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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mit Nachdruck. »Wir alle sind bei
    dir! Das sind wir doch, nicht wahr? Nicht wahr?« Ihr unheilvoller Blick
    ließ die Zwerge mit einem halbherzigen »Ja« antworten. Boddonys Ge-
    sichtsausdruck wies al erdings darauf hin, dass er sich fragte, warum
    Otto bei ihnen war.
    Gowdie kehrte mit einem kleinen Paket zurück. Sacharissa riss es ihm
    aus der Hand und reichte es Otto, der erschrocken versuchte, sicheren
    Abstand zu ihr zu wahren.
    »Nein, es ist nur Rattenfleisch!«, sagte Sacharissa. »Dagegen gibt es
    nichts einzuwenden. Rattenfleisch ist dir doch erlaubt, oder?«
    Otto zögerte kurz und griff dann nach dem Paket.
    Er biss hinein.
    In der plötzlichen Stille glaubte Sacharissa ein leises Geräusch zu hö-
    ren. Es klang nach einem Strohhalm ganz unten im Becher.
    Nach einigen Sekunden öffnete Otto die Augen, blickte verstohlen zu
    den Zwergen und ließ das Paket fal en.
    »Oh, was fürr eine Schande! Wo kann ich mein Gesicht verrstecken?
    Oh, was müsst ihrr jetzt von mirr denken…«
    Sacharissa klatschte mit verzweifeltem Enthusiasmus in die Hände.
    »Nein, nein! Wir sind al e sehr beeindruckt! Das sind wir doch, nicht
    wahr ?« Außerhalb von Ottos Blickfeld winkte sie den Zwergen zu, die widerstrebend bestätigten, tatsächlich beeindruckt zu sein.
    »Ich bin jetzt seit mehrr als drrei Monaten trrocken«, fuhr Otto fort.
    »Es ist schrrecklich, ausgerrechnet jetzt einen Zusammenbrruch zu
    errleiden und…«
    »Oh, rohes Fleisch bedeutet nichts «, sagte Sacharissa.
    »Ja, aberr ich hätte fast …«
    »Aber eben nur fast«, warf Sacharissa rasch ein. »Das ist der wichtige
    Punkt. Du hast dem Drang in dir standgehalten.« Sie wandte sich an die
    Zwerge. »Ihr könnt jetzt an eure Arbeit zurückkehren. Otto geht es
    wieder gut .«
    »Bist du sicher…«, begann Boddony und nickte dann. Derzeit hätte er
    sich lieber mit einem wilden Vampir als mit Sacharissa auf ein Streitge-
    spräch eingelassen. »Wie du meinst.«
    Die Zwerge verließen den Kel er. Otto nahm Platz und wischte sich
    Schweiß von der Stirn.
    Sacharissa klopfte ihm auf die Hand. »Möchtest du etwas trinken?«
    »Oh!«
    »Ich meine Wasser, Otto«, fügte Sacharissa hinzu.
    »Nein, danke, es ist alles in Orrdnung, glaube ich. Meine Güte. Es tut
    mirr so Leid. Man glaubt, es überrwunden zu haben, und dann ist es
    ganz plötzlich wiederr da. Was fürr ein Tag…«
    »Otto?«
    »Ja, Frräulein?«
    »Was ist passiert, als ich den Aal berührt habe, Otto?«
    Der Vampir verzog das Gesicht. »Ich glaube, dies ist nicht derr rrich-
    tige Zeitpunkt…«
    »Ich habe Dinge gesehen, Otto. Zum Beispiel… Flammen. Und Leute.
    Und ich habe Geräusche gehört. Nur für einen Augenblick. Es fühlte
    sich an, als verginge ein ganzer Tag in nur einer Sekunde! Was ist geschehen ?«
    »Nun«, antwortete Otto zögernd, »du weißt, dass Salamanderr Licht
    absorrbierren?«
    »Ja, natürlich.«
    »Die Landaale absorrbierren dunkles Licht. Nicht dirrekt Dunkelheit, sondern das Licht in derr Finsterrnis. Dunkles Licht… Weißt du, dunkles Licht… Nun, es ist noch nicht rrichtig unterrsucht worrden. Es ist
    schwerrerr als norrmales Licht. Deshalb befindet sich das meiste davon
    am Meerresgrrund oderr in den tiefen Höhlen von Überrwald. Aberr
    selbst norrmale Dunkelheit enthält ein wenig dunkles Licht. Es ist al es
    sehrr faszinierrend…«
    »Also handelt es sich um eine Art magisches Licht. Na schön. Könn-
    test du bitte zum Kern der Sache kommen?«
    »Es heißt, dunkles Licht sei das urrsprrüngliche Licht, aus dem alle anderren Arrten von Licht entstanden…«
    »Otto!«
    Er hob eine blasse Hand. »Ich muss dirr diese Dinge erklärren! Hast
    du von derr Theorrie gehörrt, dass es garr keine Gegenwarrt gibt?
    Wenn sie trrennbarr ist, kann es nicht die Gegenwarrt sein, und wenn sie nicht trrennbarr ist, kann sie wederr einen Anfang haben, derr mit derr
    Verrgangenheit verrbunden ist, noch ein Ende, das mit derr Zukunft in
    Verrbindung steht. Derr Philosoph Heidehollen bezeichnet das Uni-
    verrsum als eine kalte Suppe aus Zeit. Die ganze Zeit ist darrin verr-
    mischt, und was wirr als verrgehende Zeit empfinden, sind nurr Quanten-fluktuationen im Gefüge derr Rraum-Zeit.«
    »In Überwald sind die Winterabende ziemlich lang.«
    »Die Existenz des dunklen Lichts gilt als Beweis dafürr«, fuhr Otto
    fort und überhörte Sacharissas Sarkasmus. »Es ist Licht ohne Zeit. Was
    es errhellt, muss nicht unbedingt… jetzt existierren.«
    Er legte eine kurze

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