Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit stirbt zuletzt

Die Wahrheit stirbt zuletzt

Titel: Die Wahrheit stirbt zuletzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
Vom Netzwerk:
habe es meiner Schwester versprochen.«
    Am nächsten Tag lässt Magnus das Gespräch noch einmal in Gedanken Revue passieren, während er seinen Kater mit Wasser und einer kalten Gemüsesuppe zu kurierenversucht, die die Spanier Gazpacho nennen und die er inzwischen schätzen gelernt hat. Er hält die wesentlichen Punkte in seinem Notizbuch fest. Die Geschichte ergibt Sinn, aber trotzdem traut er Joe nicht richtig über den Weg. In einem Punkt ist er sich nämlich vollkommen sicher, dass Joe Mercer lügt.
    Er glaubt nicht, dass Joe als freier Mitarbeiter für den amerikanischen Geheimdienst tätig ist. Er glaubt, dass Joe vielmehr hauptberuflich als Agent arbeitet, und zwar entweder für die Amerikaner oder für die Franzosen, mit denen die USA eng zusammenarbeiten. Joe spricht zwar kein Spanisch, aber Magnus hat ihn fließend Französisch sprechen hören. Er ist sich sicher, dass Joe weit mehr in Geheimdienstaktivitäten involviert ist, als er ihm gegenüber zugegeben hat.
    Magnus ist davon überzeugt, dass das Gold wirklich existiert, aber er ist sich nicht sicher, ob Joe ihm die Wahrheit gesagt hat, als es darum ging, wie er davon erfahren hat. Selbstverständlich will Magnus seinen Bruder finden, aber er benutzt ihn auch als Vorwand. Die Suche nach Mads noch einige Tage fortzusetzen verschafft ihm zugleich die Möglichkeit, seinen neuen Partner genauer zu beobachten und herauszufinden, wie dieser Agent und Journalist Joe Mercer eigentlich einzuschätzen ist.

12
    E ndlich hat Magnus Meyer Glück. Ein paar Tage nach dem Gespräch mit Joe begegnet er zufällig drei dänischen Freiwilligen, die seinen Bruder kennen und bis vor Kurzem mit ihm zusammen waren. Sie stehen vor einer kleinen Bar in der Calle Mayor, sind ziemlich betrunken und unterhalten sich laut auf Dänisch, wie schlecht sie hier behandelt würden, weil sie nicht die Ausrüstung und die Unterstützung bekämen, die sie benötigten. Sie beschweren sich über ihre neuen deutschen Offiziere und darüber, dass die Verpflegung an der Front so schlecht ist. Sie erhalten fünf Pesetas pro Tag als Sold, und nach mehreren Wochen an der Front haben sie gerade erst ihren Lohn ausbezahlt bekommen. Jetzt wollen sie den Großteil versaufen und den Rest im Bordell lassen, bevor sie wieder an die Front geschickt werden.
    Magnus stellt sich ihnen vor und gibt eine Runde aus. Nach dem, was er von ihnen erfährt, ist davon auszugehen, dass Kamerad Mads Meyer immer noch in Albacete ist, wo sie gerade herkommen. Aber sie haben keine Ahnung, ob er in der Stadt bleiben oder was sonst mit ihm passieren wird. Hier sei alles sehr unvorhersehbar. Die Brigaden trainierten in den Dörfern in der näheren Umgebung. Mads sei ein tapferer Kämpfer und daher in eine der Spezialeinheiten aufgenommen worden. Mads werde bestimmt sehr froh sein, seinen Bruder wiederzusehen. Davon sind sie überzeugt. Man freue sich immer sehr, von der Familie zu hören. Und dann auch noch persönlich. Besser könne es doch gar nicht sein, sagt einer der drei, ein großer Schmied aus Jütland von gerade mal neunzehn Jahren.
    Magnus ist froh, dass sie wissen, wer Mads ist, und sich darüber freuen, seinen großen Bruder kennenzulernen, und er ist erleichtert darüber, dass man ihm nicht mit dem überall vorherrschenden Misstrauen begegnet.
    Joe Mercer möchte ihn nach Albacete begleiten. Er wolle über die amerikanischen Freiwilligen schreiben, sagt er. Aber Magnus hat das Gefühl, dass es Joe vielmehr darum geht, in der Nähe seines neuen Partners zu bleiben.
    Sie legen zusammen und mieten sich einen Wagen mit Chauffeur. Der Krieg treibt die Preise in die Höhe, aber Magnus verhandelt so lange mit dem Mann mittleren Alters, bis der ihnen einen vernünftigen Preis macht. Der Mann besitzt einen großen Wagen, einen eleganten Hispano-Suiza aus dem Jahre 1921, den er aus Barcelona hierher gebracht und offensichtlich in seinen Privatbesitz überführt hat.
    Der Wagen ist schwarz und hat ein schwarzes, holzverkleidetes Steuerrad, weiche graue Ledersitze und einen starken Achtzylindermotor. Die Autoreifen scheinen in gutem Zustand zu sein, und der Motor lässt ein vertrauenerweckendes Brummen ertönen, als er nach ein paar Mal Kurbeln anspringt. An der Seite ist ein gut erhaltenes Reserverad befestigt. In Barcelona habe der Wagen einem Fabrikbesitzer gehört, der am dritten Tag der Revolution erschossen worden sei, erzählt ihnen der Chauffeur, der Juan Montero heißt. Er scheint das teure Auto sorgfältig zu

Weitere Kostenlose Bücher