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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Regeln zu halten.«
    »Ich habe entschieden«, fuhr der untote Kapitän fort, »Laura und ihre Gefährten zu fangen und zu töten und ihre Seelen zu trinken.«
    »Das wirst du schön bleiben lassen«, erwiderte Leonidas. Er legte den Helm beiseite und sah sich um. »Ich weiß, dass Untote nichts benötigen, aber was ist mit den Lebenden? Hast du einem Verbündeten nichts anzubieten?«
    In der Dunkelheit von Barend Fokkes Gesicht glühte etwas auf. Dann drehte er sich leicht, und kurz darauf, ohne dass er an einer Schnur gezogen oder sonst eine Geste getan hätte, kam der Schiffsjunge mit einem Tablett herein, darauf eine Flasche Rotwein, Kristallglas, und ein Teller voller Kleinigkeiten. Nicht alles bewegte sich darin.
    Leonidas griff hungrig zu, auch nach dem, was vor ihm zurückzuckte. Der Wein schmeckte vorzüglich dazu. »Immerhin, du besitzt gastgeberische Qualitäten«, sagte er anerkennend, leckte sich über die Lefzen und stocherte mit einer Kralle zwischen den Reißzähnen. »Und jetzt reden wir über Laura.«
    »Da gibt es nichts zu bereden.«
    »Und ob. Alberich hat ausdrückliche Order - auch dir - erteilt, vor allem Laura lebend zu fassen und zu ihm zu bringen. Das hast du zu befolgen wie jeder andere.«
    »Sonst ... was?« Fokke lachte hämisch. »Was will Alberich mir schon antun?«
    »Gerade du solltest das wissen«, grollte Leonidas.
    »Und du weißt gar nichts!«, schleuderte Fokke ihm entgegen. »Ich habe deine Unterhaltung mit Finn mitbekommen. Er hat dich hinten und vorne belogen! Was, glaubst du wohl, haben die wirklich in der Gläsernen Stadt getrieben?«
    »Na, was wohl?«, fragte Leonidas mit mäßigem Interesse. Den Wein fand er viel bedeutender. Zudem bediente er sich aus der Obstschale, die auf dem Kartentisch stand.
    Fokke streckte den Arm aus und griff scheinbar ins Nichts. Seine Hand verschwand auf einmal in einer Art Nebelwolke, die sich von irgendwoher materialisierte. Ein kurzer Ruck, und dann zerrte der untote Kapitän eine bleiche, diffuse Seele aus dem Nebel, die Ähnlichkeit mit einem Menschen hatte.
    »Erkennst du ihn?«
    »Wer soll das sein?«, fragte Leonidas gelangweilt zurück. Er hatte nichts übrig für diese Seelenfresserei. Sobald die Flasche geleert war, würde er sich wieder auf den Weg machen. Das hier führte zu nichts. Sollte doch Alberich seinen Verbündeten zur Räson rufen, Fokke war schließlich nicht sein Problem.
    Eigentlich schon, wisperte eine kleine Stimme in ihm, die noch nicht vom Wein umhüllt war. Du bist hier, aber Alberich ist weit weg, und die Zeit drängt.
    »Das ist Andreas, einer der Gestrandeten«, verkündete Fokke triumphierend. »Das Besondere an ihm ist, er erinnert sich. Er weiß noch alles.«
    Leonidas hob kaum den Blick. Der Umgang mit diesen armen Seelen war abstoßend. »Die anderen vergessen also?«
    »Ja, das kommt vom Schock des Sterbens und des Einfangens durch mein Schiff. Aber der hier ist anders. Sei ein netter Kerl, Andreas, und erzähl unserem Gast, was Laura und die anderen in der Gläsernen Stadt wollten.«
    Die Seele namens Andreas wand sich und stöhnte leise. Leonidas leerte das letzte Glas und setzte sich gerade hin. Irgendetwas in den Augen der Seele erregte seine Aufmerksamkeit. Sie war sich tatsächlich ihrer selbst noch bewusst. Und Fokke benutzte sie, hatte sie durch irgendeine Schweinerei dazu gezwungen, ihm ihr ganzes Wissen zu verraten. Sein Abscheu, wenn das überhaupt möglich war, stieg ins Unermessliche.
    »Soll ich die Neunschwänzige holen?«, schnurrte der Kapitän dünnlippig.
    »Das ist nicht notwendig«, sagte Andreas. Obwohl es eine Geisterstimme war mit seltsamem Hall, klang sie nicht so haarsträubend wie die Fokkes. »Es ist nur eine Wiederholung dessen, was ich bereits verraten habe.« Er stieß ein Geräusch aus, das Leonidas an das Schluchzen eines Kindes erinnerte.
    »Sie ... sie haben den Dolch Girne gesucht«, trug Andreas dann stockend vor. »Er ... Mit ihm soll Alberich endgültig vernichtet werden ...«
    Leonidas fiel das Glas aus der Hand, doch es fiel nicht tief und rollte unversehrt über den Holzboden. Er sprang auf. »Was sagst du da?«
    »Du kannst gehen.« Der Kapitän wischte die Seele mit einer Handbewegung fort, und sie verschwand. Seine Lippen verzogen sich zu einem boshaften Grinsen, als er sich dem General zuwandte. »Tja, du hast es gehört! Die sind auch nicht gerade als Grashalme geboren.«
    »Eine Waffe, die Alberich vernichten könnte - so etwas gibt es nicht.«
    »Genau

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