Die Visionen von Tarot
interessante Dinge taten. Kaum wahrscheinlich, daß sie eines Tages selber hier Studentin sein würde; dann würden sich auch die anderen Bedeutungen für sie herausschälen.
Die Aufmerksamkeit der Teilnehmer nahm noch zu, splitterte sich aber dann in verschiedene Einzeldiskussionen auf. Schließlich wurde die Veranstaltung mit Mehrheitsentscheidung aufgehoben.
Das College hatte den Kurs für die Studenten veranstaltet, konnte sie aber nicht zur Teilnahme zwingen, und das war auch richtig so. Es gab wichtigere Prinzipien als formelle Erziehung und Ausbildung, das wußte Paul nur zu gut. Institutionen, die diesen Gesichtspunkt aus dem Auge verloren, legten vielleicht mehr Wert auf schriftliche Arbeiten, die nur teilweise das Scheitern in anderen Teilen der Ausbildung verhüllen konnten. Das College hatte immer noch die Suche nach einer besseren Wirklichkeit zum Ziel.
Am Nachmittag ging Paul mit Carolyn hinab zu der Endmoräne am Südrand des Colleges. Er hatte in einem Geologiekurs eine Menge über diese typische Erdformation erfahren und seitdem gut behalten. „Sieh mal“, erzählte er ihr, während sie den Pfad von dem schmalen Grat hinabstiegen, dessen nadelholzbestandene Seiten auf beiden Seiten steil abfielen. „Einst bedeckten ungeheure Eismassen den größten Teil dieses Kontinents. Das Eis war Kilometer dick. Man nannte es ‚Gletscher’. Am Rand schob es einen Haufen Sand, Steine und Geröll auf. Und als es abschmolz, ließ es diesen Haufen zurück, den wir hier sehen. Direkt unterhalb floß der Fluß aus dem Schmelzwasser, und den Fluß sehen wir heute noch. Wir stehen hier direkt auf einer eiszeitlichen Endmoräne.“ Er wußte, sie interessierten die Bäume, der Hang und der Pfad sowie die Brombeeren am Rande mehr als alle Theorie. Doch oft war er überrascht, was sie doch von allem behielt, und er hoffte, einige dieser geologischen Informationen würden bei ihr hängenbleiben. Wie sehr doch der Lehrer, zu dem er geworden war, von dem Studenten von einst profitierte. (Das mit der Moräne hätte auch noch in seine Akte gehört …)
Auf dem Rückweg hob Paul ein Papier auf mit einem Artikel über das College. „Es gibt nur zwei Regeln“, stand darin: „Keine Haustiere, und jeder arbeitet hart.“ Haha! Auch die Heuchelei existierte immer noch. Aber solange sie nicht versuchten, Studenten durch entsprechenden Druck hinauszuwerfen …
Nach dem Abendessen ging Carolyn hinauf in ihr Zimmer, während Paul noch auf dem Campus blieb, um mit verschiedenen Leuten zu sprechen. Das Mädchen kannte sich nun hier aus, und daher machte er sich um sie keine Sorgen. Schließlich mußte sie auf dem Weg zum Schlafgebäude noch die Enten füttern. Sie hatte sorgfältig alle Essensreste für sie aufgehoben. Er gab ihr den Schlüssel. „Aber schließ mich nicht aus.“
Als er spät zu ihrem Raum zurückkehrte, fand er die Tür verschlossen vor und mit einem Zettel daran. „Pater Paul! Carolyn konnte sie nicht finden und ist bei mir.“ Darunter stand der Name einer Frau und die Bezeichnung eines anderen Wohnheims.
Ach! Er hatte sein kleines Mädchen nicht aufregen wollen. Manchmal reagierte sie leicht panisch und war grundsätzlich nicht gern allein. Er machte sich auf den Weg zu dem angegebenen Wohnheim.
„Oh ja“, sagte der Junge am Eingang. „Sie waren vor einem Augenblick noch hier. Ich bringe Sie zu dem Zimmer.“ Er brachte ihn durch den Flur.
Das Zimmer war leer. „Ich glaube, sie sind in den anderen Schlafsaal gegangen“, meinte ein Mädchen. „Das kleine Mädchen hat geweint …“
Geweint … „Danke“, sagte Bruder Paul. Er wunderte sich nicht mehr über diese gemischtgeschlechtlichen Wohnheime. Männer und Frauen
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