Die Visionen von Tarot
eine eigene Gottheit, die wir …“
„Ihr verehrt außerirdische Gottheiten?“ fragte er beunruhigt.
Einen Augenblick blieb sie auf dem Pfad stehen. „Sieh mal, Bruder, wenn wir ihre Religion nicht respektierten, würden ihre Missionare aufgespießt, und dann entscheidet die Regierung vielleicht, die guten Ressourcen nicht zu verschwenden, um eine fremdartige Parasitenkolonie auszuhalten. Wir brauchen Geräte und Materialien der Naths sowie ihr Wissen und ihre Kommunikationsmittel, und wenn wir das nicht bekommen, dann … dann … Kannst du dir vorstellen, auf diesem Planeten um dein Leben kämpfen zu müssen?“ Sie wies den Abhang hinauf und hinab, umschloß Lava und Eis. „Daher gehören wir ihrer Religion an. Sie verlangen es nicht gerade von uns, aber wir müssen es eigentlich schon.“
Wie die Schwarzen und Roten der Vereinigten Staaten nach außen hin dem Christentum angehören mußten. Nun wurde es klar. „Ihr habt also eure Heiligen mit ihren Gottheiten vermengt, damit sie glauben, ihr hängt ihrer Religion an?“
„Das stimmt. Es war leicht bei vier Sektionen des Rades. Der Gott des Gases, Xe Kwi Stofr, ist unser heiliger Christophorus und …“
„Ich sehe nicht ganz die Verbindung. Gas entspricht doch dem Element Luft, was der Tarotfarbe Schwert entspricht, was man allgemein mit Intellekt, Wissenschaft oder Sorgen verbindet, während der heilige Christophorus …“
Der Pfad wand sich in ein kleines, unter einem Felsen geschützt liegendes Tal. Hier gab es ein Gebäude in Form eines mit einem Dach versehenen Rades mit fünf Sektionen. Massive Deiche lenkten den Lavastrom ab und ließen ihn an beiden Seiten des Rades vorbeiströmen, wobei er das Eis fortbrannte. Das inselhafte Rad umgab ein Saum verschiedenster Bäume. Offensichtlich handelte es sich um einen permanenten Lavastrom, für irdische Erfahrung vollständig ungewöhnlich und ausreichend, jedermanns Gedanken abzulenken. Eine schmale Brücke aus behauenen Steinen führte über einen der Lavaströme zur Insel. Das Ganze wäre für Menschenhände zu schwierig gewesen, ohne geeignetes Gerät einer fortgeschrittenen Technologie, und an der mangelte es den Kolonisten wahrscheinlich. Daher war dies die segensreiche Tätigkeit der fremden Zivilisation, der Naths.
Es war auch eigentlich vernünftig, daß es mehr als eine intelligente Spezies im Raum geben sollte und nicht nur die protoplasmische Entität von Antares. Unvermeidlich würde der Mensch auf diese Spezies stoßen, und es war gut, daß es Mechanismen für eine friedlichere Koexistenz gab.
„Laß mich vom heiligen Christophorus erzählen“, sagte Ruby. „Er war ein riesiger Mann, der für den mächtigsten König der Welt arbeitete. Als er sah, daß auch der stärkste König Angst vor dem Teufel hatte, arbeitete Christophorus für den Teufel. Aber der Teufel wich vor dem Kreuz zurück, und so suchte Christophorus denjenigen, der damit in Verbindung stand …“
„Ja, natürlich“, sagte Bruder Paul. „Das war Jesus …“
„Sprich diesen Namen nicht aus!“ rief sie und schnitt ihm das Wort ab. „Die Naths kennen unsere eigentliche Religion, und wenn sie glauben, wir würden rückfällig …“
Bruder Paul nickte. „So wird also das Schwert im Tarot zum Kreuz, das der heilige Christophorus suchte. Und die Stäbe werden hierzu …“
„Der heiligen Barbara, die man im Turm einsperrte, weil sie sich weigerte, den reichen Helden zu heiraten“, fuhr sie fort. „Der Blitz, der ihr Martyrium rächte, wird zum Energiesymbol des Nath-Naturgeistes Xe Ba Va Ra. Und die Münzen stehen für die feste Masse der Naths, den Geist des Handels, Xe Yun Olm
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