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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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vergönnt war.
    Alle geladenen Gäste waren eingetroffen und hatten sich an dem hufeisenförmigen Tisch versammelt, der im großen Saal auf dem Nordgård gedeckt worden war. Die Herren saßen auf der rechten, die Damen auf der linken Seite. Der Pastor stand auf, las ein Gebet für das Brautpaar und segnete es. Unter dem Tisch drückte Oskar ihre Hand. Bevor die Mahlzeit mit Blätterteigtaschen und Bouillon begann, sang man gemeinsam ein Kirchenlied. Der Pastor hielt die erste Rede an Agnes und Oskar, die auf den Ehrenplätzen saßen. Zum Abschluss hob er sein Glas und brachte einen Toast aus. Zum Dank nickte Oskar ihm lächelnd zu. Die zweite Rede hielt Agnes’ Vater. Sie meinte, gesehen zu haben, wie er sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte, war sich aber nicht ganz sicher. Agnes umarmte ihn und küsste ihn auf beide Wangen.Da lachte er sein tosendes Lachen, das mit Mutters Tod verschwunden war. Diesem ansteckenden Lachen konnte niemand widerstehen, und bald lachten alle Gäste nach Herzens Lust, ohne recht zu wissen, worüber.
    Der erste Tanz mit der Braut gehörte Oskar. Er hielt sie so fest, dass sie das Gefühl hatte, über den Boden zu schweben. Es ist wirklich wahr, dachte sie und lächelte ihren frisch gebackenen Ehemann an.

14
    »Dreh sofort den Wasserhahn zu!« Hastig kam Rickard in die Küche.
    »Was?« Jessica drehte sich um.
    »Du kannst nicht einfach das Wasser laufen lassen.«
    »Aber es ist noch nicht kalt. Ich hasse es, lauwarmes Wasser zu trinken.«
    »Dann gieß es in eine Kanne und stell es in den Kühlschrank. Wir müssen hier sparsam mit dem Wasser umgehen, du weißt doch, dass wir uns auf einer Insel befinden.« Rickard nahm eine Glaskanne aus dem Schrank.
    »Wie konnte mir das nur entgehen?« Jessica seufzte. »Alles ist hier wahnsinnig umständlich, und es gibt massenhaft Vorschriften. Wenn man über Nacht wegfährt, muss man den Kühlschrank an das Gas anschließen. Im Holzschuppen darf man niemals den Lichtschalter auf der linken Seite betätigen. Und bevor man den Haustürschlüssel umdreht, muss man die Tür anheben, denn sonst klemmt sie.«
    »So ist das eben mit alten Häusern. Man muss sie erst kennenlernen.«
    »Zu Hause kann man einfach wohnen, ohne viel nachzudenken.«
    »Aber nur, weil du weißt, wie dort alles funktioniert.«
    »Du meinst wohl, weil ich weiß, dass dort alles funktioniert. Hier funktioniert überhaupt nichts.«
    »Das stimmt doch gar nicht. Wenn du dich erst einmal eingewöhnt hast, wirst du gar nicht mehr darüber nachdenken, dass du die Tür anheben musst, bevor du sie öffnest. Und den linken Lichtschalter wirst du automatisch nicht mehr benutzen.«
    »Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir den Hof verkaufen, Rickard. Ich will und werde diesen Ort nicht näher kennenlernen. Können wir nicht morgen nach Göteborg fahren und irgendwo essen oder ins Kino gehen? Oder wir sehen uns gemeinsam Tapeten an.«
    »Tapeten?«, fragte Rickard verwundert. »Wozu sollen wir denn hier noch tapezieren, wenn wir den Hof ohnehin verkaufen?«
    »Nicht für den Hof, du Dummerchen. Für zu Hause. Ich weiß doch, wie gern du dir Tapeten ansiehst.« Sie zwinkerte ihm zu.
    »Du willst doch nicht mitten im Sommer in die Stadt fahren, um Tapeten auszusuchen?«, fragte Rickard.
    »Das war ein Scherz, Rickard.«
    »Willst du nicht die Gelegenheit zum Baden nutzen, solange wir hier sind? Das Wasser ist herrlich.«
    »Für Feuerquallen und Algen vielleicht. Ich hasse Algen. Da fahre ich lieber zum Mittagessen hinüber ins Havshotel.«
    »Wir können hier nicht einfach die Bombe platzen lassen, dass wir verkaufen wollen, und dann zum Essen in die Stadt fahren. Das kommt mir irgendwie unpassend vor.«
    »Du meinst, wir sollten lieber hier rumsitzen und uns beliebt machen? Du kannst Vendela ja einladen.«
    »Glaubst du im Ernst, dass sie uns begleiten würde? Nachdem wir ihr mitgeteilt haben, dass wir das Haus unter allen Umständen verkaufen wollen?«
    »Meine Güte, es gibt doch noch mehr auf der Welt als diesen Hof. Sie wird dann wenigstens genug Geld haben, uns in London zu besuchen. Da kann sie Charlie Kunstgalerien zeigen und mit ihm shoppen oder ins British Museum gehen.«
    »Warst du schon mal im British Museum?«, fragte Rickard erstaunt.
    »Nein, aber ich dachte, Vendela könnte sich vielleicht dafür interessieren. Sie hat doch ein Faible für alte Sachen.«
    »Sie mag die alten Dinge auf dem Bremsegård, weil sie ihr etwas bedeuten. Nach dieser Sache hier werden Vendela

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