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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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und zog ihn tief in sich, wieder und wieder.
    Doch unvermittelt empfand Mina das wachsende Entzücken als zu flüchtig, als zu wenig greifbar, um darauf vertrauen zu können. Sie erkannte, dass Angst in ihr hochstieg; es war die unerklärliche Angst, sie könnte in Abermillionen von Splittern zerspringen, die sie nie wieder würde zusammenfügen können. Ich kenne dich doch gar nicht, schoss es ihr in den Sinn. Jetzt war die Zeit der Dunkelheit, dann konnten sie wie Fremde sein. Erschrocken, fast mit Furcht, bemerkte sie, dass er die Augen geöffnet hatte und sie ansah. Selbst in diesem Moment erwartete er etwas von ihr. Sie wollte das nicht. Sie würde es ihm nicht geben. »Komm«, raunte er. Mina wusste nicht, was er von ihr wollte. Was sollte sie ihm denn noch geben? »Mina«, keuchte er, obwohl er nicht das Recht hatte, noch mehr von ihr zu verlangen. Schließlich hatte sie sich ihm doch aus freien Stücken hingegeben.
    Vielleicht las er die Antwort in ihrem Gesicht, denn der tiefe Kuss, den er ihr gab, war intensiver und ruhiger als der ungestüme Angriff zuvor. Gleichzeitig wurden seine Stöße fordernder, als wäre er der Sache überdrüssig geworden und wollte sie so schnell wie möglich zu Ende bringen. Mina grub die Fingernägel in seinem Rücken und wartete ab. Als sich seine Lenden hart gegen ihren Leib pressten, empfand sie plötzlich Schmerz. Es war, als gäbe ihr Körper ihr einen Vorgeschmack darauf, wie sie sich nach dem Akt fühlen würde: wund, leer und verloren. Als hätte sie etwas weggegeben, ohne etwas dafür zu bekommen, als würde sie etwas vermissen und sich danach sehnen.
    Und dann war es vorbei. Ashmore zog sich aus ihr heraus und ließ sich neben sie auf das Bett fallen. Sein Atem ging schnell und heftig und streifte ihre Schulter. Mina starrte an die weiß getünchte Decke, auf den langen, von Regenwasser verfärbten Riss, der sich darüber hinzog. Wie töricht von mir, mich enttäuscht zu fühlen, dachte sie. Sie hatte es darauf angelegt, sich lüstern zu geben und die Gelegenheit beim Schopf zu packen, und genau das hatte sie getan. Im Gegenzug hatte sie eine neue Erfahrung gemacht. Eine, die ihr bei Henry versagt geblieben war: In dem Moment, in dem Ashmore sie am Haar gepackt und ihr zwischen die Beine gegriffen hatte, hatte sie Kleopatra, Eva und alle unmoralischen Frauen der Welt verstanden.
    Als Mina sich aufsetzen wollte, hielt sein Arm sie zurück. »Wir sind noch nicht fertig«, sagte Phin leise.
    Wie ein gefangenes Tier wehrte sie sich gegen seinen Griff und versetzte ihm einen Stoß gegen die Hüfte, sodass er sich auf die Seite drehte und sich mit dem Ellbogen abstützte. Als ihr Blick auf den nassen Fleck im Laken fiel, zog sie eine Augenbraue hoch. »Und ob wir das sind.«
    Ashmore sah keine Veranlassung, aus seiner Belustigung einen Hehl zu machen. »Sie halten sich wohl für allwissend, kann das sein?«
    Warum zog er sie auf? »Vielleicht bin ich das auch.« Entnervt griff Mina nach der Decke, die vom Bett geglitten war, und bedeckte damit ihre Blöße. »Was soll das? Hat es Ihnen etwa nicht gefallen?«
    »Ganz im Gegenteil«, antwortete er leichthin. »Aber mir scheint, dass Sie noch nicht zu Ihrem Recht gekommen sind. Sie hatten keinen Höhepunkt, nicht wahr?«
    Verlegen wandte Mina den Blick ab und schaute wieder auf den Riss an der Decke. Jetzt, da ihr Körper sich ein wenig beruhigt hatte, war es sehr viel schwieriger, sich nicht dumm und verwirrt zu fühlen. Ihr war, als stünde sie nach einer Vorführung, von der sie dachte, sie hätte sie gut gemeistert, vor ihrem Publikum und musste erleben, dass es nicht applaudierte, sondern sie verdutzt anstarrte. In Ashmores Blick lag ein Hauch von Fassungslosigkeit, weil sie gedacht hatte, alles mit Bravour über die Bühne gebracht zu haben. Was für ein Fiesling!
    »Es tut mir leid, wenn es Ihnen nicht gefallen hat«, sagte sie.
    »Sieht man einmal von dem Schlag gegen meine Eitelkeit ab, könnte man argumentieren, dass es nichts mit mir zu tun hat.« Er hielt inne. »Oder geht es genau darum? Sie denken, es hat damit zu tun, was ich möchte?«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.« Vielleicht wusste sie es wirklich nicht, und je länger er sie ansah, desto störrischer und wütender wurde sie. Sie wollte ihn für irgendetwas an den Pranger stellen. Während er sie dazu zu bringen versuchte, über ihren Schatten zu springen. Aber das hatte sie doch längst getan. Sie war nackt, und er hatte seinen Spaß gehabt.

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