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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ge­wan­det. Ihr Ge­sicht war ver­schlei­ert, und das Ge­wand be­deck­te den Kör­per voll­stän­dig, doch er er­kann­te ih­ren pro Vo­ka­ti­ven Gang, wie sie die Hüf­ten und die Brust un­auf­fäl­lig, aber ty­pisch weib­lich vor­schob.
    „Sohn der Er­de“, sag­te sie lä­chelnd. „Du bist der Gru­be ent­kom­men, weil du den Pfad der Weis­heit ge­fun­den hast. Nur we­ni­ge An­wär­ter auf die Weis­heit ha­ben die­sen Test be­stan­den – die meis­ten sind ver­schwun­den.“ Das er­klär­te auch, was je­nen pas­sier­te, die sich dem Ab­grund an­ver­trau­ten.
    „Du stehst un­ter dem Schutz der Göt­tin Isis“, fuhr sie fort. Bru­der Paul er­in­ner­te sich an die ägyp­ti­sche Isis, die die Göt­tin der Lie­be sein soll­te. „Sie wird dich si­cher ins Hei­lig­tum füh­ren, wo die Tu­gend ge­krönt wer­den soll.“ Tu­gend un­ter dem Schutz der Lie­bes­göt­tin? Als wür­de man den Bock zum Gärt­ner ma­chen! „Ich muß dich noch vor wei­te­ren Ge­fah­ren war­nen, aber ich wer­de dir auch hel­fen, in­dem ich dir die­se hei­li­gen Sym­bo­le er­klä­re, wel­che dir den Ver­stand mit un­ver­letz­li­cher Kraft um­hül­len.“ Kei­ne Fra­ge: Ama­ranth war nun Isis. Die­se Rol­le paß­te zu ihr!
    Isis öff­ne­te das Git­ter mit ei­nem wei­te­ren ver­bor­ge­nen Me­cha­nis­mus. Sie nahm Bru­der Paul bei der Hand und führ­te ihn den Gang ent­lang. Sie be­weg­te sich nur lang­sam, fast zö­gernd, aber selbst die­ses Tem­po war für ihn zu rasch, um al­le Por­träts an den Wän­den er­ken­nen zu kön­nen. Al­le Weis­heit der Al­ten lag hier aus­ge­brei­tet – und er muß­te dar­an vor­bei­schie­ßen wie ein igno­ran­ter Tou­rist!
    Aber viel­leicht war ge­nau das der Punkt. Er sah sich al­les nur an, woll­te nichts kau­fen. Wenn er un­end­lich lan­ge hier­blei­ben woll­te, wenn er all ih­re Tests be­stand, dann konn­te er bei je­dem Sym­bol so lan­ge ver­wei­len, wie er nur woll­te. Jah­re, falls dies not­wen­dig sein soll­te.
    „Zu­erst be­trach­ten wir den Aspekt der Na­tur“, mur­mel­te Isis. „Hier ist das Kro­ko­dil.“ Sie mach­te ei­ne Hand­be­we­gung auf das nächs­te Bild kurz vor der ers­ten Sphinx zu. Es zeig­te einen ägyp­ti­schen Bau­ern, der an ei­nem Fluß ent­lang­ging und zwei Beu­tel auf der Schul­ter trug, wäh­rend ein Kro­ko­dil ihn im Was­ser ver­folg­te. „Es sym­bo­li­siert die Dumm­heit.“
    Ar­kan Null des Ta­rot! Ta­rot war al­so doch die Wur­zel all des­sen hier! Nun be­saß er einen aus­ge­zeich­ne­ten Be­zugs­rah­men, und dies er­leich­ter­te das Ver­ständ­nis un­ge­heu­er.
    „Der Ma­gus“, sag­te sie und deu­te­te auf die Ge­stalt am an­de­ren En­de der Hal­le, „der die Fä­hig­keit dar­stellt.“ Es war ein ägyp­ti­scher Ma­gier, ab­ge­se­hen von der Klei­dung ei­nem Eu­ro­pä­er aber sehr ähn­lich.
    „Ver­schlei­er­te Isis“, sag­te sie und ging zum nächs­ten Bild wei­ter. „Un­ter an­de­rem steht sie für die Er­in­ne­rung.“ Und die dar­ge­stell­te ver­schlei­er­te Frau war – sie selbst. Er brauch­te nicht über die ‚an­de­ren’ Din­ge nach­zu­den­ken, die sie an­deu­te­te. Er dach­te an Ama­ranth in ih­rem Land­kar­ten­kleid mit den Vul­kan­brüs­ten, Ama­ranth als nack­te Ver­füh­rung in der Vi­si­on der Sie­ben Kel­che. Als Schwes­ter Beth vom Hei­li­gen Or­den der Vi­si­on, die er zu ver­füh­ren ver­sucht hat­te. War es die­ses Mal ih­re wah­re Rol­le?
    Aber wie­der stell­te sie auch die Ver­su­chung dar. Ei­ne Ver­su­chung, der er hier ge­wiß wi­der­ste­hen muß­te, wenn ihn nicht das furcht­ba­re Ge­wicht der Py­ra­mi­de zer­mal­men soll­te.
    Aber sie war schon zum nächs­ten Bild wei­ter­ge­gan­gen – und es war leer. „Der Geist“, sag­te sie. „Das Un­be­kann­te oder Un­ge­wis­se, das Un­end­li­che, das Nichts.“
    Was? Das war kei­ne Ta­rot­kar­te. Er blieb ste­hen und woll­te ge­ra­de fra­gen – hielt sich aber noch zu­rück. Kei­ne Fra­gen! Sei­ne Ge­dan­ken über ih­re An­zie­hungs­kraft hat­ten ihn fast in ei­ne Fal­le ge­lockt. Er wür­de al­les ein­fach ak­zep­tie­ren müs­sen, denn dies hier war kein Ta­rot. Nicht ganz je­den­falls. Es war – et­was

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