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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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aussieht.«
    »Is’ das die Pest, Mama?«, fragte das kleine Mädchen und starrte Laura ungeniert aus großen Augen an.
    »Das fehlte noch«, murmelte die Frau.
    »Ich hab gelesen, dass die Pest wieder auf dem Vormarsch ist.« Da musste sich gleich jemand wichtig geben, und schon machten diejenigen, die seine Worte hören konnten, einen großen Bogen um Laura. Dieser Abscheu setzte sich wie eine Welle fort, sodass die junge Frau sich auf einmal ganz allein sah, und sie begriff, dass sie weichen musste. Schlotternd, mit kaltem Schweiß auf der Stirn, den der Frost sofort anklebte, wankte sie zu einer Bank, doch die war mit einer dicken Eisplatte bedeckt. Darauf konnte sie sich unmöglich niederlassen. Dabei war sie inzwischen schrecklich müde und wurde schwächer. Ihre Beine fühlten sich an wie Gelee, Fieber und Kälte schüttelten sie.
    Ich schaff es nicht mehr, dachte sie abgrundtief verzweifelt. Das glaub ich jetzt einfach nicht ...
    »Sag mal, spinnst du?«
    Eine eisenharte Hand packte Laura am Arm und zerrte sie zu einem Hauseingang zwischen zwei Einkaufshäusern. Sie hatte weder die Kraft noch den Willen, sich zur Wehr zu setzen. Aus trüben Augen blickte sie den Mann an, der sich nicht vor ihr zu ekeln schien. Aber wütend war er, warum denn nur?
    »Spazierst hier in aller Öffentlichkeit als Gezeichnete herum, und das in diesen Zeiten!«
    »Was sind es denn für Zeiten?«, hauchte sie.
    »Einen auf blöd machen, wie? Aber komm mir bloß nicht so, ich verarbeite dich schneller zu Mus, als du Kartoffelbrei sagen kannst!«
    »Dann mach doch.«
    Ihre Sicht war verschwommen und verdunkelt. Der Mann war nicht viel größer als sie, hatte dunkle Haare, eine ziemlich große Nase in einem grobporigen Gesicht und leuchtend grüne Augen. Aber so was von grün, das gab es bei Menschen gar nicht. Und wenn sie es recht sah, waren seine Ohren auch ein wenig zu lang und zu spitz.
    »Was soll das denn jetzt wieder? Hör mal, ich lass mich von dir nicht ...«
    » Du hast mich angemacht«, unterbrach sie. »Du bist ein Elf. Was hast du hier verloren?«
    »Ich? Nichts. Aber du hast anscheinend was verloren. Deinen Verstand nämlich.« Er wurde jetzt ein wenig freundlicher, zog einen Flachmann aus der Tasche, schraubte ihn auf und hielt ihn ihr hin. »Hier, trink, das wird dich wärmen.«
    »Hast du keine Angst, dich anzustecken?«
    »Du bist zwar infiziert, Kindchen, aber mit nichts, was mit Viren oder Bakterien oder sonstigem Zeugs zu tun hat und mir deshalb nicht gefährlich werden kann. Denn ich bin ein Elf, wie du trefflich erkannt hast - Gratulation dazu, und jetzt muss ich dich leider töten, weil du zu viel weißt. Also, diese Menschendinge können mir nichts anhaben.«
    »Du wirst mich nicht umbringen.«
    »Nee, das erledigt das Ding in dir schon. Du schleppst da was ganz Grausiges mit dir herum.«
    »Danke.« Laura nahm den Flachmann und trank; ihre Kehle brannte vor Durst, und sie wäre beinahe an dem hohen Alkoholgehalt der Flüssigkeit erstickt, die sie viel zu hastig und zu viel auf einmal hinunterschüttete. Aber sie wärmte augenblicklich ein wenig und benebelte ihren Kopf, was die Schmerzen etwas linderte.
    »Kannst du mir helfen?«, fragte sie traurig. Sie rechnete nicht mit einer positiven Antwort.
    Der Elf schüttelte den Kopf. »Nee, ich glaub nicht, dass das irgendeiner könnte. So was sieht man nicht sehr oft, für mich ist es das erste Mal, und ich hab schon ein paar Jahre aufm Buckel.« Er klopfte mit der rechten Hand gegen die linke Schulter, und es klang tatsächlich hohl. »Ich glaub nicht, dass es einen Namen dafür gibt, wenngleich man von den Menschen Schwarze Pest durchaus übernehmen könnte.«
    »Ich nenne es Schattenlord«, erklärte Laura und nahm einen Schluck. Guter Whisky, soweit sie es noch schmecken konnte.
    »Wer soll’n das nun wieder sein?« Der Elf kratzte sich den Kopf. »Hab ich nie gehört.«
    »Kein Wunder, er hat sich verborgen gehalten - bis jetzt. Nicht aus den Schatten und nicht aus der Geisterwelt und nicht lebendig wie du und ich, das ist er.«
    »Und was will er von dir?«
    »Momentan sieht es so aus, als würde er mich umbringen wollen.« Laura lehnte sich gegen die Hauswand, so schwach war sie. Ihr war schwindlig und übel, die Wirkung des Whiskys ließ bereits nach. »Wer kann mir helfen ... Wie heißt du überhaupt?«
    »Ich bin Galti. Und ich fürchte, ich kenne niemanden, der dir helfen könnte. Die Welten sind im Umbruch, da bleibt bald kein Stein mehr auf dem

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