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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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wur­de stär­ker. Was im­mer in Sid­dhat­t­ha ge­ruht hat­te, er­wach­te nun zum Le­ben. Er wur­de sich sei­ner Au­ra be­wußt – und es war ei­ne un­ge­wöhn­lich star­ke. „Der Geist Got­tes … ist in mir“, sag­te er und strahl­te Si­cher­heit aus. „Und nun … . ha­be ich den Schlüs­sel zur Weis­heit ge­fun­den, das Obers­te Ge­setz des Le­bens! Es war die gan­ze Zeit über in mir und hat auf die­sen Au­gen­blick ge­war­tet.“
    Sid­dhat­t­ha stand auf. Er war nicht groß, aber die­se neue Er­leuch­tung ver­lieh ihm ei­ne ein­drucks­vol­le Sta­tur. „Hör zu, Ma­ra, und sei ver­dammt, DEM GU­TEN KANN NUR GU­TES ENT­STAM­MEN , DEM BÖ­SEN NUR BÖ­SES .“
    Bru­der Paul war über die­sen Satz be­sorgt. Aus dem we­ni­gen, was er noch von sym­bo­li­scher Lo­gik wuß­te, er­in­ner­te er sich, daß ei­ne falsche Hy­po­the­se, die zu ei­nem wah­ren Schluß führt, als wahr an­ge­se­hen wird. Das leg­te die Mög­lich­keit na­he, daß Gu­tes aus Bö­sem re­sul­tier­te. Of­fen­sicht­lich hat­te sich die­ser Mann die­sem Ge­dan­ken aber nicht ver­schrie­ben.
    Ma­ra stieß einen Wut­schrei aus. Er stol­per­te zu­rück und such­te sei­nen Ele­fan­ten – aber als er ihn be­rühr­te, brach das Tier zu­sam­men. All sei­ne Bun­des­ge­nos­sen kro­chen zu­sam­men vom Baum der Weis­heit fort.
    Bru­der Paul sah er­staunt zu. Und merk­te, daß Sid­dhat­t­ha zum Bud­dha ge­wor­den war, dem Er­wach­ten. Und daß, sym­bo­li­sche Lo­gik hin oder her, der Gott die­ses Men­schen in der Tat der Gott von Ta­rot sein konn­te.
    Aber um si­cher­zu­ge­hen, müß­te er auch die an­de­ren großen Re­li­gio­nen un­ter­su­chen und sie aus der Be­trach­tung aus­schlie­ßen. Viel­leicht war der acht­fa­che Weg der rich­ti­ge, aber des­sen konn­te er sich noch nicht si­cher sein.
    „Mei­ne Auf­ga­be ist hier be­en­det“, sag­te er zu Bud­dha. „Ich hof­fe, wir tref­fen uns wie­der.“ Der Baum ver­schwand.
     
    Bru­der Paul stand in ei­ner Ge­gend, wo der Him­mel drei Son­nen zeig­te – ei­ne nor­mal große und zwei klei­ne. Die Ve­ge­ta­ti­on hin­ge­gen war wie auf der Er­de, bis auf einen Un­ter­schied: Was wie ei­ne ark­ti­sche Fich­te aus­sah, stand di­rekt ne­ben ei­ner tro­pi­schen Pal­me. Die Luft konn­te man at­men, wenn sie auch leicht gif­tig roch. Die Schwer­kraft war ge­rin­ger, als er es ge­wohnt war, aber der Bo­den so un­eben, daß er si­cher sein konn­te, die An­stren­gun­gen, sich hier ir­gend­wie fort­zu­be­we­gen, wür­de dies aus­glei­chen.
    Er stand ober­halb ei­nes bro­deln­den La­vaflus­ses auf ei­nem schma­len Vor­sprung. Ei­ne Wel­le von Dämp­fen ström­te her­aus, und er trat rasch einen Schritt zu­rück. Sein Fuß glitt auf Schnee aus, und er fiel fast in das Eis ei­ner hier an­ge­lan­de­ten La­wi­ne. Einen Me­ter ent­fernt von den ko­chen­den Fel­sen drang tiefer Eis­win­ter nä­her. Kein Wun­der, daß die Pflan­zen nur be­grenzt ge­die­hen.
    Die Ent­fer­nung zwi­schen stren­gem Frost zu stän­di­ger Wär­me be­trug nur zwei Me­ter.
    Aber was hat­te dies mit Re­li­gi­on zu tun? Er hat­te vor­ge­habt, ei­ne der jüngs­ten und le­ben­digs­ten der großen Glau­bens­rich­tun­gen der Men­schen zu un­ter­su­chen: Voo­doo. Es stamm­te aus Schwarz­afri­ka und hat­te sich mit dem Skla­ven­tum nach Ame­ri­ka aus­ge­brei­tet. Man hat­te der nicht­wei­ßen Be­völ­ke­rung das Chris­ten­tum auf­ge­pfropft, und sie war den Kom­pro­miß ein­ge­gan­gen, die ein­hei­mi­schen Gott­hei­ten mit den ka­tho­li­schen Hei­li­gen zu ver­men­gen und so ein Phan­te­on mit zwei Zwe­cken zu er­rich­ten, das ih­nen er­laub­te, die Missio­na­re zu be­frie­di­gen, wäh­rend sie den ei­ge­nen Glau­bens­rich­tun­gen treu blie­ben. Die Wahr­heit, wenn sie über­haupt je be­kannt wur­de, war, daß es im zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert in La­tein­ame­ri­ka mehr Voo­doo-An­hän­ger als Chris­ten gab, und die Glau­bens­stär­ke und Über­zeu­gung war bei ih­nen stär­ker aus­ge­prägt. Bru­der Paul hat­te auf der Su­che nach sei­nen schwar­zen Ah­nen und den re­gio­na­len Voo­doo-Kul­tu­ren mit dem ka­ri­bi­schen San­te­ria ge­flir­tet und hat­te es zu­gleich

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