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Die Voliere (German Edition)

Die Voliere (German Edition)

Titel: Die Voliere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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schönen Schrecken eingejagt, Herr Lefeber«, sagte er und machte ein erleichtertes Gesicht.
    »War nicht meine Absicht. Sie waren plötzlich verschwunden.«
    »Hat man Ihnen das als Kind nicht eingebläut? Wenn du deine Eltern verlierst, rühr dich nicht von der Stelle und warte, bis man dich holt.«
    »Ich bin kein Dreikäsehoch mehr und Sie sind nicht meine Mutter.«
    Der Weinhändler sah mit offenem Mund verunsichert vom einen zum anderen.
    »Ich nehme ihn«, sagte Lefeber und stellte die Flasche auf den Verkaufstresen. Martinez rief in der Leitstelle an, um Bescheid zu geben, dass man die Zielperson ausfindig gemacht hatte. Lefeber bezahlte mit zwei Fünfzigeuroscheinen und nahm die Papiertasche mit dem grünen Logo des Weinladens entgegen. Die Streifenwagen schalteten ihre Blaulichter aus und fuhren davon.
    Martinez hielt Lefeber höflich die Tür auf, doch als er an ihm vorbeiging, flüsterte er: »Das hat ein Nachspiel, mein Freund.«
    »Für mich oder für Sie?«, schmunzelte Lefeber und trat auf die Straße hinaus.
    Freitag, 29. November
    Noras Handy gab einen Signalton von sich. Das Display zeigte einen Briefumschlag, der sich langsam entfaltete. Jemand hatte ihr eine SMS geschickt:
    Alles Gute zum Dreißigsten. Helfe Hartmann beim Umzug in die Schwarzburgstraße. Stoßen wir am WE an? Gruß, Gitte.
    Nora lächelte. Hatte Gideon ihr nicht vor Kurzem erst verboten, ihn bei seinem Spitznamen zu nennen?
    Sie rief zurück. Es dauerte eine ganze Weile, bis er abnahm, vermutlich musste er erst einmal eine Umzugskiste abstellen. Richter keuchte.
    »Danke für die Glückwünsche«, sagte Nora. »Wenigstens du hast es nicht vergessen.«
    »Hab ich noch nie. Hast du was Schönes vor heute Abend?«
    »Ich bin zum Essen eingeladen.«
    »Von deinem Tierarzt?«
    »Nein, von drei bösen Hexen, die in einem Lebkuchenhaus im Wald leben.«
    Grabesstille in der Leitung. Dann: »Ist er auch eingeladen?«
    »Wer, Bruno? Nein«, log sie.
    »Hältst du das wirklich für eine gute Idee?«, fragte Gideon.
    »Dass er nicht eingeladen ist?«
    »Du weißt genau, was ich meine, Nora.«
    »Warum wollen mich immer alle davon abhalten, nette neue Bekanntschaften zu schließen?«
    »Unter einer netten Bekanntschaft verstehe ich etwas anderes.«
    »Rosen kann gut kochen.«
    »Und wer ist das Hauptgericht? Du? Schubst du ihn in den Ofen, wenn er zudringlich wird?«
    »Du bist absolut unmöglich, Gideon.«
    »Hör zu, Nora: Was hältst du davon, wenn Ceyda und ich dich ausführen? Sie hat heute Abend frei und bei mir ist es im Moment ziemlich ruhig. Wir gehen in die Schöne Müllerin nett was essen. Nur wir drei.«
    Toll, dachte Nora. Den zwei verliebten Turteltäubchen zusehen, wie sie sich stundenlang in die Augen schauen und ihnen anschließend zuhören, wie sie es wild in Ceydas Zimmer trieben. Für ihren dreißigsten Geburtstag konnte sie sich etwas Besseres vorstellen.
    »Tut mir leid, Gitte, ich hab schon zugesagt.«
    »Für den gesamten Hochspessart ist heute und morgen Sturmwarnung ausgegeben. Mir wäre es, ehrlich gesagt, lieber, du würdest bei dem Wetter nicht raus in die Pampa fahren.«
    Nora sah nach oben. Wolkenfetzen fegten über den Himmel. Im Südwesten türmte sich eine gigantische Gewitterwolke auf, deren scharf abgegrenzte Ränder ihr das Aussehen eines Atompilzes verliehen.
    »Wir sind auf einem guten Weg in der Schreckenmühle, Gideon. Es war eine richtig erfolgreiche Woche: Die Voliere ist fertig, die Dorfbewohner haben die Männer in Ruhe gelassen. Und heute Abend wollen wir das mit einem Geburtstagsessen feiern. Mach mir das bitte nicht madig.«
    »Du bist erwachsen, Nora. Du musst wissen, was du tust. Aber ich würde mich wohler fühlen, wenn du am Abend wenigstens mal durchrufst. Damit ich weiß, dass es dir gut geht.«
    Ein warmes Gefühl breitete sich in Noras Bauch aus. Gitte sorgte sich um sie. »Das lässt sich sicher einrichten.«
    »Dass dein Bruno dir nicht mal zum Geburtstag gratuliert, findest du in Ordnung?«
    »Woher willst du wissen, dass er sich nicht gemeldet hat?«
    »Das habe ich zwischen den Zeilen herausgehört.«
    Gideon Richter, der Frauenversteher. Da war ihr ja beinahe der überhebliche Exkollege lieber.
    »Ich melde mich bei dir, Gitte.«
    Gideon legte auf.
    *
    Der Polizist tippte ratlos auf das Display des Tablet-PC, der an der Mittelkonsole befestigt war. Einer der drei Punkte, die die Standorte der Männer repräsentierten, war von einem rot blinkenden Viereck eingerahmt. Der

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