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Die Wahrheit stirbt zuletzt

Die Wahrheit stirbt zuletzt

Titel: Die Wahrheit stirbt zuletzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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einmal quer über den Kasernenhof und dann in die Tür rein, auf der die römische Ziffer zehnsteht. Da findest du die Skandinavier. Die meisten sind bei Thälmann.«
    Er bedankt sich und schenkt ihr das restliche Zigarettenpäckchen.
    Ihre Augen leuchten für einen Moment auf, und sie stopft das Päckchen schnell in ihre Rocktasche. »Vielen Dank. Es wäre schön, ein paar Neuigkeiten aus der Heimat zu hören.«
    »Vielleicht sehen wir uns später?«
    »Quien sabe? Wer weiß? Wie man hier sagt.« Sie lächelt und sieht auf einmal jünger aus, auch wenn ihr im Unterkiefer ein Zahn fehlt. Ihr Gesicht ist schmal und ihr Körper so dünn, als bekäme sie nicht genug zu essen. »Morgen ist ein neuer Tag«, sagt sie.
    »Mañana será mejor«, sagt er und zieht seinen imaginären Hut.
    »Das hast du aber schnell gelernt, Meyer, wenn du wirklich gerade erst angekommen bist. Dass morgen alles besser wird. Einmal quer über den Hof. Römisch zehn. Du kannst es nicht verfehlen.«
    Magnus verfehlt es nicht, aber dort hilft ihm niemand weiter. Im Gegenteil, er trifft auf einen abweisenden und unwirschen Mann, der sich als Gerhardt Pandrup, Politkommissar des Thälmann-Bataillons, vorstellt.
    Pandrups Büro ist klein, und die Wände sind nackt und weiß. An der Wand hinter dem Schreibtisch muss früher einmal ein Kruzifix gehangen haben. Magnus vermutet, dass sich in diesem Raum zuvor das Büro des Unterbefehlshabers der Zivilgarde befunden hat. Auf dem Schreibtisch, auf dem die Flagge der Republik an einer Miniaturfahnenstange gehisst ist, steht ein schwarzes Telefon. Gerhardt Pandrup dürfte etwa dreißig Jahre alt sein und hält sich sehr gerade. Er trägt eine graugrüne Uniform mit Gürtel und Schulterriemen, an seinem Gürtel ist ein geschlossenes Pistolenhalfter befestigt. Über der Stuhllehnehängt eine dunkelbraune, abgewetzte lange Lederjacke. Er steht hinter dem Schreibtischstuhl und bittet Magnus nicht, Platz zu nehmen. Seine Worte sind einigermaßen höflich, aber sein Tonfall ist kalt und abweisend.
    »Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass Sie diese Informationen bekommen«, wiederholt Pandrup, nachdem er den Pass und die Akkreditierungsunterlagen sowie den auf Dänisch abgefassten Brief studiert hat, aus dem hervorgeht, dass Magnus Mads’ großer Bruder sei und dass er ihm Nachrichten rein privater Natur überbringen wolle. Pandrup gibt Magnus die Papiere zurück, der sie wieder in seine Schultertasche steckt, in der er ganz unten in einem geschlossenen Fach auch seinen Revolver aufbewahrt.
    »Wir sprechen hier über meinen Bruder.«
    »Das bezweifle ich auch gar nicht. Sie können Ihrem Bruder gern schreiben, und wir sorgen dann dafür, dass er Ihren Brief bekommt …«
    »Der erst einmal von wer weiß wie vielen Leuten gelesen wird.«
    »Eine notwendige Maßnahme, um zu verhindern, dass der Feind an Informationen herankommt.«
    »Es handelt sich um eine rein private Angelegenheit.«
    »Das glaube ich Ihnen gern, aber Ihr Bruder ist in einer wichtigen Mission für die Republik unterwegs. Ich kann Ihnen leider nicht sagen, welche das ist und wo genau er sich befindet. Das müssen Sie doch verstehen.«
    »Dann kennen Sie meinen Bruder also?«
    »Selbstverständlich kenne ich Kamerad Meyer. Er ist ein mutiger und tapferer Soldat und hat eine gesunde und ideologisch richtige Einstellung zu unserem Kampf.«
    »Ich möchte gern mit ihm sprechen.«
    »Das lässt sich leider nicht einrichten. Zurzeit jedenfalls nicht.«
    »Können Sie meinem Bruder dann wenigstens Bescheid geben, dass ich hier im Land bin?«
    »Vielleicht, aber ich kann es Ihnen nicht versprechen.«
    »Aber warum denn nicht?«
    »Ihr Bruder ist an etwas beteiligt, das weit größer ist als jede Familienangelegenheit. Darüber ist er sich im Klaren, denn sonst hätte er sich nicht freiwillig für das gemeldet, was er jetzt nun mal tut.«
    »Sagen Sie ihm einfach, dass ich nach Spanien gekommen bin.«
    »Wir werden sehen. Ich habe mich noch um einige andere, wichtigere Dinge zu kümmern. Ich begleite Sie zur Tür.«
    »Ich finde allein hinaus.«
    »Ausgezeichnet. Und wenn Sie etwas über das Bataillon schreiben wollen, dann helfen ich oder meine Kollegen Ihnen gern weiter. Der Krieg an der Propagandafront ist wichtig. Dessen sind wir uns bewusst.«
    »Das werde ich mir merken.« Magnus geht, ohne Pandrup zum Abschied die Hand zu reichen.
    Er steht im Kasernenhof. Von einer Seite her zieht ihm der Geruch von Pferdestall in die Nase, und er hört den

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