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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Kajütentür und trat einfach ein. Seemännische Regeln hatten ihn nie interessiert und auch nicht, dass der Kapitän eines Schiffes mit einem Gott gleichzusetzen war. Das alles galt nicht für ihn, er war eine Landratte und würde es immer bleiben, und mit fliegenden Schiffen hatte er es ohnehin nicht. Ein gutes Pferd, scharfe Waffen und eine Rüstung, das war alles, was er brauchte, was er war: ein Krieger durch und durch.
    Leonidas bemerkte Widerstand und erkannte, dass er beinahe den Schiffsjungen umgerannt hätte, der ihm in dem engen Vorraum nicht ausweichen konnte. Dieser Knabe war merkwürdig, wahrscheinlich viel jünger, als er sich gab, und ein Elf war er auch nicht. Ein Untoter aus der Menschenwelt konnte das nicht erkennen, Leonidas aber sehr wohl. Der Kleine verstand es ausgezeichnet, seine Seele zu hüten. Wie schaffte er das? Vielleicht hatte er einmal Hilfe erhalten, von diesem Goldspender wahrscheinlich, dem Schnarzel oder wie er hieß.
    Der Junge starrte ihn aus schreckgeweiteten Augen an und setzte zu einer Entschuldigung an. »Bitte vielmals um Vergebung, Herr ...«
    Leonidas winkte ab. Er mochte grausam sein, aber ein Monster war er nicht, sondern ein Krieger von Ehre. Dieses Kind hier war unschuldig und durchlitt genug Ängste jeden Tag, er würde ihm das nicht noch erschweren.
    »Pack dich, Junge!«, sagte er rau. »Und sieh zu, dass du Kramp nicht über den Weg läufst, der hat gerade sehr üble Laune.«
    »Er hat immer üble Laune, Herr.«
    »Dann war das früher im Vergleich zu jetzt Festtagsstimmung. Nun geh mir aus dem Weg, ich kann mich selbst anmelden.« Er trat ein wenig beiseite.
    Der Schiffsjunge schlüpfte an ihm vorbei hinaus, Leonidas konnte hören, wie er unterwegs aufatmete.
    »Kannst du dich nicht anmelden?«, dröhnte ihm eine schaurige Stimme entgegen, als er den Hauptraum betrat.
    Leonidas klopfte gegen eine Holzstütze. »Darf ich eintreten?«, fauchte er.
    »Das hier ist ein Schiff, da gelten besondere ...«
    »Verschone mich, Fokke! Du hast es hier nicht mit einem einfachen Offizier zu tun, ich bin Leonidas! Willst du dich mit mir anlegen?«
    Der finstere Kapitän, der bis jetzt Karten studiert hatte, sah auf. Seine Augen lagen so tief in Finsternis verborgen, dass man sie nicht sehen konnte. »Was ist denn mit dir los? Sitzt dir eine Fischgräte quer?«
    Fokke war nicht dumm. Er wusste, dass er an den Hauptgeneral nicht herankam. Nur deswegen war Leonidas überhaupt an Bord gelangt. Sie alle - mit Ausnahme Fokkes - hatten vor Alberich nicht so viel Angst wie vor ihm. Naiv und dumm, denn der Drachenelf verfügte über mehr Kräfte als alle Elfen Innistìrs zusammen, aber dennoch - Leonidas war es, der jeden Tag draußen an der Front kämpfte, er hatte sich Respekt verschafft.
    Fokke hatte selbstverständlich vor gar nichts Angst. Warum auch? Er war ein Untoter. Dennoch wusste er, dass selbst er seine Grenzen hatte.
    Leonidas kam ohne Umschweife zur Sache. »Was mir auf den Magen schlägt, ist dein brennendes Öl dort draußen. Bist du verrückt geworden, ein zweites Mal anzugreifen, noch dazu, wenn meine Leute da unten sind? Wie kommst du dazu, derart das Leben meiner Soldaten aufs Spiel zu setzen? Denkst du, die wachsen in ein paar Tagen auf Feldern nach?«
    »Wenn du sie gut gießt und düngst, vielleicht«, erwiderte Fokke. »Und im Prinzip handhabe ich es so. Aber gut, du bist hier, dann lass uns eines gleich mal klarstellen.«
    Leonidas schritt auf einen bequemen Sessel zu und ließ sich darin nieder. Er konnte sich vorstellen, was jetzt folgte, und wollte sich das nicht im Stehen anhören müssen. Vielleicht konnte er in der Zwischenzeit ein Nickerchen halten; er war ziemlich müde, seit Tagen saß er fast durchgehend im Sattel.
    »Ich bin kein Befehlsempfänger«, begann Fokke und machte im Folgenden klar, was ein Verbündeter war, inwiefern Alberich ihm wegen Lebensrettung verpflichtet war und so weiter ...
    Leonidas gähnte zwischendurch und stand tatsächlich kurz davor, einzunicken. So bequem hatte er schon lange nicht mehr gesessen. Ein wenig Luxus hatte durchaus etwas für sich. Vielleicht sollte er darüber nachdenken, sich einen Schrumpfungszauber zu kaufen und einen gepolsterten Sessel mit sich zu führen, wohl verstaut in der Packtasche am Sattel.
    »Hörst du mir überhaupt zu?«, dröhnte Fokkes Geisterstimme in seine schläfrigen Gedanken.
    »Jedes Wort«, antwortete Leonidas und setzte sich auf. »Selbst ein Verbündeter hat sich an Abmachungen und

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