Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)
er.
»Ja, das bin ich.«
»Aber ich muss Sie warnen, Miss Masters. Ich habe vor, es Stück für Stück zu enthüllen.«
Später, wenn Mina an diesen Moment zurückdachte, wunderte sie sich jedes Mal, wie leichtfertig sie seine Warnung in den Wind geschlagen hatte. Jetzt hingegen brachten seine Worte sie dazu, die Luft anzuhalten. Dies war die Gelegenheit herauszufinden, wie er das anzustellen gedachte, auch wenn sie natürlich vermutete, dass er es mithilfe seiner Lippen, seiner Zunge und anderer Körperteile tun würde. Sie fragte sich, ob er mit ihr reden würde, während er sie berührte, so wie er es in seinem Arbeitszimmer getan hatte; so als gäbe es nichts, das zu anstößig war, um in Worte gekleidet zu werden.
»Versuchen Sie es doch«, sagte Mina, ehe sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn küsste.
Phin zögerte keinen Augenblick. Er umfasste ihre Ellbogen und erwiderte den Kuss. Sogleich brandete Jubel um sie herum auf, in den sich einige nicht zu ernst gemeinte Ermahnungen mischten. Da der Alkohol in Strömen floss, schienen selbst die Moralapostel nicht alles so streng zu sehen. Es gibt keine redlichere Gesellschaft als in England auf dem Lande . Ha! Ihre Mutter wäre entsetzt.
Als Minas Knie zu zittern begannen, zog sie sich von ihm zurück. Doch Phin legte die Hand um ihren Nacken. »Das Zimmer in der Wirtschaft gehört uns«, sagte er.
»Ja«, wisperte sie und dachte an den Lavendel vor dem Fenster, das nach Rosmarin duftende Zimmer und an die Freuden, die das einladend weiche, saubere Bett versprach.
Genau genommen wusste Mina nicht mehr, was sie eigentlich von Ashmore erwartet hatte. Ihre Liaison mit Henry hatte vornehmlich im Dunkeln stattgefunden, in einem Schlafzimmer mit Seidentapeten und bei geschlossenen Vorhängen. Er hatte es verlangt, dass ihre Treffen in größtmöglicher Stille stattfanden, damit weder seine Bediensteten noch seine Schwester, weder sein Neffe noch sonstige Ohren etwas mitbekamen. Der Beischlaf mit Henry hatte in Minas Erinnerung den schalen Beigeschmack von Schamhaftigkeit, von Dunkelheit und seiner wachsenden Frustration, weil sie sich weigerte, »ehrbar« zu werden und seinen Ring zu tragen, damit er sich mit ihr betten konnte, ohne das Licht verlöschen zu müssen.
Im Gegensatz dazu ließ das Zimmer im Wirtshaus, als Ashmore es aufschloss, bereits ahnen, dass es dieses Mal gänzlich anders verlaufen würde. Das sanfte Licht der frühabendlichen Sonne, das dem Holzboden dort, wo kein Teppich lag, ein zauberhaftes Leuchten entlockte, erfüllte den Raum. Als Mina sich umdrehte, sah sie, dass Phin noch immer bei der Tür stand und keinerlei Anstalten machte, das Tageslicht zu verbannen. Genau genommen bewegte er sich gar nicht, sondern stand einfach nur da und starrte sie aus dunklen Augen an. Es waren jedoch weder ihre Brüste noch ihr Schoß, auf die er sich konzentrierte. Nein, er betrachtete sie als Ganzes, und es schien, als dächte er über etwas nach. Im Gegensatz zu ihrem Verstand, der noch ein wenig verunsichert war, schwelgte ihr Körper bereits in der Vorfreude auf das Ergebnis seiner Überlegungen. Je länger er sie betrachtete, desto stärker wurde das Kribbeln, das sich in ihrer tiefsten Weiblichkeit regte.
»Warten Sie etwa auf eine Einladung?« Angesichts ihrer butterweichen Knie grenzte es an ein Wunder, dass ihre Stimme so fest klang.
»Nein«, sagte er. »Aber das Licht auf Ihrem Gesicht ist so unbeschreiblich schön. Als wären Sie in Gold getaucht.«
Mina atmete tief durch. Da Komplimente wegen ihrer Schönheit an der Tagesordnung waren, gab es keinen Grund, seinen Worten etwas Wunderbares abzugewinnen. Immerhin war es ihr aber dadurch ein Leichtes, ihm eine Antwort zu geben. »Dann kommen Sie her und küssen mich.«
Phin lächelte. Mit einer Hand öffnete er die Knöpfe seines Jacketts und ließ es zu Boden fallen. Als Nächstes war die Weste an der Reihe. Es war eine Schande, dass selbst das edelste Kleidungsstück seine imposante Gestalt zu sehr verhüllte und dass Mina sich erst jetzt so richtig am Anblick seiner breiten Schultern und seiner schmalen Taille weiden konnten. Wie von selbst wanderte ihr Blick in die Tiefe, hin zu der gut sichtbaren Beule in seinen Beinkleidern. Als sie errötete, kam sie sich töricht vor. Es war schließlich nicht so, als würde der Anblick seiner Erregung sie überraschen. Sie wusste, dass er bereits seit geraumer Zeit für sie bereit war, hatte sie doch beim Kuss auf dem Anger seine pulsierende
Weitere Kostenlose Bücher