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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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jetzt eine Arbeit, aber als Mann aufzutreten, war komplizierter, als sie sich jemals hätte träumen lassen. Allein so eine Nebensächlichkeit wie das Erledigen ihrer Bedürfnisse. Das Plumpsklo auf dem Hof hatte drei Sitzplätze. Das bedeutete, das jeden Augenblick jemand hereinkommen und neben ihr Platz nehmen konnte. Einer genaueren Betrachtung würde sie niemals standhalten. Erfreut entdeckte Agnes einen Nachttopf unter dem Bett, so musste sie wenigstens nachts nicht nach draußen.
    Irgendjemand hatte ihr Papier und Schreibgerät auf den Tisch am Fenster gelegt. Da der Stuhl keine Spuren auf dem Holzfußboden hinterlassen hatte, nahm Agnesan, das Schreibtisch und Stuhl erst vor kurzem hier platziert worden waren. Das hatte sicherlich Kaufmann Widell angeordnet.
    Neben dem Schreibtisch thronte ein hellgelber Kachelofen, und gegenüber stand das Bett. Sie ging hinüber und untersuchte das Deckbett. Es war mit Daunenfedern gefüllt. Das Kissen ebenso. Es gab sogar Bettwäsche. Hier brauchte sie nicht zu frieren. Beinahe hätte Agnes den hohen Schrank in der Ecke übersehen. Im schmiedeeisernen Schloss steckte ein Schlüssel, der genauso groß war wie der Haustürschlüssel. Sie war froh, dass sie den Schrank abschließen konnte. Kaufmann Widell hat bestimmt nichts dagegen, dachte Agnes, während sie ihren Kopf auf das weiche Kissen bettete. Zum Glück ist er ein Mann, der gern hinter sich abschließt.

5
    Bei der Bake von Nord-Kråkan senkte das graue Festrumpfschlauchboot seine Geschwindigkeit auf dreißig Knoten, und als sie den Lilla Sillesund durchquerten und anschließend links an Karlsholm vorbeifuhren, waren sie bereits auf zehn Knoten hinuntergegangen. Dann fuhren sie in die sogenannte Schnauze hinein. Der Name passte, weil sich die große Bucht tief in die Insel Klöverö hineingefressen hatte. Hier befand sich ein beliebter und geschützter Übernachtungshafen, der sich besonders für vor Anker liegende Boote eignete. Karin warf einen Blick auf den Kartenplotter. Karlsholm kannte sie bereits, aber nicht die Landzunge Korsvike auf der anderen Seite der Bucht. Das Polizeiboot war an den Felsen rechts von ihnen vertäut. Sie quälte sich aus dem Rettungsanzug, verstaute ihn in einem wasserdichten Fach an Bord und bedankte sich bei den beiden Küstenwächtern. Geübt sprang sie auf die grauen Klippen und blickte dem Schlauchboot hinterher, das wendete und aus der Bucht hinausglitt.
    »Guten Tag. Was für ein Auftritt!« Ein uniformierter Kollege von der Wasserpolizei gab ihr die Hand. »Ich nehme an, du bist Karin Adler, die segelnde Kriminalkommissarin?«
    »Ja.« Karin deutete in die Richtung, in der die beiden Küstenwächter verschwunden waren. »Sechzig Knoten. Es hat durchaus Vorteile, auf See abgeholt zu werden.«
    »Aber was ist mit deinem Boot? Was hast du damit gemacht?«
    »Mein …«, sie überlegte, als was sie Johan bezeichnen sollte, »…Freund segelt es nach Hause.«
    »Prima. Schön, dass du so schnell kommen konntest. Es sind ziemlich viele Leute hier, aber wir haben sie alle vom Fundort weggebracht.«
    »Gut.« Karin folgte dem Kollegen durch ein Wäldchen zu dem Grasfleck, auf dem sich die Botanische Vereinigung Göteborg befand. Als Erste erblickte sie Sara von Langer, die ganz blass dasaß und in das angrenzende Moor starrte.
    »War sie dabei, als die Leiche entdeckt wurde?«, fragte Karin bekümmert.
    »Richtig. Sie hat es wohl am schlechtesten verkraftet.«
    Karin nickte, wahrscheinlich hatte er recht. Sie eilte zu Sara und nahm sie in den Arm.
    »Wie geht es dir, meine Liebe?«
    »Da liegt jemand im Moor, Karin. Es ist so schrecklich. Ich bin nur hier, weil sonst niemand im Heimatverein zu einer Inselwanderung in der Lage ist. Deshalb habe ich das übernommen.«
    »Warst du nicht diejenige, die endlich lernen wollte, nein zu sagen?«
    Sara lächelte matt.
    »Stimmt, das wollte ich eigentlich üben.«
    Einer der Kollegen vom Polizeiboot brachte Sara frischen Kaffee und eine Zimtschnecke. Dann ging er mit seinem Picknickkorb weiter zu den Leuten von der Botanischen Vereinigung.
    »Kannst du mir erzählen, was passiert ist?«
    »Es kam so unerwartet.«
    »Das ist oft so. Möglicherweise erscheint es einem noch schlimmer, weil man in dieser Umgebung hier nun wirklich nicht damit rechnet, auf eine Leiche zu treffen.«
    Der Wind rauschte in den Baumkronen, und sie saßen auf einem Teppich aus frischem grünen Gras. Die Idylle war perfekt, zumindest äußerlich. Rechts von ihnen breiteten

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