Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Gutenhügel«, sagte William. »Mein Drucker.«
    »Ein Zwerg, wie?«, brummte Paul und musterte Gutenhügel von
    Kopf bis Fuß. »Ich habe nichts gegen Zwerge, aber ihr seid keine guten
    Sortierer. Gnol e kosten nicht viel, doch die schmutzigen kleinen Bur-
    schen fressen die Hälfte der Abfälle. Mit Trollen ist soweit alles in Ord-
    nung. Sie arbeiten für mich, weil ich sie gut bezahle. Am Besten sind die
    Golems. Sie sortieren Tag und Nacht. Sind ihr Gewicht in Gold wert,
    und inzwischen verlangen sie fast so viel.« Die Zigarre begann eine wei-
    tere Reise durch den Mund. »Tut mir Leid, Jungs. Abgemacht ist abge-
    macht. Ich wünschte, ich könnte euch helfen. Aber leider habe ich das
    ganze Papier verkauft.«
    »Du wil st uns einfach so zurückweisen und dem Ruin preisgeben?«,
    fragte Gutenhügel.
    Paul musterte ihn durch die Rauchschwaden.
    »Du redest von Zurückweisen und Ruin?«, brummte er. »Ihr wisst si-
    cher nicht, was eine Klimperkugel ist, oder?«
    Der Zwerg zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß es«, sagte William. »Es gibt mehrere Bedeutungen, aber
    vermutlich meinst du einen Bal aus Schlamm und Münzen. Man findet
    ihn manchmal in alten Abflussrohren, wenn sich bei Rissen ein Was-
    serwirbel formt. Er kann recht wertvoll sein.«
    »Was? Du hast Hände wie ein Mädchen.« Paul König war so über-
    rascht, dass sich die Zigarre für mehrere Sekunden nach unten neigte.
    »Wieso weißt du darüber Bescheid?«
    »Ich mag Worte, Herr König.«
    »Ich habe im Alter von drei Jahren als Schmutzwühler begonnen«,
    sagte Paul und schob seinen Sessel zurück. »Am Tag eins habe ich mei-
    ne erste Klimperkugel gefunden. Einer der größeren Jungen hat sie mir
    natürlich sofort abgenommen. Oh, ich habe früh erfahren, was Zu-
    rückweisungen und Ruin bedeuten. Aber schon damals hatte ich den
    richtigen Riecher…«
    Sie saßen da und hörten zu, William ein wenig aufmerksamer als Gu-
    tenhügel. Es war faszinierend, die Dinge aus einer bestimmten Perspektive zu sehen, auch wenn William zumindest einen Teil der Geschichte
    kannte. Paul König erzählte sie bei jeder Gelegenheit.
    Der junge Paul war ein Schmutzwühler mit einer Vision gewesen. An
    den Flussufern und selbst auf dem Ankh hatte er nach verlorenen Münzen, Metal stücken, Kohleklumpen und anderen Dingen gesucht, die
    irgendwo verkauft werden konnten. Als Achtjähriger beschäftigte er bereits andere Kinder. Ganze Bereiche des Flusses gehörten zu seinem
    Territorium. Andere Banden hielten sich fern oder wurden übernom-
    men. Paul war kein schlechter Kämpfer und konnte es sich leisten, die-
    jenigen einzustel en, die besser kämpften als er.
    So erfolgte der Aufstieg des Königs, über Pferdedung, eimerweise
    verkauft (»Garantiert gut festgetreten«), Lumpen, Knochen, Schrott,
    Hausmüll und die berühmten Eimer, in denen die Zukunft tatsächlich
    golden war. Es war eine Geschichte der Zivilisation, al erdings von un-
    ten nach oben.
    »Du bist kein Gildemitglied, nicht wahr?«, fragte William, als Paul
    König eine kurze Pause einlegte, um Luft zu holen.
    Die Zigarre wechselte schneller als sonst den Mundwinkel, ein siche-
    res Zeichen dafür, dass Wil iam einen wunden Punkt berührt hatte.
    »Verdammte Gilden«, sagte ihr Eigentümer. »Sie meinten, ich sollte
    Mitglied der Bettlergilde werden! Ich! Hab nie in meinem Leben um
    irgendetwas gebettelt! So eine Frechheit ! Aber ich habe die Burschen fortgeschickt, sie alle. Ich will nichts mit den Gilden zu tun haben. Ich
    bezahle meine Jungs ordentlich, und sie halten zu mir.«
    »Es sind die Gilden, die jetzt versuchen, uns zu ruinieren, Herr Kö-
    nig. Das weißt du. Man sagt, dass du über alles informiert bist. Wenn du uns kein Papier verkaufst, sind wir erledigt.«
    »Ich kann mich nicht einfach über eine Abmachung hinwegsetzen«,
    erwiderte Paul König.
    »Dies ist meine Klimperkugel, Herr König«, sagte William. »Und die
    anderen Jungs, die sie mir wegnehmen wol en, sind wirklich groß .«
    Paul schwieg eine Zeit lang, stand dann auf und trat zum großen
    Fenster.
    »Kommt und seht euch das an«, meinte er.
    Am Ende des Hofes stand eine große Tretmühle, in der zwei Golems
    unermüdlich stapften. Sie trieb ein endloses Band an, das über den
    größten Teil des Hofes reichte. Am anderen Ende standen mehrere
    Trolle und schaufelten Müll auf das Band. Die Haufen neben ihnen
    wurden nie wesentlich kleiner, denn immer wieder brachten Karren
    Nachschub.
    An dem Band arbeiteten Golems,

Weitere Kostenlose Bücher