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Die Wacholderteufel

Die Wacholderteufel

Titel: Die Wacholderteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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doch da er in einer Straße lebte, die mit dem Auto nur bis zum Beginn des Kurparks zu befahren war, verirrten sich meistens lediglich suchende Kurgäste hierhin. Gegenüber wohnte eine Familie mit drei Kindern, die manchmal abends im Vorgarten Fußball spielten. Die Ausländer zwei Häuser weiter hatten einen Hund, der dauernd bellte, weil er gegen acht Uhr in den Zwinger gesperrt wurde.
    Stefan Brampeter mochte die Geräusche seines Heimatortes. Er hätte auch Musik hören können, er hatte ein Radio in seiner Werkstatt, doch er konnte sich nicht erinnern, es jemals angeschaltet zu haben. Eigentlich stand es nur da auf dem Regal neben den Farbtöpfen, weil es eine Uhr mit Leuchtziffern hatte, die ihm, wenn er in die Arbeit vertieft war, als einzigerAnhaltspunkt für den Lauf des Tages dienten. Spätestens wenn die Digitaluhr auf 21   :   00 sprang, legte er das Werkzeug zur Seite, zog den Blaumann aus, stellte den Heizlüfter ab, löschte das Licht und ging durch die Tür neben der Handtischsäge zurück in seine Wohnung. Dort aß er Graubrot mit Wurst und einen Apfel, trank Frischmilch aus der Tüte und schaltete ein paar Minuten den Fernseher ein, um sich schließlich wieder davon zu überzeugen, dass vierundvierzig Fernsehprogramme nicht mehr bringen mussten als die fünf, die er hatte, bevor sich die Hausbesitzer entschieden hatten, eine Schüssel auf dem Dach zu montieren. Und wenn der Apparat nicht mehr flimmerte, fiel sein Blick auf das eingerahmte Familienbild, welches als einziger Wandschmuck über dem Kasten hing. Manchmal dachte er dann nach, wie lange es schon her war, dass diese Aufnahme von ihm, seinen Eltern und dem großen Bruder gemacht worden war. Es schien eine Ewigkeit zurückzuliegen. Er hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlte, neben seiner Familie zu stehen. Dann schaute er schnell weg, las ein wenig Zeitung. Oder ging früh zu Bett.
    So war es an jedem Tag. So war es auch heute. Stefan mochte keine Abwechslung in seinem Leben. Ihm reichte der Mittwochabend, wenn er sich mit den
Wacholderteufeln
traf. Diesen Abend konnte er sogar richtig genießen. Er konnte durchaus ein redseliger Mensch sein. Morgen war es wieder so weit, er würde eines der Räder mitbringen, damit die anderen sehen konnten, wie gut er vorankam. Es gab im Lindenhof einen schmackhaften Lippischen Pickert mit Leberwurst, dazu trank er dann auch gern ein paar Bier, manchmal auch Wacholderschnaps.
    Um halb zehn spülte Stefan Brampeter unter dem Wasserhahn die Krümel von seinem Teller. Da klingelte das Telefon.
    Er hätte es fast nicht gehört, denn der alte Apparat stand nebenan bei der Hobelbank. Er bekam nur selten private Anrufe,vor allem nicht zu so später Stunde. Wenn das graue Telefon schellte, waren es so gut wie immer Kunden, ab und zu auch Vereinsgenossen, manchmal sein Steuerberater. Aber er konnte sich nicht erinnern, wann das letzte Mal um diese Uhrzeit jemand bei ihm angerufen hatte.
    Er ging durch die Tür. Erst jetzt, als er von der warmen Wohnstube in die Werkstatt trat, fiel ihm auf, wie lausig kalt sein Arbeitsplatz war. Er knipste das Licht an. Es hatte bestimmt schon sechs- bis siebenmal geklingelt. Da bewies jemand Ausdauer. Er wischte seine vom Abwasch noch feuchten Finger an der Cordhose ab und nahm den Hörer mit der rechten Hand.
    «Brampeter   – Holzrestaurierung, ja?»
    «Ich bin’s», sagte eine hektische Stimme. Stefan erkannte am Klang, mit wem er sprach. «Sie ist da   … ich habe sie gesehen   … und ich dachte, du solltest es wissen: Sie ist wieder da.»
    Etwas Seltenes geschah: Stefan Brampeters Stirn legte sich in sorgenvolle Falten.
     
    TUT– – –TUT– – –TUT– – –TUT
    «–   Hier ist der automatische Anrufbeantworter von Wencke Tydmers und Axel Sanders. Wir sind gerade nicht da, weil wir Kleinkriminelle zur Strecke bringen –
    – Wencke, kannst du nicht was Seriöses aufs Band sprechen? –
    – Nun sei doch nicht so spießig –
    – Lass mich mal: Wenn Sie uns eine Nachricht hinterlassen wollen, so sprechen Sie nach dem Signalton –
    – Piepton! Klingt doch viel schöner: Piep   – Piep   – Piepton! –
    – Meinetwegen sprechen Sie nach dem Piepton   … Mann, was für eine peinliche Ansage   … –
    – Ich finde sie witzig –
    – Ich nicht   –»
    – – –PIEP– – –
    «Hallo, Wencke hier. Es ist zehn Uhr. Ich stehe in der Telefonzelle im Klinikflur. Gleich kommt die Oberschwester und schimpft, weil ich noch nicht schlafe. Axel

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