Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
dem schma­len Fens­ter hin­aus. Bru­der Paul späh­te an ih­rem Kopf vor­bei, eben­so in­ter­es­siert wie sie, wenn auch aus an­de­rem Grund. Das war wirk­lich ein gu­ter Ef­fekt!
    Der Bug des Flug­zeugs hob ab, dann der Schwanz. Die Ma­schi­ne glitt hin­auf, im­mer noch mit hef­ti­gem An­trieb. Das wur­de nun doch zu rea­lis­tisch – wie konn­te es wie­der ab­brem­sen, ehe der As­phalt­strei­fen zu En­de war?
    Un­ter ihm fie­len die Bäu­me zu­rück. Ta­ke off!
    Ta­ke off? Bru­der Paul starr­te an dem Kin­der­kopf vor­bei durch die paar Haar­sträh­nen hin­durch, die sich aus den Zöp­fen ge­löst hat­ten. Der Bo­den lag be­reits zwan­zig Me­ter un­ter ih­nen und fiel rasch zu­rück, von der un­ge­heu­ren Kraft der Dü­sen wie fort­ge­bla­sen.
    Plötz­lich be­griff Bru­der Paul. Ein Film wur­de im rich­ti­gen Win­kel zu ei­nem star­ten­den Flug­zeug auf das Fens­ter pro­ji­ziert. Und da­her schi­en es, vor­ge­täuscht durch Kip­pung und Dre­hung, als wür­de man tat­säch­lich flie­gen. Sehr raf­fi­niert.
    Bald zeig­te das Fens­ter­bild Wol­ken, und das Flug­zeug flog wie­der ge­ra­de­aus. Man ser­vier­te Cham­pa­gner. Bru­der Paul lehn­te ab. Es hat­te ein­mal ei­ne Zeit ge­ge­ben … Aber nie­mals wie­der wür­de er ei­ne Dro­ge zu sich neh­men, die das Be­wußt­sein be­ein­fluß­te.
    Durch den Mit­tel­gang kam die Ste­war­deß und leg­te klei­ne Früh­stücks­pa­ke­te auf Ta­bletts, die man aus den Vor­der­sit­zen her­aus­klap­pen konn­te. Rührei, Schin­ken, Toast und Frucht­saft.
    Früh­stück? War denn Mor­gen? Nun, nach dem end­lo­sen Her­um­krie­chen in dem La­by­rinth un­ter der Sphinx konn­te dies durch­aus der Fall sein. Die Zeit war nur noch ein sub­jek­ti­ver Fak­tor, wenn man sich ein­mal in ei­ner Ani­ma­ti­on be­fand.
    „Kann ich ein Glas Milch ha­ben?“ frag­te Ca­ro­lyn.
    „ Darf ich Milch ha­ben“, wie­der­hol­te Bru­der Paul geis­tes­ab­we­send.
    Die Ste­war­deß lä­chel­te und brach­te ein Glas Milch. Sie war ein dral­les Mäd­chen, und ir­gend­ei­ne As­so­zia­ti­on ver­band die Milch mit … aber das wies er von sich. Es stimm­te so­wie­so nicht, denn vie­le Leu­te wuß­ten nicht, daß Kü­he vor dem ers­ten Kalb kei­ne Milch ga­ben.
    Ca­ro­lyn ge­noß ihr ‚Pick­nick’, doch Bru­der Paul wur­de nach­denk­lich. Warum die­se per­fek­te Vor­stel­lung mit rich­ti­gem Es­sen ge­nau wie frü­her auf der Er­de (kei­ne Holz­sup­pe!), als hand­le es sich um ein Flug­zeug aus der Ära vor der Ma­te­rie­über­tra­gung. Warum wur­den die ma­ge­ren Res­sour­cen des Pla­ne­ten Ta­rot bei ei­ner sol­chen nost­al­gi­schen Vor­stel­lung ver­geu­det?
    Aber als er dar­über nach­dach­te, be­gann er es schon bes­ser zu be­grei­fen. Auch er kann­te nost­al­gi­sche Ge­füh­le. Es war schön, die rei­bungs­lo­se, tech­no­zen­trier­te Ver­gan­gen­heit wie­der­zu­se­hen, wenn auch nur kurz, wenn auch nur als At­trap­pe. Es war so vie­le Jah­re her, seit er zum letz­ten Mal in ei­nem Flug­zeug ge­ses­sen hat­te – und das war lan­ge nicht so groß und fein ge­we­sen wie die­ses hier. Warum soll­te er sich nicht ein­fach ent­span­nen und die Show ge­nie­ßen?
    Sie be­en­de­ten ih­re Mahl­zeit. Leicht ver­är­gert be­merk­te er, daß Ca­ro­lyn viel zu­rück­ließ. Er konn­te Ver­geu­dung nicht lei­den. Die Ste­war­deß räum­te die Ta­bletts fort.
    Nun flo­gen sie hoch über den Wol­ken in 37.000 Fuß Hö­he, wie der Pi­lot ver­kün­de­te, was Bru­der Paul ver­an­laß­te, in sei­nen Spe­ku­la­tio­nen in­ne­zu­hal­ten, um die Hö­he in Me­ter um­zu­rech­nen: un­ge­fähr elf ein­halb Ki­lo­me­ter – und er hät­te schwö­ren kön­nen, daß sei­ne Oh­ren blo­ckiert wa­ren. Der Flug ver­lief gleich­mä­ßig und sanft. Ei­ni­ge an­de­re Pas­sa­gie­re la­sen, an­de­re schlie­fen, ge­nau als hät­ten sie schon vie­le Rei­sen die­ser Art hin­ter sich. Aber selbst aus nost­al­gi­schen Grün­den be­gann die Sa­che ihn zu lang­wei­len. Es reich­te ihm.
    „Wer war Will Ham­lin?“ frag­te Ca­ro­lyn plötz­lich.
    Er­staunt blick­te Bru­der Paul sie an. „Was weißt du über Will Ham­lin?“
    „Nichts“, er­wi­der­te sie

Weitere Kostenlose Bücher