Die Wahrheit der letzten Stunde
auf der Couch liege.
Er knöpft meine Bluse auf und drückt die Lippen auf die nackte Haut an meinem Halsansatz. »Die Wirkung, die diese Sendung auf dich hat, gefällt mir außerordentlich gut.«
Er will mich necken, aber ich habe diesen Punkt längst überschritten. Ich will ihn fühlen, ihn nehmen, mit ihm verschmelzen. Ich zittere am ganzen Leib, als ich die Hände in seinem Nacken verschränke.
Als er die Veränderung an mir spürt, hebt Ian den Kopf und schaut mir in die Augen. »Ich habe dich so vermisst«, flüstert er und küsst mich. Mit geschickten Fingern facht er das Feuer in mir noch weiter an. Das ist Liebe, geht es mir durch den Kopf. Ein Ort, an dem zwei Menschen, die lange allein waren, sich wie Falken aneinander krallen und durch die Luft trudeln können, schwindelig vor Überraschung über die Intensität ihrer Vereinigung. Ein Ort, an den man sich willig und voller Staunen begibt.
Mit fliegenden Fingern entkleide ich ihn, dann dringt er in mich ein, unsere Finger verhaken sich ineinander, sodass wir förmlich aneinander verankert sind. Er gehört mir, mir, mir. Das Haar fällt ihm in die Augen, und als ich das Gesicht seitwärts meiner Schulter zudrehe, wird mir bewusst, dass ich nach ihm rieche, als wäre er bereits ein Teil von mir geworden.
Der Fernseher summt im Hintergrund, und ein Kaleidoskop von Testfarben füllt den Bildschirm aus. Ich lege eine Hand auf Ians Brust, dicht unterhalb des Halsansatzes, dort, wo das Brustbein sich unter der Haut abzeichnet, eine weitere Stelle, die ich schon fast auswendig kenne. »Ian… denkst du manchmal, du könntest in die Hölle kommen?«
Er rückt ein wenig von mir ab und lächelt fragend. »Wie kommst du denn darauf?«
»Antworte.«
Er fährt sich mit der Hand durch das Haar und lehnt sich gegen das Kopfende des Bettes. »An die Hölle zu glauben bedeutet, an religiöse Vorstellungen zu glauben, also müsste ich das verneinen.«
»Müsstest du«, stimme ich ihm zu, »aber das besagt noch nicht, was du wirklich denkst.«
Er deckt mich mit seinem Körper zu, und ich fühle seinen warmen Atem an meinem Hals. »Was hat dich auf den Gedanken an die Hölle gebracht? Das?« Er fährt mit den Zähnen über meine Schulter. »Oder das?«
Nein, will ich erwidern. Das ist himmlisch. Es muss der Himmel auf Erden sein, weil ich mir niemals hätte vorstellen können, dass jemand wie du mit mir würde Zusammensein wollen, so wie wir jetzt zusammen sind. Und diesem Gedanken folgt dichtauf ein anderer: Ein solches Glück hat doch sicher seinen Preis.
Ian legt die Stirn an meine und schließt die Augen. »Ja«, sagt er leise. »Ich denke manchmal daran, dass ich in die Hölle kommen werde.«
Metz starrt mit grimmigem Blick auf den Fernseher und schaltet dann das Band mittendrin ab. »Das ist Müll«, sagt er in den leeren Raum. »Müll!«
Mariah White hat ihm eins ausgewischt dadurch, dass sie Hollywood Tonight! einen Einblick in ihr Zuhause gestattet hat, und nach allem, was Colin White ihm über seine Ex-Frau erzählt hat, ist er überrascht. Angeblich ist sie der Typ, der sich beim ersten Anzeichen eines sich anbahnenden Konfliktes tot stellt. Diese Annäherung an die Medien nach wochenlangem Versteckspiel ist ganz offensichtlich Teil einer Strategie - und einer erfolgreichen noch dazu, wie Metz widerwillig zugeben muss. Das Sorgerechtsverfahren findet in einer Woche statt, und aktuell ist Faith White Liebling der Presse, während er einen überaus nervösen Mandanten an der Backe hat. Er wird sich ins Zeug legen müssen.
Ein Klopfen reißt ihn aus seinen Gedanken. »Ja?«
Elkland, eine seiner jungen Partnerinnen, steckt den Kopf zur Tür herein. »Mr. Metz? Hätten Sie eine Minute Zeit?«
Teufel, ja, er hat eine Minute Zeit. Er hat den ganzen Abend Zeit, da es ihm offenbar bisher nicht gelungen ist, sich im Fall White einen Vorteil zu verschaffen. »Sicher.« Er deutet auf einen Stuhl und reibt sich müde mit einer Hand das Gesicht. »Was gibt’s?«
»Also, ich habe mir gestern abend Nova auf PBS angesehen.«
»Gratuliere. Wollen Sie Anwältin sein oder lieber ein Mitglied der Nielsen-Familie?«
»Es ging da um diese Krankheit namens Münchhausen-Syndrom. Grundsätzlich geht es hierbei darum, dass jemand einen anderen körperlich oder geistig krank erscheinen lässt.«
Metz setzt sich neugierig auf. »Bitte sagen Sie mir, dass die Unterlagen in Ihrer Hand das Ergebnis erster Nachforschungen sind«, murmelt er.
Sie nickt. »Es handelt
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