Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
an­zie­hend und ab­sto­ßend ge­fun­den. Die Hühner­zer­le­ge-Ri­tua­le, das Es­sen von Scha­ben und die My­tho­lo­gie des In­zes­tes ekel­ten sei­nen wei­ßen Mit­tel­klas­se­ge­schmack an, aber die Auf­rich­tig­keit die­ser Re­li­gi­ons­aus­übung und die of­fen­sicht­li­che Macht die­ser Re­li­gi­on über die Mas­sen be­frie­dig­ten sein ju­gend­li­ches Zu­ge­hö­rig­keits­be­dürf­nis. Spä­ter, als Bru­der beim Hei­li­gen Or­den der Vi­si­on, hat­te er sich auf be­ruf­li­cher Ebe­ne mit den San­te­ros be­faßt, den He­xen­dok­to­ren, und hat­te sie all­ge­mein als eben­so be­wußt und in­for­miert über die Be­dürf­nis­se ih­rer Glau­bens­an­hän­ger vor­ge­fun­den wie ka­tho­li­sche Pries­ter, Ärz­te oder Psy­cho­lo­gen. Im Voo­doo ge­dieh die volks­tüm­li­che Me­di­zin wei­ter. Der Hei­li­ge Or­den der Vi­si­on zö­ger­te nicht, ei­ne Per­son auch zu ei­nem be­kann­ten He­xen­dok­tor zu schi­cken, wenn die Si­tua­ti­on dies er­for­der­te. Das wa­ren die wah­ren Glau­bens­hei­ler der mo­der­nen Zeit.
    Aber dies war ei­ne frem­de Welt! Wie hat­te die Ani­ma­ti­on dies an­stel­le des Voo­doo-Tem­pels her­vor­ge­bracht, den er ge­sucht hat­te? War es wie­der Prä­zes­si­on? Er hat­te im Sinn ge­habt, die Re­li­gio­nen der Welt ein­zu­ord­nen, die Ex­tre­me zu un­ter­su­chen, um sich dann zum Zen­trum vor­zu­ar­bei­ten und so­viel wie mög­lich zu eli­mi­nie­ren. Auf faire Wei­se na­tür­lich. Aber wenn die Pro­zes­si­on wie­der zu­ge­schla­gen hat­te, konn­te man kaum sa­gen, in was er nun hin­ein­ge­ra­ten war.
    „Oh.“ Es war ei­ne jun­ge Frau, die ei­ne Art Uni­form trug. Die ei­ne Sei­te war von Kopf bis Fuß mit wat­tier­tem Stoff be­klei­det, die an­de­re Sei­te – durch nichts be­deckt. Sie war al­so halb­nackt.
    „Ich schei­ne mich ver­irrt zu ha­ben“, sag­te Bru­der Paul.
    „Aber wo ist dei­ne Sub­spal­tung?“ frag­te sie.
    „Ich … fürch­te, ich ver­ste­he nicht“, sag­te er und be­weg­te sich, um die Küh­le zu sei­ner Lin­ken zu mil­dern, wo er zu dicht am Schnee stand. Plötz­lich be­griff er den Grund für ih­re Klei­dung: Die rech­te Sei­te war ge­gen die Käl­te iso­liert, wäh­rend ih­re lin­ke sich be­quem dem Som­mer auf der an­de­ren Sei­te an­ge­paßt hat­te. Ver­mut­lich wür­de sie die Sei­ten aus­wech­seln, wenn sie in die an­de­re Rich­tung ging. Of­fen­sicht­lich war auf die­ser Welt die Luft ge­gen einen Aus­tausch der ra­di­kal un­ter­schied­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren re­sis­tent, so daß ex­tre­me Kli­ma­te oh­ne Tur­bu­len­zen exis­tie­ren konn­ten. Aber wenn sich hier Stür­me auf ta­ten, wa­ren sie mit Si­cher­heit wild.
    „Wo ist dei­ne Schwes­ter, dei­ne Frau?“ frag­te die Frau.
    „Ich ha­be we­der ei­ne Schwes­ter noch ei­ne Frau“, gab Bru­der Paul zu­rück.
    „Ich mei­ne, dein Ge­schwis­ter­paar in den Au­gen von Xe Ni Qolz“, er­klär­te sie. „Wie kommt es, daß nur dei­ne ei­ne Hälf­te un­ter­wegs ist?“
    Das mach­te die Sa­che nicht deut­li­cher! „Ich kom­me ge­ra­de von … ei­nem an­de­ren Pla­ne­ten. Ich bin ein Ein­zel­kind, un­ver­hei­ra­tet.“
    Sie run­zel­te die hüb­sche Stirn. „Ich wuß­te nicht, daß noch ein Schiff an­ge­kom­men war. Du ver­steckst dich aber bes­ser, ehe du Är­ger be­kommst.“
    „Ich weiß nicht ein­mal, wo ich bin und was hier vor sich geht.“
    Sie blick­te ihn for­schend an. „Sieh mal, das ist al­les ein biß­chen plötz­lich, aber viel­leicht für uns bei­de ei­ne hüb­sche Un­ter­bre­chung. Ich hat­te ge­ra­de einen Kampf mit mei­nem Bru­der­mann, da­her bin ich al­lein fort­ge­schli­chen, aber ich fürch­te, Nath wird mich fin­den. Was hältst du da­von, dich mit mir zu­sam­men­zu­tun?“
    Bru­der Paul ver­stand über­haupt nichts mehr. „Bru­der­mann? Nath? Was be­deu­tet das?“
    Sie trat auf ihn zu und er­griff sei­nen Arm. „Kei­ne Zeit für Er­klä­run­gen“, sag­te sie. „Guck, da ist schon ei­ner!“
    Er folg­te ih­rem Blick. Dort be­weg­te sich am Rand des Schnee­gra­tes et­was wie ein zot­ti­ger Tep­pich – aber es glitt berg­auf. „Das war … war das le­ben­dig?“ flüs­ter­te er

Weitere Kostenlose Bücher