben mit

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