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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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geht.«
    Wieder knisterte das Funkgerät. »SFC 3544, Sierra Foxtrott Charlie 3544 …« Karin hielt sich die Sprechmuschel an die Lippen und antwortete.
    »Sierra Foxtrott Charlie 3544.« Sie hörte konzentriert zu und warf Johan einen müden Blick zu.
    »Sie kommen gleich hierher und holen mich ab. In zwanzig Minuten sind sie da.« Sie küsste ihn. »Wir müssen den Spinnaker einholen, denn ich nehme doch an, dass du nicht allein damit segeln willst.«
    »Da hast du sicherlich recht«, stimmte Johan ihr zu und ging hoch an Deck.
    Genau neunzehn Minuten später traf das Schlauchboot 497 der Küstenwache mit zwei Mann Besatzung ein. Das graue Zwölf-Meter-Boot schien regelrecht über die Wasseroberfläche zu schweben, bevor es hinter der Andante eine scharfe Kurve machte und neben die Steuerbordseite des Segelboots glitt.
    »Hallo. Das war wirklich eine gute Wegbeschreibung«,rief der Mann am Steuer Karin und Johan zu. »Hübsches Boot.« Er zeigte auf die Andante .
    »Danke gleichfalls«, erwiderte Karin.
    »Das ist ja ein wahnsinniges Monstrum.« Johan betrachtete die drei Außenborder mit je 250 PS. »Wie schnell fährt es?«
    »Mit sechs Personen an Bord sind fünfzig Knoten kein Problem. Wenn wir nur zu dritt sind, können wir wahrscheinlich noch schneller fahren.« Grinsend entblößte er die weißen Zähne in seinem braungebrannten Gesicht und schob seine Sonnenbrille hoch.«
    »Lust, mitzufahren?«, fragte er Karin.
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Nach Marstrand können wir mit dem Autopiloten fahren«, sagte der zweite Mann an Bord, der Karin nun einen orangefarbenen Rettungsanzug reichte.
    »Pass auf mein Boot auf«, sagte sie zu Johan.
    »Pass auf dich auf«.
    Karin verließ das gediegene Stahldeck der Andante und betrat die weichen Luftkissen des Festrumpfschlauchboots. Sie stieg in den Rettungsanzug und nahm dankbar eine Sonnenbrille entgegen, die sie vor Insekten schützen sollte.
    »Okay. Ich bin bereit.« Die Motoren jaulten, das Boot setzte sich sofort in Bewegung und steuerte die schwedische Küste an. Als sie sich umdrehte, sah sie Johan auf der Andante an der Ruderpinne stehen. Das Großsegel und die Genua hatten einen schönen Bauch, und das Boot bahnte sich seinen Weg durch die Wellen. Es kam nicht so schnell voran wie mit dem Spinnaker, aber es lief trotzdem gut. Fünf Knoten, schätzte sie. Er war äußerst achtsam und immer reaktionsbereit, um eine Patenthalse zu vermeiden. Nach Karins Ansicht lernte man Menschen hervorragend kennen, wenn man sie auf einen Segeltörn mitnahm. Es ging eigentlich nicht darum,wie gut man segeln konnte, sondern wie man mit der Situation umging. Es sagte viel über eine Person aus. Johan hatte den Test schon lange bestanden, stellte sie fest, während die Andante mit Johan an Bord immer kleiner wurde, bis nur noch ein kleiner weißer Fleck am Horizont zu erkennen war.
    Karin lächelte selig. Es war fantastisch, wie das Boot über die Wellen fegte. Bestimmt sechzig Knoten. Sie liebte zwar das Segeln, aber mit einem Festrumpfschlauchboot zu fahren, war nicht nur eine irrsinnige schnelle Art der Fortbewegung, sondern machte auch unglaublich viel Spaß. Sie dachte an ihren Kollegen Folke, malte sich aus, was er wohl von einer solchen Fahrt halten würde, und musste lauthals lachen. Tief im Innern würde sie ihm mit Sicherheit auch Vergnügen bereiten, aber das hätte er niemals zugegeben. Stattdessen würde er sich darüber auslassen, wie überflüssig und teuer diese Fortbewegungsart sei. Und die Motoren fände er wahrscheinlich viel zu laut.
    Sie fragte sich, was passiert sein mochte. Anhand der knappen Informationen, die sie per Funk erhalten hatte, konnte sie sich mitnichten ein klares Bild der Lage machen. Leicht backbord war der Leuchtturm Pater Noster zu erkennen, und vor ihnen zeichnete sich die unverwechselbare Silhouette der Festung Carlsten auf der Spitze von Marstrandsö vom blauen Sommerhimmel ab. Ich habe den schönsten Beruf der Welt, dachte Karin.
Lotsgränd, Marstrandsö
    Agnes wachte früh auf. Sie ging auf den Hof hinunter, leerte den Nachttopf und holte Wasser vom Brunnen. Zu Hause kümmerten sich andere um solche Dinge. Wennsie ein Bad nehmen wollte, wurde für sie heißes Wasser in den großen Waschzuber gefüllt. Sie hatte eigentlich nie darüber nachgedacht, was für ein Privileg es war, sich zum Frühstücken an einen gedeckten Tisch setzen zu dürfen. Jedenfalls nicht ernsthaft. Bis jetzt.
    Das kalte Wasser erfrischte sie. Sie wusch sich

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