Die Visionen von Tarot
ihn zu einem breiten Sofa. Es war erstaunlich, wie ein so simpler Akt des Ausziehens derart andere Implikationen mit sich brachte. Zuvor hatte er sich auf ihre bekleidete Hälfte konzentriert, nun jedoch … „Die Naths spionieren nicht hinter uns her, aber die Wände sind für ihre Wahrnehmung durchsichtig. Sie benützen keine Schallwellen, sondern eher etwas wie Infraschall. Der Herr der Naths weiß also alles, was hier vor sich geht.“
„Nun, wir haben nichts zu verbergen“, sagte er beunruhigt. Sicherlich verbarg sie nichts. Sie bewegte sich frei, genau wie er sich an sie aus einer früheren Animation erinnerte – außer daß er nicht sicher sein konnte, ob es ihr Körper gewesen war, den er …
Er unterdrückte diesen Gedanken. Jedenfalls hatte er fest vor, sie dieses Mal in Ruhe zu lassen. Alles, was er wollte, waren Informationen.
„Wir haben etwas zu verbergen“, sagte sie. „Eins konnten wir nämlich nicht tun, um den Nath-Kolonisten zu gefallen.“ Sie begann ihn auszuziehen.
„He, Moment mal …“ protestierte er.
Sie beugte sich über ihn und küßte ihn. „Mach keinen Aufruhr. Entspann dich doch einfach und freue dich. Denk daran, wir haben dem Nath erzählt, wir seien Geschwister. Sie haben sehr gute Kommunikationsmittel. Sie werden es sofort merken, wenn wir diese Rolle nicht richtig spielen.“
„Ich bin ein Bruder des Heiligen Ordens der Vision“, sagte Bruder Paul, entschlossen, seine Religionsforschung dieses Mal nicht den gleichen Weg wie beim letzten Mal gehen zu lassen. „Das ist eine Art Titel, der meinen Status im Orden bezeichnet. Es bedeutet kaum, daß ich dein biologischer Bruder bin – und in keinem Fall ist das eine schwesterliche Art, die du mir hier entgegenbringst.“
„Halt den Mund und hör zu“, sagte sie und fuhr fort, gegen seinen Widerstand an seinen Kleidern herumzunesteln. „Die Naths erwarten von uns, eine anständige Sexualmoral aufrechtzuerhalten – dadurch erkennen sie uns als wahre Konvertiten an. Ihre Normen zu mißachten …“ Sie breitete flehend die Hände aus. „Wir könnten als Kolonie ohne die Unterstützung der Naths einfach nicht existieren. Du hast gesehen, wie der Planet aussieht … und das ist nur der bewohnbare Teil. Ich glaube, die Nähe so vieler anderer Sterne verursacht die unruhige Kruste und permanente vulkanische Aktivität. Nicht daß ich etwa etwas gegen Vulkane hätte, aber …“
„Gut“, sagte er nachdrücklich. „Ihr braucht die Unterstützung der Naths. Aber ich finde es gut, daß sie auf einer festen Sexualmoral bestehen. Das tue ich nämlich auch! Aber du …“
„Die Naths reproduzieren sich nicht so wie wir“, sagte sie. „Sie sind Zwitter, das heißt, sie bestehen aus einem weiblichen und einem männlichen Teil. Derjenige, mit dem wir geredet haben, ist übrigens ein Ehepaar.“
„Ich verstehe. Wenn die Naths etwas zusammenfügen, dann hält es wohl auch. Aber sicher schätzen sie auch, daß die Menschen … äh … sich nur für den Fortpflanzungszweck so eng miteinander verbinden. Sie können ja kaum von uns erwarten, daß wir uns ihnen zuliebe körperlich vereinen …“
„Sie verstehen es schon. Aber sie erwarten von Ehepaaren, daß sie in vernünftiger Nähe zueinander bleiben und sich oft vereinigen. Daher präsentieren wir ihnen viel mehr herzliche Zuneigung, als du dies vielleicht von der Erde her gewöhnt bis. Wir haben auch eigentlich nichts dagegen. Es scheint erfolgreiche Verbindungen zu unterstützen.“
„Bei Ehepaaren ist das wohl auch gut. Aber du und ich sind, wenn wir deine Beschreibung dem Nath gegenüber beibehalten, Bruder und Schwester. Daher …“
„Oh, sei doch still“, unterbrach sie ihn. „Ich mußte
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