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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Reaktion hervor?
    Da kehrte das Fieber mit erneuter Heftigkeit in sie zurück, und sie spürte, wie das Gift der schwarzen Flecken sich weiter ausbreitete und ihr Blut zum Kochen brachte.
    Das allerdings brachte sie auf einen anderen Gedanken. Ein höhnisches Lachen brach aus der jungen Frau hervor. »Mach nur weiter so!«, rief sie. »Es ist zu spät. Du kannst nichts mehr dagegen tun! Ich habe mich bereits aus dieser Zeitebene entfernt, und jetzt sitzt du in mir fest! Anstatt frei zu sein, bist du gefangen, und bald wird es weder dich noch mich mehr geben!«
    Dann wäre ihr Tod wenigstens nicht umsonst. Laura fühlte sich plötzlich getröstet. Das schwarze Rumoren in ihr bewies ihr, dass nichts geträumt gewesen war, dass sie alles, einschließlich des Flugzeugabsturzes, wirklich erlebt hatte und noch erlebte. Es war keine Täuschung gewesen, kein Komatraum, nichts von alledem.
    Ausgleichende Gerechtigkeit. Du hast mich gequält, nun gebe ich es an dich zurück. Du hast verloren, Drecksack.
    Bittere Ironie, aber ihr war es recht. Hauptsache, es war dann endlich vorbei. Vielleicht sollte sie sich jetzt aufgeben, dann ging es ganz schnell ...

    Laura stürzte beinahe von der Bank, und sie hatte das Gefühl, taub geworden zu sein, so gewaltig war der Schrei in ihr gewesen, dessen Widerhall bis in ihre letzten Fasern donnerte.
    Erneut wurde die junge Frau geschüttelt, aber diesmal von einer fremden Gewalt, die sie voll in ihrem Griff hatte. Sie spürte, wie ihre geistige Mauer zusammenbrach und das, was die ganze Zeit dagegen angerannt war, nun freikam. Ein Teil davon war das letzte Mal entkommen und hatte diese ... Krankheit ausgelöst, hatte sich sogar zuletzt im Krankenzimmer manifestiert, um die Elfen zu vertreiben. Nun aber war das Wesen endgültig durchgebrochen, floss aus ihr heraus und formte sich zu einem gewaltigen, formlosen Gebilde, schwärzer als ein Schatten während der Mondfinsternis, und ... es war groß. Viel größer und schauriger als bei dem Kampf gegen die Wächterelfen, und da schon war es, obwohl nur ein Teil seines Selbst, nicht zu halten gewesen.
    »Dafür wirst du büßen!«, dröhnte der Schattenlord.
    »Ja, mach nur andere verantwortlich für den Mist, den du gebaut hast!«, gab Laura zurück. Sie hatte überhaupt keine Angst mehr vor ihm, wozu auch. Ihr blieben nur noch wenige Momente.
    »Du hast keine Ahnung, was ich mit dir machen kann«, grollte seine abgrundtiefe Stimme.
    »Dann beeil dich mal besser«, versetzte sie. Ihre trüben Augen starrten auf das wallende Schwarz. »Du zeigst dich also endlich einmal persönlich«, fuhr sie fort. »Der Schattenlord, der große Buhmann.«
    Sie glaubte dort, wo bei einem Menschen das Gesicht gewesen wäre, zwei glühende Lichter auszumachen, die möglicherweise seine Augen darstellten. Eine Ausstrahlung ging von ihm aus, welche die Giftaura des Fliegenden Holländers, Schiff und Kapitän zusammengenommen, um ein Vielfaches übertraf. Kein Wunder, dass Laura sich derart schlecht gefühlt hatte. Der Finstere war vergleichsweise so radioaktiv wie eine Wasserstoffbombe. Absolut zerstörerisch, alles auslöschend.
    »Oh Mann«, murmelte Laura. »Mit wem hab ich mich da bloß angelegt ...«
    »Das hast du nicht«, korrigierte der Schattenlord. »Ich habe dich erwählt. Du bist mein auf ewig.«
    »Aber warum denn? Was willst du von mir?«
    »Das warst du bald begreifen.«
    »Nein. Hast du es denn immer noch nicht kapiert?« Laura hielt lachend die Zeitung hoch. »Ich habe keine Ahnung, warum du hierher wolltest ... oder vielleicht doch, weil ich der Königin und ihrem Mann begegnet bin. Sicher wolltest du sie in deine Gewalt bekommen ... aber das kann niemals gelingen, klar?«
    »Ich habe dich hierher gebracht!«
    »Und ganz schön gepatzt. Wir befinden uns nämlich in der Vergangenheit!«
    Der Schattenlord wallte hoch, und sie spürte seinen Zorn. Er hatte es tatsächlich noch nicht mitbekommen!
    »Pech gehabt«, sagte sie.
    Der Schattenlord musste jetzt erkennen, dass er allein diesem Umstand seinen »Durchbruch« und seine Freiheit verdankte. Nämlich, dass es zu spät war und dem Ende zuging und dass durch den Auflösungsprozess sogar die Mauer gefallen war. Sein letzter Schachzug hatte ihn selbst mattgesetzt.
    Auch für Laura setzte sich das Bild nun zusammen. Alles war so gut durchdacht gewesen - nach der Auseinandersetzung mit Alberich hatte der Schattenlord sich in Laura eingenistet und daran gearbeitet, sie zu übernehmen, zu seiner Marionette

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