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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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solltest dich ins Bett legen, ehe du noch das halbe Revier ansteckst.«
    »Ach was.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich hab mir in der beschissenen U-Bahn-Station nur ’nen Zug geholt.«
    Günther kicherte. »Der war gut.«
    »Ha, ha.« Cem verdrehte die Augen. Er krümmte sich in einem erneuten Hustenanfall, bevor er eine geistreiche Erwiderung finden konnte.
    »Scheiße, Cem, du gehörst ins Bett!«, sagte Günther beharrlich. »In der Verfassung hilfst du niemandem.«
    Cem wollte protestieren, doch schließlich sah er es ein. »Gut. Ich fahre heim. Wenn ihr niemanden findet, der für mich einspringt, dann ruft mich an.«
    »Ja, ja«, sagte Günther.
    Er schleppte sich aus der Kantine, wohl wissend, dass ihn niemand anrufen würde. Er hatte sich bis zu diesem Morgen absolut gesund gefühlt. Aber seit einigen Stunden plagte ihn ein trockener Husten. Und das Atmen fiel ihm seltsam schwer.
     
    Zu Hause schaffte Cem es kaum aus dem Auto und dann hoch in den vierten Stock, wo seine Wohnung lag. Keuchendschloss er die Tür hinter sich und ließ den Mantel an Ort und Stelle fallen. Er schleppte sich ins Schlafzimmer und fiel der Länge nach aufs Bett.
     
    Als Cem wieder die Augen öffnete, war es draußen bereits stockfinster. Er ließ seine Zunge einige Male im Mund kreisen, um den bitteren Geschmack zu identifizieren. Es schmeckte, als hätte er sich im Schlaf erbrochen. Er schaltete das Licht an und vergewisserte sich, ob tatsächlich Erbrochenes auf seinem Kopfkissen war, doch außer einem kleinen Speichelfleck konnte er nichts weiter feststellen.
    Trockener Husten quälte sich die Atemröhre empor und drohte seinen Hals zu zerreißen. Cem fasste sich mit beiden Händen an die Stirn. Pochende Kopfschmerzen raubten ihm fast die Sicht, so schwer fiel es ihm, sich zu konzentrieren.
    Mit zittrigen Knien wankte er in die Küche. Dort bewahrte er in einem kleinen Schränkchen seine Medikamente auf. Er drückte zwei Paracetamol aus dem Blister und schluckte sie. Eine blieb ihm im Hals stecken und der bittere Geschmack brachte ihn zum Würgen. Er hielt den Mund unter den Wasserhahn und drehte die Kaltwasserleitung auf. Schlussendlich glitt die Tablette in seinen Magen und er fühlte sich direkt ein wenig besser. Was natürlich absoluter Schwachsinn war. Manchmal glaubte Cem, dass er auch ausschließlich mit Placebos glücklich wäre.
    Er kontrollierte seine Körpertemperatur mit einem Griff an die Stirn. »Kein Fieber«, krächzte er. Seine schwache Stimme machte ihn stutzig.
    Im Cerankochfeld konnte er sein Spiegelbild erkennen. Dicke Augenringe hingen wie Regenwolken in seinem Gesicht. Seine Haut war blass, nahezu farblos. Erschrocken wich er einen Schritt zurück.
    Er spürte eine erneute Hustenwelle anbranden und wappnete sich dagegen. Der trockene Husten wandelte sich zu einem schleimigen Auswurf, den er ins Spülbecken spuckte.
    Schwarzer Rotz, von einer Konsistenz wie flüssiger Teer, zerlief in dem spiegelnden Aluminiumbecken und kroch langsam zum Abfluss. Fast so, als handelte es sich dabei um einen lebendigen Organismus, der nach einem Fluchtweg aus dem silbernen Gefängnis suchte.
    Cem stellte das Wasser an und schaufelte sich mit den Händen einen Schwall davon in den Mund. Er spülte und spuckte. Spülte und spuckte. Doch der bittere Geschmack des Schleims wollte nicht verschwinden.
    Die schnellen Bewegungen ließen seine Kopfschmerzen fürchterlich zunehmen, also schleppte er sich wieder ins Bett. Er würde morgen einen Arzt aufsuchen.
     
    Ein Blick auf die Uhr zeigte kurz nach fünf. Cem brauchte einen Moment, bis er begriff, dass es fünf Uhr des Folgetages war. Ich habe fast einen kompletten Tag lang geschlafen? , dachte er fassungslos. In der Wohnung war es stockfinster. Die Rollläden waren hochgezogen, doch draußen war die Sonne bereits untergegangen. Ich habe einen ganzen Tag geschlafen, ohne aufs Klo zu müssen? , wunderte er sich weiter.
    Cem setzte sich auf die Bettkante. Der Hustenreiz war verschwunden. Ebenso seine Kopfschmerzen. Er wollte aufstehen, sank unter lautem Stöhnen aber zurück aufs Bett. Sein Körper war ein einziger gewaltiger Muskelkater. Anscheinend bin ich unter die Schlafwandler gegangen .
    Unter größter Anstrengung gelang es ihm aufzustehen, ohne vor Schmerzen zu schreien. Er schlurfte ins Bad, wobei jeder einzelne Schritt einem Kampf auf Leben und Todglich. Dort entleerte er seine Blase, was, gemessen an der Zeit, die er geschlafen hatte, erstaunlich schnell

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